Stigmatisierung psychisch kranker Menschen

Ausgrenzung und Diskriminierung nehmen immer noch zu

26.09.2018 Von Dr. Christine Amrhein

  • Ein Stigma ist im übertragenen Sinne die Verknüpfung eines bestimmten Merkmals – etwa einer psychischen Erkrankung – mit negativen Eigenschaften oder Vorurteilen – etwa: “ist unberechenbar” oder “ist gefährlich”.
  • Stigmatisierung äußert sich auf unterschiedliche Weise. Man unterscheidet zwischen interpersoneller Stigmatisierung, öffentlicher Stigmatisierung, struktureller Diskriminierung und Selbststigmatisierung.
  • Die Erklärungsansätze für die Stigmatisierung von psychisch kranken Menschen sind vielschichtig. Vorallem fehlendes Wissen verhindert dabei die Entkräftung von althergebrachten Vorurteilen, die nicht selten auch durch eine klischeehafte Darstellung psychisch Kranker in "den Medien" am Leben gehalten werden.
  • Als erfolgreichste Aspekte bei der Bekämpfung von Stigmatisierung haben sich Aufklärung und Vermittlung von Wissen über psychische Erkrankungen sowie der persönliche Kontakt mit den Betroffenen erwiesen. Günstig ist auch, einen gesellschaftlich offenen Umgang mit psychischen Erkrankungen zu fördern.

Psychische Erkrankungen kommen in unserer Gesellschaft häufig vor und können jeden treffen: So ist ein Drittel der Erwachsenen innerhalb eines Jahres von einer psychischen Erkrankung betroffen. Am häufigsten sind dabei Angststörungen, Depressionen und Missbrauch bzw. Abhängigkeit von Alkohol. In vielen Fällen lassen sich psychische Erkrankungen inzwischen jedoch gut behandeln.

Dennoch müssen die Betroffenen oft erleben, dass sie wegen ihrer psychischen Probleme von anderen stigmatisiert und diskriminiert werden. Zum Beispiel wird negativ über sie gesprochen, sie werden von anderen Menschen gemieden oder sie müssen Nachteile in Kauf nehmen. Die Diskriminierung ist dabei unabhängig davon, wie sich der Betroffene selbst verhält – sie kommt allein durch Vorurteile und falsche Vorstellungen über psychisch Kranke zustande.

Auch die Angehörigen psychisch Kranker können von Stigmatisierung betroffen sein. Häufig müssen sie sich Schuldzuweisungen anhören. Zum Beispiel wird Eltern vorgeworfen, für die psychische Erkrankung ihres Kindes verantwortlich zu sein.

Untersuchungen haben gezeigt, dass die Stigmatisierung psychisch Kranker in den letzten Jahren eher zu- als abgenommen hat – hierbei wurden vor allem die Krankheitsbilder Depression, Alkoholabhängigkeit und Schizophrenie untersucht. Daher ist es besonders wichtig, der Stigmatisierung und Diskriminierung psychisch kranker Menschen durch eine Reihe von Maßnahmen entgegenzuwirken.

Definition

Was versteht man unter Stigmatisierung?

Im übertragenen Sinn bedeutet Stigma die Verknüpfung eines bestimmten Merkmals – etwa einer psychischen Erkrankung – mit negativen Eigenschaften oder Vorurteilen – etwa: “ist unberechenbar” oder “ist gefährlich”.

Das Wort Stigma kommt aus dem Griechischen und bedeutet “Wundmal”. Stigmatisierung bedeutet wörtlich, jemanden “Wundmale zuzufügen” oder ihn zu “brandmarken”.

Durch die Stigmatisierung wird der Betroffene in seinem unmittelbaren sozialen Umfeld und / oder innerhalb der Gesellschaft abgewertet oder benachteiligt.

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