Angststörungen mit Hypnose behandeln

Hypnose erweist sich bei vielen Ängsten als wirksam

07.08.2019 Von Isabella Buschinger - Hypnose Berlin

Angst hat viele Gesichter. Mal kommt sie ungeschminkt als nackte Panik daher und mal versteckt sie sich hinter vorgeblicher Vernunft.

Die Auslöser der Angst sind ebenfalls vielfältig. Im Grunde können wir vor allem Angst haben, was es gibt und vor vielem, was es nicht gibt. Die Liste der Phobien ist schier endlos. Dennoch behaupten insbesondere Hypnosetherapeuten, es mit allen Ängsten, von der Ablutophobie (der Angst vor dem Waschen und Baden) bis hin zur Zoophobie (der Angst vor Tieren), aufnehmen zu können.

Wirksamkeit von Hypnose in der Psychotherapie

Seit dem Jahr 2006 ist die Hypnose vom wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) in 11 von 12 definierten Anwendungsbereichen für psychotherapeutische Behandlungen von Erwachsenen anerkannt. Die einzige Ausnahme betrifft die Therapie akuter Psychosen oder schwerer Persönlichkeitsstörungen.

Grundlage der Entscheidung waren verschiedene Expertisen, wissenschaftliche Aufsätze und eine Reihe unterschiedlicher Studien, die die Wirksamkeit der Hypnose zum Gegenstand hatten und in vielen Fällen eindeutig dokumentierten.

Im März 2006 lag schließlich das abschließende Gutachten des WBP vor, in dem Hypnotherapie für bestimmte Indikationen als wissenschaftlich anerkannte Methode empfohlen wird.

Der WBP setzt sich aus den Trägern der Bundesärztekammer und der Bundespsychotherapeutenkammer zusammen.

Wirksamkeit von Hypnotherapie bei Angststörungen wissenschaftlich belegt

Zu den häufigsten Diagnosen, in denen Hypnose zur Anwendung kommt, zählen unterschiedliche Angststörungen, wie beispielsweise die Panikstörung, Logophobie (Redeangst) oder diffuse Ängste ohne erkennbare Ursache. Die Wirksamkeit in diesem Bereich ist sehr gut belegt.

Verschiedene klinische Studien gaben bereits vor Jahrzehnten Anlass zur Hoffnung, dass die Hypnose eine wichtige und erfolgreiche Methode gegen pathologische Ängste darstellt. Diese sind unter anderem die Studie von Marks et al. 1968 sowie Melnick & Russell 1976 zum Thema Phobien, die von Benson et al. 1978 zum Thema generalisierter Angststörung oder die Studie von Spies 1979; Sapp 1991 sowie Zeyer et al. 1994 für den Bereich der Prüfungsangst. Es wurden seiner Zeit nicht alle Studien nach den heute üblichen wissenschaftlichen Standards durchgeführt.

Dies änderte sich u. a. mit der Studie „Die Wirksamkeit von Hypnotherapie bei Angststörungen“, die Erich Flammer im Jahr 2006 nach aktuellsten wissenschaftlichen Ansprüchen durchführte. Sein Fazit:

„Damit kann Hypnotherapie als wirksames bis hochwirksames Verfahren bei bestimmten Angststörungen gelten und zeigt sich im direkten Vergleich mit Verhaltenstherapie als genauso effektiv.“ (Quelle: Prof. Dr. Revenstorf, Dirk: „Wissenschaftliche Anerkennung der Hypnotherapie“, unter: dgh-hypnose.de/cms-files/wissenschaftliche-anerkennung-der-hypnotherapie-revenstorf-1.pdf (abgerufen am 31.07.2019))

Methoden zum Nachweis der Wirksamkeit

Die Wirksamkeit der Hypnose kann sowohl in empirischen Studien dargelegt als auch mit diversen Methoden der Überwachung von Hirnaktivitäten, wie z. B. dem EEG (Elektroenzephalografie) - eine Methode zur Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns - nachgewiesen werden.

Der Cerebral State Monitor (CSM) ist ein Wert aus dem Bereich der Anästhesie. Der CSM wird dort zur Überwachung der Narkosetiefe eingesetzt. Es hat sich gezeigt, dass der CSM in hypnotischer Trance die gleichen Werte aufzeigt wie eine Anästhesie. Das erklärt die Wirksamkeit der Hypnose bei Schmerzpatienten.

Im Bereich Hypnose und Angst ist es jedoch deutlich wichtiger zu erkennen, unter welchen Bedingungen die Selbstorganisationsfähigkeit des Gehirns durch die Trance beeinflussbar ist. Dabei werden die Veränderungen des Gehirns während der Hypnose mit bildgebenden Verfahren beobachtet. Hierbei wird ganz deutlich, dass das Gehirn unter Tiefenentspannung anders reagiert als im nicht entspannten Zustand.

Im Zustand der Tiefenentspannung werden bildhafte Assoziationen leichter gelernt. Dies hat verschiedene konkrete Auswirkungen für den Patienten. So werden beispielsweise angstauslösende Situationen in der Trance umgedeutet und mit anderen, positiv besetzten Inhalten aufgeladen.

Außerdem lernt der Patient in der Trance anders auf die aufkommende Angst zu reagieren und ihr mit Ruhe und Selbstvertrauen entgegenzublicken. Dieses neu erlernte Verhalten wird in der Tiefenentspannung nachhaltig gelernt.

Per Hypnose besonders gut behandeln lassen sich umfassende Phobien, undifferenzierte Angststörungen und Panikattacken

Hypnose geht über das bewusste Erkennen der Auslöser, die sogenannten Trigger, und das daraus folgende Verhalten hinaus. So kann das Gefühl der Angst neu bewertet und ihre Entstehungsgeschichte neu erlebbar gemacht werden.

Außerdem gehört zur Hypnosebehandlung immer auch ein Entspannungstraining. Der Patient lernt seinen Atem zu kontrollieren, seinen Herzschlag zu beruhigen und bekommt so die Kontrolle über seinen Körper zurück. Eine Fähigkeit, die ihn zum einen in die Trance führt, die ihm aber auch in der konkreten Angst-Situation hilft.

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass sich eine schwere Angststörung selten mit nur einer hypnotischen Sitzung therapieren lässt. Der Patient hat oft über mehrere Jahre hinweg Angst intensiv erlebt und Strategien zu ihrer Vermeidung angewendet. Das benötigt ein individuelles Eingehen auf den Patienten und kann mehrere Sitzungen erfordern, um zu heilen. Doch nach ca. drei bis vier Sitzungen gehen die meisten Patienten in eine angstfreie Zukunft.

Ablauf der Hypnotherapie zur Behandlung einer Angststörung

Menschen mit Angststörungen haben in aller Regel ein sehr gutes Vorstellungsvermögen und reagieren sehr sensibel und aufmerksam auf ihre Umwelt. Alles Eigenschaften, die auf eine gute Hypnotisierbarkeit hinweisen. Doch was geschieht, wenn der Patient sich erst einmal entspannt hat? Wie sieht die konkrete Arbeit einer Hypnosetherapeutin aus?

Intensives Vorgespräch

Zunächst einmal ist es wichtig, dass der Patient sich aufgehoben und ernst genommen fühlt. In aller Regel findet zu Beginn ein intensives Gespräch zwischen der Hypnotherapeutin und dem Patienten statt. Hierbei wird eine gute Therapeutin ihrem Klienten zunächst einmal helfen seine Angst anzunehmen und anzuerkennen, dass die Angstreaktion unter den Entstehungsbedingungen durchaus angemessen und sinnvoll gewesen war. Das Gespräch dient außerdem dem Aufbau eines Vertrauensverhältnisses.

Übergang in den Hypnoseraum

Sobald die Atmosphäre zwischen Patient und Therapeut ausreichend entspannt ist, wird mit der tatsächlichen Hypnose begonnen. Dies kann sinnvollerweise in einem gesonderten Raum geschehen, der viel Ruhe und Behaglichkeit ausstrahlt. Mit dem Wechsel von einem Raum in den anderen wird auch die Ebene gewechselt. Stand im Vorgespräch das Wort und die Problembeschreibung im Zentrum, so sind es jetzt die Sinne und die unbewusste Neugestaltung des Problemerlebens. Der Patient nimmt auf dem bequemen Hypnosesessel Platz. Vielleicht lässt er sich in eine Decke einhüllen, vielleicht schließt er die Augen. Es zählt das, was für den Patienten richtig ist.

Entspannungsphase mit Atemübungen

Die Entspannung wird dann mit einigen Atemübungen eingeleitet und stufenweise vertieft. Die Vertiefung kann üblicherweise durch Zählen erfolgen. Der Patient imaginiert damit zum Beispiel eine Treppe, die er Stufe für Stufe hinunter geht. Wie schnell und intensiv dies geschieht, ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Auch die Methoden und Bilder in der Einleitung können unterschiedlich sein und werden je nach Klient und Thematik individuell angepasst.

Trance

Während der Trance wird der Patient nun angeleitet und unterstützt, sich in seinem eigenen Rhythmus den Ursachen seiner Phobien zu nähern. Auch hier gibt es unterschiedliche Techniken von regressiver Arbeit zu progressiver Arbeit. Hypnose ist ein sehr individueller Prozess und sollte stets als solcher betrachtet werden. Der Patient wahrt stets den Abstand zwischen der visualisierten Situation und dem erlebenden Ich. Das bedeutet, dass der Patient die angstauslösende Situation wie durch eine Glasscheibe betrachtet. Er kann die Reaktionen von damals ganz genau nachfühlen, ohne, dass er von seinen Gefühlen erneut übermannt wird.

Im nächsten Schritt wird der Angstpatient angehalten, die Situation mit neuen Inhalten zu füllen. Im Falle einer Spinnenphobie beispielsweise wird der Fokus auf andere, nicht angstbesetzte Aspekte der Spinne gelegt. Beispielsweise auf ihre Schönheit, die Fertigkeit des Netzspannens oder ähnliches. Die Spinne selbst wird als Angstauslöser neutralisiert mit den vorgestellten Hilfsmitteln, die ein Patient zu dem Zeitpunkt zur Verfügung hat.

Markus T. hat die Hypnotherapeutin wegen seiner Sprechangst aufgesucht. Er sollte eine leitende Position in seinem Unternehmen einnehmen und traute sich diese jedoch wegen seiner großen Schwierigkeiten vor Publikum zu sprechen nicht zu.
In der ersten Sitzung ging es vor allem um Entspannungsübungen und Atemtechniken. Laut Aussage des Patienten zeigte sich die Wirkung beinahe sofort. Nicht nur in einer entspannteren Haltung, sondern auch als konkrete Veränderung seiner inneren Einstellung, auch wenn er dies zunächst nicht konkret fassen konnte.
Im Verlauf der folgenden Sitzungen wurde die Entspannung des Patienten größer. Es wurde mit konkreten angstauslösenden Momenten in der Vergangenheit ein neuer Blickwinkel integriert mit dem Markus T. es schaffte, Mitgefühl für sich und die Ängste in seiner Kindheit zu empfinden. Weiterhin wurden progressiv konkrete Situationen aus dem Berufsleben in Trance erlebbar gemacht und die Angstgefühle, vor Menschen zu sprechen wurden weniger.
Gleichzeitig schaffte er es seine berufliche Situation und seine Möglichkeiten innerhalb der Trance besser zu erkennen. Immerhin wurde er von seinen Vorgesetzten für den höheren Posten vorgeschlagen, schien also in deren Augen das „Zeug“ dafür zu haben.
Im Laufe nur weniger Sitzungen hat Markus T. soviel Selbstbewusstsein und Ruhe entwickelt, dass er heute selbständig Teammeetings führt und auch Vorträge halten kann.

"Nebenwirkungen"

Wie jede Heilmethode kann auch die Hypnose unerwünschte Wirkungen mit sich bringen. Menschen unter Hypnose haben eine erhöhte Vorstellungsintensität. Sie vertrauen sich einem „Fremden“ intensiv an und öffnen sich.

Formen unerwünschter "Nebenwirkungen"

Die unerwünschten Reaktionen bei der therapeutischen Anwendung von Hypnose sind vor allem leichte bis mittelschwere Kopfschmerzen, unruhige Träume oder eine leichte Verwirrung.
Diese „Nebenwirkungen“ wurden auch bei anderen Entspannungs- und Therapiemethoden beobachtet. Sie sind häufig ein Zeichen für die Wirksamkeit. Ein möglicher Grund für Kopfschmerzen ist die eintretende Entspannung, bei der es zu einer Erweiterung der Gefäße kommt, die wiederum durch die Ausdehnung auf Nerven drücken, wodurch der Kopfschmerz entstehen kann.
Zwar ist dies eine seltene und jedoch mögliche Nebenwirkung, die jedoch von einer kompetenten Therapeutin ebenfalls Berücksichtigung finden sollte.

Wahl des Hypnosetherapeuten sehr wichtig

Achten Sie bei einem Hypnosetherapeuten unbedingt darauf, dass er eine abgeschlossene Hypnoseausbildung hat und entweder den Heilpraktiker für Psychotherapie, eine psychotherapeutische Approbation oder einen medizinischen Abschluss vorweisen kann. Wobei der medizinische Aspekt im Falle von psychotherapeutischer Hypnose deutlich weniger wichtig ist, als die ganzheitliche Sichtweise, wie sie von approbierten Psychotherapeuten und Heilpraktikern für Psychotherapie gelebt wird.

Ausgiebig recherchieren und Fragen stellen

Lassen Sie sich Zeit bei der Recherche. Lesen Sie die Informationen, die Sie im Internet bekommen. Wenn Sie Fragen haben, stellen Sie diese per Telefon oder via E-Mail.

Wenn Sie sich für einen Therapeuten, eine Therapeutin entschieden haben, scheuen Sie sich nicht, erst einmal anzurufen. Schon alleine die ersten am Telefon gewechselten Worte geben Ihnen einen Hinweis darauf, ob Sie dieser entsprechenden Person Vertrauen entgegenbringen können.

Da die persönliche Beziehung zwischen Ihnen und der Therapeutin nicht minder wichtig ist, vertrauen Sie in jedem Fall auf Ihr Bauchgefühl. Es ist wichtig, dass Sie sich wohl und gut aufgehoben fühlen. Die Stimmung zwischen Ihnen und dem Therapeuten sollte vertrauensvoll und entspannt sein.

Eine gute Hypnotherapeutin wird Ihnen jederzeit das Gefühl geben, ernst genommen zu werden und Herr über die Situation zu sein.

Quellen

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