Tipps erfolgreiche Therapeutensuche (Seite 6/7)

Was führt eine Psychotherapie zum Erfolg?

Sie haben es geschafft und sitzen nun im Rahmen von Erstgespräch oder probatorischen Sitzungen dem Therapeuten oder der Therapeutin erstmals persönlich gegenüber. Der Start ist für Sie ein guter Zeitpunkt und eine gute Möglichkeit, bisher offen gebliebene Fragen zu stellen und ganz generell zu klären, ob Therapeut oder Therapeutin und Therapieverfahren zu Ihnen passen.

Achten Sie dabei auf Ihr Bauchgefühl und scheuen Sie sich nicht, Ihre Fragen zu stellen und Unklarheiten anzusprechen. Schließlich möchten Sie mit dem Therapeuten persönlich und über eine längere Zeit hinweg zusammenarbeiten. Deshalb ist es völlig normal und wichtig, wenn Sie sich gut informieren und ein genaues Bild machen möchten, bevor Sie eine Entscheidung treffen, ob Sie sich für diese Therapeutin, diesen Therapeuten entscheiden.

Die Chancen, mithilfe einer Psychotherapie Ihr Befinden, Ihren psychischen Zustand positiv zu verändern, sind umso größer, je mehr Sie bereit sind, sich darauf einzulassen und je stärker Sie motiviert sind, an Ihren Problemen zu arbeiten. Das gelingt Ihnen besser, wenn Sie sich auf der Beziehungsebene wohl fühlen.

Die Beziehungsebene ist für den Therapieerfolg von herausragender Bedeutung

Zahlreiche Studien zeigen, dass eine gute Beziehung zwischen Klient*innen und Therapeut*innen ein zentraler Faktor für den Erfolg einer Psychotherapie ist. Stimmt die Chemie zwischen Ihnen und Ihrer Therapeutin, Ihrem Therapeuten, werden Sie viel eher positive Veränderungen erreichen.

Woran erkenne ich, dass die Therapeutin, der Therapeut zu mir passt?

Folgende Fragen können Ihnen dabei helfen, sich darüber im Klaren zu werden, ob die Therapeutin, der Therapeut zu Ihnen passt:

  • Was sagt mein Bauchgefühl? Ist mir die Therapeutin, der Therapeut sympathisch? Wirkt sie, er kompetent? Fühle ich mich in den Praxisräumen wohl?
  • Kann ich mir vorstellen, über längere Zeit zu dieser Therapeutin, diesem Therapeuten zu gehen und intensiv mit ihr, mit ihm zusammenzuarbeiten?
  • Verstehe ich mich mit meiner Therapeutin, meinem Therapeuten? Fühle ich mich von ihr, von ihm verstanden? Habe ich Vertrauen zu ihr, zu ihm? Fühle ich mich wertgeschätzt?
  • Kann ich offen über meine Probleme, über meine persönlichen Gedanken und Gefühle sprechen? Oder korrigiert sie oder er mich und versucht, mir ihre oder seine Meinung aufzudrängen?
  • Geht die Therapeutin, der Therapeut auf meine Fragen ein? Nimmt sie oder er sich ausreichend Zeit für mich?
  • Kann ich mit ihren, seinen Aussagen und Antworten etwas anfangen? Verstehe ich, was sie, er mir sagen möchte, sprechen wir eine gemeinsame Sprache?
  • Erscheinen mir ihre, seine Anregungen und Ratschläge sinnvoll? Kann ich mir vorstellen, sie umzusetzen?
  • Werden in der Therapie Ziele besprochen und Vorgehensweisen aufgezeichnet, mit denen ich diese Ziele erreichen kann? Verstehe ich Sinn und Zweck dieser Ziele und sind das auch meine eigenen?

Haben Sie in oder nach den Therapiestunden ein ungutes Gefühl, etwa weil Sie die Therapeutin, den Therapeuten nicht sympathisch finden oder weil Sie das Gefühl haben, dass sie oder er Ihr Problem nicht richtig versteht? Nehmen Sie Ihre eigene Wahrnehmung ernst und achten Sie auf Ihr Gefühl, denn in diesem Fall kann es vielleicht besser sein, sich eine andere Therapeutin oder einen anderen Therapeuten zu suchen.

Es kann für den Erfolg Ihrer Therapie aber auch abträglich sein, wenn Sie zu sehr von Ihrer Therapeutin, Ihrem Therapeuten begeistert sind und Sie ihr oder ihm gefallen möchten. Jemand, der seriös mit Ihnen arbeiten möchte, würde es ansprechen, wenn sie oder er den Eindruck hätte, dass Ihre Gefühle nicht angemessen sind. Eine Therapeutin, ein Therapeut darf sich gar nicht auf ein privates Verhältnis mit Ihnen einlassen, weil das gravierend gegen die Berufsethik verstoßen würde und sogar strafbar sein kann.

In der Therapie geht es vor allem um Sie selbst. Eine Therapeutin, ein Therapeut, die oder der sich selbst zurücknehmen kann, Ihnen unaufdringlich viel Raum zur Verfügung stellt, kann Sie sehr viel besser in Ihren inneren Prozessen unterstützen.

Was sind die Merkmale einer guten Therapie?

Eine moderne Psychotherapie, deren Ziel es ist, psychische Erkrankungen wirksam zu lindern und die Lebensqualität der Klient*innen deutlich zu verbessern, sollte bestimmte Kriterien erfüllen. Auch diese Merkmale können Ihnen als Anhaltspunkte dienen, um sich selbst bewusster zu werden, ob Sie richtig aufgehoben sind:

  • Die Therapeutin oder der Therapeut hat ein Konzept und zeigt eine Perspektive auf, zum Beispiel auf welche Weise eine Besserung gelingen kann. Gemeinsam mit Ihnen werden Ziele der Therapie besprochen und festgelegt.
  • Die Therapie soll Ihr Leben einfacher, nicht komplizierter machen. Deshalb sollten Sie nach absehbarer Zeit eine gewisse Besserung spüren. Beachten Sie aber, dass Psychotherapie wie jede andere Therapie auch Symptome zunächst verschlechtern kann, bevor eine Linderung eintritt.
  • Die Therapie ist auf eine begrenzte Zeit ausgelegt und zieht sich nicht ohne klaren Endpunkt hin. Das bedeutet aber nicht, dass Ihre Therapie nicht verlängert werden kann, wenn Sie weiterhin Probleme haben oder Rückschläge erleiden.
  • Ihre Therapeutin, Ihr Therapeut ist einfühlsam, sie oder er geht auf Ihre Gefühle und Probleme ein.
  • Die Therapeutin, der Therapeut konzentriert sich auch auf Ihre Stärken und Ressourcen, nicht nur auf Ihre Probleme. Sie oder er traut Ihnen etwas zu, fördert Ihre Selbständigkeit und hilft Ihnen, Ihre Kräfte, die in Ihnen stecken, wieder zu entdecken.
  • Die Therapeutin, der Therapeut engagiert sich in der Therapie und bemüht sich wirklich darum, dass es Ihnen besser geht. Er wirkt dabei nicht gelangweilt oder abgelenkt.
  • Die Therapeutin, der Therapeut nimmt Sie ernst und geht mit Ihnen auf Augenhöhe um. Sie oder er verhält sich nicht so, als wäre er ein überlegener Experte.
  • Die Therapeutin, der Therapeut ist bei Fragen oder akuten Problemen per E-Mail, SMS oder telefonisch erreichbar, wobei Sie sich an die vorher festgelegten Regeln halten sollten, beispielsweise wann Sie anrufen können oder in welchem Zeitraum Sie mit einer Antwort rechnen können.
  • Ihre Therapeutin, Ihr Therapeut lässt Ihnen genug Raum. Sie haben nicht das Gefühl, ihren oder seinen Vorstellungen von Ihnen entsprechen zu müssen.

Dürfen Sie die Therapie abbrechen und wechseln?

Es ist normal, dass sich nicht jeder bei der ersten Therapeutin, beim ersten Therapeuten sofort aufgehoben fühlt. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen deshalb bis zu vier Probesitzungen, in denen Sie herausfinden können, ob Therapeutin oder Therapeut und Verfahren zu Ihnen passen und ob Sie sich vorstellen können, längere Zeit mit ihr oder mit ihm zusammenzuarbeiten. Ist das nicht der Fall, können Sie bei einer anderen Therapeutin, einem anderen Therapeuten noch einmal vier probatorische Sitzungen in Anspruch nehmen, die ebenfalls von der Krankenkasse übernommen werden.

Mehr Informationen über Fragen, Zweifel oder Bedenken im Therapieverlauf finden Sie in dem Artikel "Zweifel in der Therapie".