Angehörige psychisch Kranker (Seite 3/11)

Das können Helfende für ihre Gesundheit tun

Damit starke Belastungen nicht zu Überforderung und Erkrankung führen

Viele Angehörige wünschen sich vor allem, dass es ihrem psychisch kranken Familienmitglied besser geht. Allerdings können die Belastungen durch die psychische Erkrankung und ein starkes Engagement für den Erkrankten dazu führen, dass ein Angehöriger selbst irgendwann psychisch oder körperlich krank wird.

Deshalb ist es wichtig, dass Angehörige gut auf sich selbst und ihre eigene psychische Gesundheit achten. Das ist auch für eine langfristig gute Beziehung zum psychisch kranken Angehörigen und innerhalb der Familie wichtig. Für den psychisch Erkrankten kann es entlastend sein, zu sehen, dass es seinen Angehörigen gut geht und sie ihr Leben nicht nur nach ihm ausrichten. Das kann auch dazu beitragen, dass es ihm selbst besser geht und er sich mehr darum bemüht, eine Besserung seiner Erkrankung zu erreichen.

Was können Angehörige psychisch Kranker für sich selbst tun?

Folgende Maßnahmen können pflegende oder helfende Angehörige ergreifen, um ihre eigene psychische Gesundheit und Wohlbefinden zu schützen und zu stärken:

  • Nehmen Sie eigene Bedürfnisse und Gefühle und eigene Belastungen wahr. Achten Sie darauf, dass die Belastungen nicht überhand nehmen und dass Sie einen Ausgleich finden, um langfristig psychisch und körperlich gesund zu bleiben.
  • Achten Sie darauf, Ihr Leben nicht vollkommen nach dem psychisch kranken Angehörigen auszurichten. Grenzen Sie sich ausreichend von dessen Bedürfnissen ab, überfordern Sie sich nicht und vernachlässigen Sie Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht.
  • Machen Sie sich bewusst, dass die Verantwortung für eine Besserung der Erkrankung nicht bei Ihnen liegt. In erster Linie ist der Erkrankte selbst für sich verantwortlich und muss selbst darauf hinarbeiten, seine Probleme zu lösen. Sie können ihn dabei nur unterstützen.
  • Es ist hilfreich, die eigenen, auch negativen Gefühle nicht zu verdrängen. Es ist normal, dass Sie solche Gefühle haben und dass Sie sich Ihrem Angehörigen gegenüber nicht immer verständnisvoll, hilfreich und angemessen verhalten können. Akzeptieren Sie Ihre Gefühle. Es kann Sie unterstützen, wenn Sie offen über Ihre eigenen Gefühle sprechen, zum Beispiel mit einem guten Freund oder in einer Angehörigengruppe. Außerdem können Sie überlegen, welche Ursachen Ihre negativen Gefühle haben und wie Sie diese verändern können.
  • Insgesamt ist es hilfreich, eine gelassene Lebenshaltung zu entwickeln. Wenn alles auf einmal kommt, ist es sinnvoll, Prioritäten zu setzen und sich erst einmal um die wichtigsten Dinge zu kümmern.
  • Formulieren Sie dem psychisch Kranken gegenüber klar Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse und sagen Sie auch einmal nein.
  • Vernachlässigen Sie eigene Freizeitaktivitäten und Hobbies nicht und planen Sie gezielt Dinge, die Ihnen Freude machen, in den Alltag ein.
  • Treffen Sie sich regelmäßig mit Freunden oder anderen nahestehenden Menschen, mit denen Sie sich wohlfühlen und auch einmal unbeschwert lachen können. Hilfreich ist es, einen oder mehrere nahestehende Menschen zu haben, mit denen Sie offen über Probleme und Belastungen sprechen können und bei denen Sie sich verstanden fühlen.
  • Sorgen Sie bewusst für Entspannung. Sie können zum Beispiel ein Entspannungsverfahren einüben, das Sie regelmäßig anwenden können, um Stress und Anspannung abzubauen. Auch Sport und Bewegung können dazu beitragen, Anspannung und Stress zu verringern. Überlegen Sie, welche Tätigkeiten Ihnen noch dabei helfen können, sich zu entspannen, zum Beispiel Musik hören. Überlegen Sie sich einen Ort, an dem Sie zur Ruhe kommen können und planen Sie feste Zeiten für bewusste Entspannung ein.
  • Schaffen Sie sich Freiräume. Suchen Sie sich andere Menschen, die Sie beim Umgang mit dem psychisch Kranken oder in anderen Bereichen unterstützen können und Ihnen Aufgaben abnehmen können.
  • Hilfreich ist oft auch, etwas zu tun, was man als persönlich bereichernd empfindet, zum Beispiel etwas Neues zu erlernen, etwas Kreatives zu machen oder sich in einer Gruppe oder Gemeinschaft zu engagieren.
  • Achten Sie auf einen regelmäßigen Lebensrhythmus, eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und genug Schlaf.
  • Wenn Sie sich stark belastet, erschöpft oder überfordert fühlen, suchen Sie sich selbst professionelle Unterstützung. Lassen Sie sich zum Beispiel in einer Beratungsstelle beraten, besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe für Angehörige oder vereinbaren Sie einen Termin mit einem Psychotherapeuten oder Psychiater. Sich Unterstützung zu suchen ist besonders dann wichtig, wenn man selbst depressive Symptome entwickelt, unter starken körperlichen Beschwerden leidet oder das Gefühl hat, in eine Sucht abzugleiten.