Gute Vorsätze fürs nächste Jahr

Motivation für erfolgreiche Änderung von Lebensgewohnheiten oder zusätzlicher Stress?

03.12.2014 Von Ulrike Propach

Alle Jahre wieder taucht sie auf, die Frage: Was sind Deine Vorsätze für das neue Jahr? Zu Silvester nimmt man sich also vor: "Ab morgen wird alles anders!"

Gehören auch Sie zu denjenigen, die den Jahreswechsel zum Anlass nehmen, Bilanz zu ziehen und sich große Ziele für das kommende Jahr zu stecken? Oder haben Sie schon aufgegeben, sich etwas vor zu nehmen, an dem man schon nach wenigen Tagen wieso wieder scheitern wird? Wie gut tun uns "gute" Vorsätze eigentlich? Wie kann man es schaffen, das umzusetzen, was man an seinen Lebensgewohnheiten gerne verändern würde?

Gute Vorsätze – ein schöner Anreiz für einen optimistischen Jahresbeginn?

Würde man Sie bitten, eine Liste mit den vermeintlichen Top Ten der guten Vorsätze für das Neue Jahr zu schreiben, kämen Sie sicherlich zu einem ähnlichen Ergebnis wie die nachfolgend aufgelisteten Vorhaben: Mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen, mehr Sport treiben und mehr schlafen, die eigene Gesundheit verbessern und sich bewusster ernähren, mit dem Rauchen aufhören, ein besseres Zeitmanagement aufbauen oder einfach das Leben mehr genießen. Wer wünscht sich nicht mehr Zeit für sich selbst und geliebte Mitmenschen, hätte nicht gern mehr Muße, sich um den eigenen Körper und die eigene Gesundheit zu kümmern, oder würde nicht gerne den Stress in Beruf und Alltag eintauschen gegen mehr Ruhe und Gelassenheit?

Vor einigen Jahren sah es so aus, als ob sich immer weniger Menschen zum Jahreswechsel mit guten Vorsätzen befassen würden. Doch dieser Trend hat sich nach einer Umfrage des Allensbach-Instituts im Januar 2007 wieder umgekehrt: Immer mehr Menschen fassten demnach für das neue Jahr anscheinend wieder gute Vorsätze: 2005 waren dies 34 %, 2006 dann 38 % und zum Jahr 2007 hatten sich sogar 40 % etwas Besonderes vorgenommen.

Eine Umfrage für die DAK ergab dabei, dass Vorsätze wie Abnehmen (33 %) und das Rauchen aufgeben (18 %) inzwischen auf den hinteren Plätzen rangieren. Die Deutschen waren dieser Erhebung nach 2007 ziemlich im Stress: 64 % nahmen sich vor, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, 60 % wollten gezielt Stress abbauen oder vermeiden und mehr als die Hälfte der Befragten brauchte mehr Zeit für sich (DAK-Gesundheitsbarometer, Forsa-Befragung, Dezember 2007).

Gute Vorsätze sollen gut tun – oft verursachen die eigenen Vorhaben aber nur Stress

Die Liste der Ziele und Wünsche aus der Forsa-Befragung von 2007 verdeutlicht, dass die Deutschen gerne Stress verringern würden. Die Anforderungen aus Job, Haushalt und Familie unter einen Hut zu bringen, belasten Frauen wie Männer meist gleichermaßen. Doch häufig rufen die selbst gefassten Vorsätze zusätzlichen Stress hervor. Da hat man vor dem Partner oder auch guten Freunden verkündet, "das mache ich dieses Jahr ganz anders, Ihr werdet sehen". Und schon wenige Tage später ertappt man sich dabei, wie einem die Einhaltung der Vorsätze schwerer und schwerer fällt, man sich Ausnahmen gönnen möchte und bei der Umsetzung dieses Vorhabens nachlässiger wird oder die Umsetzung gar nicht funktioniert: Ein Stück Kuchen schmeckt doch einfach besser als Obst, der Rohkost-Tag war zu aufwendig und hat keinen Spaß gemacht, in der Handtasche steckt doch wieder ein Päckchen Zigaretten für den wohlverdienten Feierabend und man sitzt wieder wie gewohnt mit einer Tüte Chips vor dem Fernseher, während die Sportschuhe ungenutzt in der Ecke liegen oder das neue Fahrrad im Garten verrostet.

Mit diesem Scheitern an den eigenen "gut gemeinten" Vorsätzen steht man nicht alleine da: Die Auswertung einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der Allianz AG ergab Ende 2007, dass 45 % der Deutschen für 2008 gute Vorsätze gefasst hatten, jedoch weniger als die Hälfte davon diese Vorsätze auch umsetzen konnte. Auf die Frage, ob man sich bislang an seine Vorsätze gehalten habe, hatte die Umfrage des Allensbach-Instituts aus der ersten Januarhälfte 2007 für die Vorsätze zum Jahr davor ergeben, dass es für mehr als ein Viertel (27 %) der Befragten noch zu früh war, diese Frage zu beantworten. Nur 38 % hatten die schwierige Anfangsphase überstanden und konnten auch bestätigen, sich bislang an die guten Vorsätze gehalten zu haben. Doch 27 % hatten schon so kurz nach Neujahr bemerkt, dass es mit der Umsetzung schwierig werde und diese nur mit Einschränkungen klappe. Und 8 % der Befragten gaben an, dass sie schon nach wenigen Tagen ihre guten Vorsätze über Bord geworfen hätten.

Oft bleiben also gute Vorsätze das, was sie waren - eben nur gute Vorsätze. Nach ersten Erfolgen schleichen sich schnell die alten Gewohnheiten wieder ein. Nun schämt man sich vor sich selbst, vermeidet das Thema vor anderen, versucht sich aufzuraffen und die selbst gesteckten Ziele doch noch zu erreichen. Der positive Ansatz, der schöne Wunsch und das gute Gefühl dabei sind dahin. Was bleibt ist das schlechte Gewissen.

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