Sonderformen der Behandlung in Gruppen

Therapeutische Gemeinschaft

Eine Sonderform der Gruppentherapie ist die therapeutische Gemeinschaft, die oft bei der stationären Behandlung in einer psychosomatischen oder Sucht-Klinik eingesetzt wird. Hier bilden die Patienten in der Gruppe eine Gemeinschaft, bei der sie sich auch außerhalb der Therapiesitzungen unterstützen und sich gegenseitig helfen, ihren Alltag zu organisieren. Dabei können die Patienten lernen, alltägliche Abläufe besser selbst zu bewältigen und nach und nach mehr Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Zudem können sie in einem geschützten Umfeld neue emotionale Erfahrungen machen und Gefühle, Denk- und Verhaltensmuster verändern.

Unterstützung in der Gruppe, aber keine Therapie

Darüber hinaus gibt es Gruppen, die dazu beitragen sollen, psychische Probleme zu bewältigen – sie sind jedoch keine „Gruppenpsychotherapie“ im klassischen Sinn. Dazu gehören Selbsthilfegruppen, Trainingsgruppen und psychoedukative Gruppen.

Charakteristisch für eine Selbsthilfegruppe ist, dass sie nicht von einem Therapeuten angeleitet wird. In der Gruppe sprechen die Teilnehmer über ihre Gefühle und Probleme und unterstützen sich gegenseitig dabei, Lösungen für ihre Probleme zu finden. Selbsthilfegruppen können jedoch in gewissen zeitlichen Abständen von einem Therapeuten geleitet oder beraten werden.

In einer Trainings- oder Übungsgruppe geht es oft um die Bewältigung von Stress oder eine Verbesserung der Selbstsicherheit oder der Kommunikationsfähigkeit. Solche Gruppen sind oft verhaltenstherapeutisch orientiert und haben einen klar strukturierten Ablauf mit vorgegebenen Übungen.

Häufig sind die Gruppen für Teilnehmer gedacht, die keine psychische Erkrankung haben – daher gelten sie nicht als Gruppentherapie im engeren Sinn.

In einer psychoedukativen Gruppe erhalten psychische Kranke und ihre Angehörigen Informationen über ihre Erkrankung und die zugehörige Behandlung. Sie lernen, ihre eigene Erkrankung besser zu verstehen und besser damit umzugehen. In diesen Gruppen erhalten die Teilnehmer Hilfe zur Selbsthilfe und tauschen sich über ihre Erfahrungen aus.

Unterschiedliches Vorgehen in der Gruppe

Psychotherapeutische Gruppen können sich darin unterschieden, wie stark der Therapeut Regeln aufstellt und eine Struktur vorgibt – etwa, ob die Sitzungen einen klar strukturierten Ablauf haben oder nicht.

In manchen Gruppen sprechen die Mitglieder in jeder Sitzung frei über Erfahrungen, Erlebnisse und Probleme, die sie gerade beschäftigen, ohne dass ein bestimmtes Thema vorgegeben ist.

In anderen Gruppen vereinbart der Therapeut am Anfang der Sitzung gemeinsam mit den Patienten ein Thema, das in der Sitzung bearbeitet werden soll. Dabei wird in der Regel umso strukturierter vorgegangen, je stärker die Patienten psychisch beeinträchtigt sind. So verhält sich ein Therapeut bei der Therapie mit schwer psychisch kranken Patienten vor allem unterstützend und wenig konfrontierend, um Vertrauen aufzubauen und die Betroffenen zu stabilisieren.

Auch die Art, wie in der Gruppe vorgegangen wird, kann sich unterscheiden: In manchen Gruppen kommen die Teilnehmer in jeder Sitzung gleichermaßen zu Wort. Jeder kann über seine Probleme berichten und erhält ein Feedback von den anderen Gruppenteilnehmern. Gleichzeitig versucht der Therapeut hier, die Beziehungsdynamik in der Gruppe für Veränderungen zu nutzen.

In anderen Gruppen wird dagegen in jeder Sitzung ein Teilnehmer ausgesucht, der über seine Probleme berichten möchte. Der Therapeut erarbeitet dann gemeinsam mit ihm und den übrigen Gruppenmitgliedern, wie er mit seinem Problem anders umgehen kann. Dabei profitieren auch die übrigen Gruppenteilnehmer, weil sie die neuen Erkenntnisse auch für sich selbst nutzen können.

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