Zweifel und Fragen in der Psychotherapie (Seite 3/4)
Ihre aktive Mitarbeit ist gefragt
Mitwirkungspflicht: Erst Ihr Zutun ermöglicht Veränderung
„Wie lange das dauert!“
Wenn Sie sich schnellere Erfolge wünschen
Bekanntlich wirkt Psychotherapie nicht sofort. Etwas Zeit werden Sie schon mitbringen müssen. Auch Therapeuten selbst haben es unterschiedlich eilig damit, Veränderungen in Gang zu bringen. So verwenden manche von ihnen bevorzugt Methoden (wie bestimmte Hypnosetechniken), die in dem Ruf stehen, schnelle Erfolge herbeizuführen. Umgekehrt gibt es aber auch Therapeuten, die davon ausgehen, dass die Ungeduld ihrer Patienten und Patientinnen selbst ein Problem ist, das behandelt werden muss.
Bestimmen Sie das
Tempo Ihrer Therapie mit!
Allzu viel Geduld müssen Sie für Ihre Therapie jedoch nicht aufbringen. Insgesamt hat sich in den letzten Jahren in Fachkreisen zunehmend die Auffassung durchgesetzt, dass kurze Therapien etwa im Umfang von 20 bis 30 Sitzungen ähnlich wirksam sind wie lang andauernde. Machen Sie also Ihrer Ungeduld, wenn sie denn nach 20 Sitzungen ohne spürbare Veränderungen auftreten sollte, ruhig etwas Luft.
„Und was soll ich tun?“
Wenn Sie sich konkretere Hinweise und Anleitung durch Ihren Therapeuten wünschen
Manche Psychotherapeuten stehen in dem Ruf, zwar viel zu verstehen, aber wenig Konkretes zur Veränderung oder Lösung des Problems beizutragen. Insbesondere bei Therapien, die darauf abzielen, dass Patienten ihr Problem oder sich selbst auf eine neue Weise verstehen oder interpretieren (wie bei der psychoanalytischen Therapie oder der Gesprächstherapie), ist dies nahe liegend. Hier können Sie als Patient oder Patientin leicht den Eindruck gewinnen, als hätten die Therapeuten zu wenig zu sagen. Umgekehrt werden Therapeuten richtigerweise davon überzeugt sein, dass Ihre persönliche Einschätzung oder Bewertung des Problems das eigentlich Entscheidende ist. Insofern werden sie es mehr oder weniger konsequent vermeiden, Ihnen Lösungen in Form von Anleitungen oder Ratschlägen vorzugeben.
Einige Therapierichtungen schließen
konkrete Verhaltensanweisungen
grundsätzlich aus.
Das Ausmaß, inwieweit ein Therapeut konkrete Hinweise und Anleitungen gibt, ist durch seine therapeutische Ausrichtung sowie seine persönliche Art bestimmt. In der Regel werden Sie psychoanalytisch oder gesprächstherapeutisch ausgerichtete Psychotherapeuten kaum dazu veranlassen können, Ihnen viele konkrete Anweisungen oder Ratschläge zu geben. Überlegen Sie daher frühzeitig, ob Sie in der Therapie eher konkrete Anleitungen wünschen oder eher eine Person, die gemeinsam mit Ihnen ein anderes Verständnis für Ihre Probleme entwickelt. Psychoanalytische oder tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapien sind meist weniger geeignet bei Wünschen nach konkreter und sichtbarer Veränderung.
„So werden wir nicht recht weiterkommen“
Wenn Ihr Therapeut Sie auffordert, sich stärker an getroffene Vereinbarungen zu halten
Vereinbarungen sind wertlos,
wenn Sie nicht eingehalten werden.
Erfahrungen dieser Art sind vor allem in einer Verhaltenstherapie möglich, weil hier häufig mit Vereinbarungen oder sogenannten Hausaufgaben gearbeitet wird. Wenn Sie zum Beispiel an gestörtem Essverhalten leiden, kann ein Verhaltenstherapeut mit Ihnen verabreden, dass Sie sich in der kommenden Woche an einen ganz bestimmten Essrhythmus oder eine bestimmte Essgeschwindigkeit halten sollen. Wenn Sie depressiv sind und morgens nicht aus dem Bett kommen, dann können Sie zum Beispiel absprechen, dass Sie an wenigstens drei Tagen in der Woche vor neun Uhr aufstehen. Vereinbarungen dieser Art sind vor allem dann sinnvoll, wenn sie tatsächlich einen Bezug zum Problem haben, wenn Sie als Patient oder Patientin diesen Bezug auch sehen können und wenn Sie entschlossen sind, diese einzuhalten. Wenn Sie sich nicht danach richten, nehmen Sie einem Verhaltenstherapeuten quasi das Handwerkszeug weg. Insofern ist es wohl berechtigt, wenn er es mit der Befolgung von Vereinbarungen sehr genau nimmt.
Meist wird das bisherige Vorgehen noch einmal sorgfältig überprüft, wenn Sie sich nicht an Vereinbarungen gehalten haben. Ihr Therapeut wird nach den Gründen und Motiven dafür fragen. Es kann dann sinnvoll sein, weniger schwierige Verhaltensweisen abzusprechen oder in kleineren Schritten vorzugehen.