Qualitätskriterien für Online-Programme

Digitale Angebote zur Selbsthilfe, Beratung und Therapie sind auf den ersten Blick oft schwer zu beurteilen

Wie bereits erwähnt kann die Qualität von Beratungs-, Selbsthilfe- und Therapie-Programmen per Internet sehr unterschiedlich sein. So zeigt eine aktuelle Untersuchung, dass eine Internetrecherche nach deutschsprachigen Online-Psychotherapie-Programmen einerseits zu wirksamen und wissenschaftlich überprüften Angeboten, andererseits auch zu fragwürdigen Angeboten führt. Zum Beispiel gibt es auch Programme, die weder von Fachleuten im Bereich Psychotherapie entwickelt noch von Experten auf ihre Qualität überprüft wurden.

Für Hilfesuchende ist es oft schwer, die Qualität solcher Angebote einzuschätzen. Deshalb sollten sie sich genau über die einzelnen Angebote informieren und diese auch kritisch hinterfragen. Wichtig ist vor allem, auf die Qualifikation des Anbieters zu achten: Wird das Internet-Programm von einem Psychotherapeuten oder einem Facharzt im Bereich Psychotherapie eingesetzt oder begleitet? Dies ist ein Hinweis auf eine seriöse, qualitativ hochwertige Behandlung. Auch Angebote, die im Rahmen von Forschungsprojekten an Universitäten durchgeführt werden, können als seriös angesehen werden, weil sie von einer Ethikkomission begutachtet wurden.

Weiterhin können Patienten auch einen Psychotherapeuten, einen Facharzt mit Kenntnissen in Psychotherapie oder ihren Hausarzt zu Rate ziehen. Dieser kann entscheiden, ob eher ein Präventions- oder Selbsthilfeprogramm oder eher ein Psychotherapie-Angebot geeignet ist. Gleichzeitig kann er auch konkrete Angebote empfehlen.

Checkliste von BTKP und DGPPN zur Bewertung von Online-Programmen

Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) und ein Expertengremium der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) haben Checklisten entwickelt, mit denen Online-Therapie-Angebote kritisch überprüft werden können.

Sie können Psychotherapeuten und Ärzten, aber auch interessierten Nutzern als Grundlage dienen, um wirksame und empfehlenswerte Interventionen auszuwählen.

Stellt ein Programm, eine Internetseite oder eine App keine Antworten auf wichtige der unten genannten Fragen bereit, sollte es aus Sicht der BPtK nicht genutzt werden. Die folgenden Punkte sollte man überprüfen:

  1. Das Programm selbst:

    • Wer bietet das Programm an?
    • Für wen ist das Programm gedacht? (Zum Beispiel für Erwachsene oder für Kinder und Jugendliche? Für welche psychische Erkrankung? Für leicht ausgeprägte, mittelgradige oder auch für schwer ausgeprägte psychische Probleme?) Soll das Programm nur informieren und unterstützen (Selbsthilfeprogramm) oder dient es zur Behandlung einer psychischen Erkrankung (Therapieprogramm)?
    • Ist die Wirksamkeit des Programms wissenschaftlich überprüft? Basiert es auf einem wissenschaftlich anerkannten Psychotherapie-Verfahren?
    • Werden die Inhalte des Programms verständlich beschrieben?
    • Wurde die Zufriedenheit der Nutzer mit dem Programm erfasst? Wie hoch ist sie?
    • Werden die Risiken und Nebenwirkungen des Programms beschrieben? Wird angegeben, wer es nicht nutzen sollte? Wird beschrieben, wie mit Notfällen (zum Beispiel Selbsttötungsgedanken oder -absichten) umgegangen wird? Steht hier ein professioneller Ansprechpartner zur Verfügung?
    • Wird bei einer individuellen Behandlung systematisch überprüft, ob die Behandlung erfolgreich ist?
    • Wieviel Zeit erfordert das Programm? Wie lange dauert es insgesamt? Wieviel Nutzungszeit pro Tag oder pro Woche wird empfohlen?
    • Was kostet das Programm für den Nutzer? (Ist das Programm kostenlos? Wie hoch sind die Kosten pro Stunde / Einheit bzw. für das komplette Programmpaket?)
    • Welche Medien kommen zum Einsatz?
  2. Die Ansprechpartner:

    • Gibt es einen direkten Ansprechpartner?
    • Ist dieser Ansprechpartner ein Psychotherapeut oder ein Facharzt im Bereich Psychotherapie?
    • Erhält der Nutzer nur standardisierte oder individuelle Ratschläge?
    • Stammen sie von einem Psychotherapeuten oder einem Facharzt aus dem Bereich Psychotherapie? Oder stammen sie von jemandem, der keine psychotherapeutische Ausbildung hat? Oder werden sie von einem Computer generiert?
  3. Der Umgang mit Krisensituationen:

    • Wird über den Umgang mit Krisen aufgeklärt?
    • Wird der Teilnehmer informiert, wohin er sich bei einem Notfall wenden kann?
    • Ist bei einer Krise ein Psychotherapeut oder Arzt kurzfristig (zum Beispiel telefonisch) erreichbar?
  4. Die Datensicherheit:

  • Welche Daten werden erhoben? Wo werden sie gespeichert? Wer hat Zugang zu den Daten?
  • Wie wird die Datensicherheit gewährleistet (bei der Übertragung und bei der Speicherung der Daten)? Findet der Datenaustausch über eine verschlüsselte Verbindung statt?
  • Wie lange werden die Daten aufbewahrt? Hat der Nutzer das Recht, seine Daten löschen zu lassen?