Stationäre und ambulante Therapie

Die neuropsychologische Therapie wird in neurologischen Rehabilitationskliniken und während der stationären Behandlung einer akuten hirnorganischen Schädigung (zum Beispiel nach einem Schädel-Hirn-Trauma) eingesetzt. Dabei wird in der Regel auch ein Behandlungskonzept für die Zeit nach der Entlassung erarbeitet. Außerdem kann hier bereits eine ambulante neuropsychologische Weiterbehandlung organisiert werden.

Eine ambulante neuropsychologischen Therapie kann nach Überweisung durch einen Arzt (zum Beispiel bei multipler Sklerose, leichter Demenz) oder im Anschluss an eine stationäre Behandlung durchgeführt werden. Da sich die Probleme in vielen Fällen nur durch eine intensive und längerfristige Behandlung bessern lassen, finden die Therapiestunden relativ häufig – bis zu fünf Mal in der Woche – und über einen Zeitraum von mehreren Monaten statt. Die Therapie kann dabei als Einzel- oder als Gruppentherapie durchgeführt werden.

Weitere Bereiche der neuropsychologischen Diagnostik und Therapie

In einer neuropsychologischen Therapie können auch Funktionsstörungen bei Kindern und Jugendlichen behandelt werden. Hier steht neben der Besserung der neuropsychologischen Probleme die schulische bzw. berufliche Wiedereingliederung im Vordergrund. Gleichzeitig werden auch die Eltern in die Therapie mit einbezogen. Sie erhalten wichtige Informationen über das Störungsbild und lernen, wie sie ihr Kind bei den Therapiefortschritten am besten unterstützen können.

Auch bei Patienten mit psychischen Erkrankungen(zum Beispiel Depressionen, Schizophrenie), die unter kognitiven Beeinträchtigungen leiden, kann eine neuropsychologische Therapie sinnvoll sein. Dabei können kognitive Störungen wie Aufmerksamkeits- oder Gedächtnisprobleme gezielt trainiert werden.

Weiterhin kann bei Patienten mit einer Hirnschädigung die Eignung zur Teilnahme am Straßenverkehr überprüft und wiederhergestellt werden. Dabei wird zunächst die Fahreignung mithilfe einer neuropsychologischen Diagnostik und einer praktischen Fahrprobe geprüft. Durch gezielte Übungen (zum Beispiel im Fahrsimulator oder durch eine praktische Fahrschulung) kann die Fahreignung in vielen Fällen wieder erreicht werden.

Was wird bei der neuropsychologischen Diagnostik untersucht?

Am Anfang jeder neuropsychologischen Therapie wird zunächst eine umfassende neuropsychologische Diagnostik durchgeführt. Dadurch möchte sich der Behandler ein umfassendes Bild des Patienten, seiner bisherigen Krankengeschichte und seiner aktuellen Lebenssituation machen. Gleichzeitig sollen die Defizite, aber auch die Stärken des Patienten detailliert erfasst werden.

Zu Beginn stellt der Untersucher Fragen zu den aktuellen Problemen des Patienten und informiert sich ggf. über frühere Befunde. Anschließend stellt er ein individuelles Untersuchungsprogramm zusammen, das aus verschiedenen Testverfahren (Papier- und Bleistift-Tests, Untersuchungen am PC) besteht. Dabei werden zum Beispiel Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Planen und Handeln, logisches Schlussfolgern, räumliches Denken und praktische Fähigkeiten überprüft.

Außerdem werden typische Auffälligkeiten, die bei Schädigungen des Gehirns auftreten können, genauer erfasst, zum Beispiel Störungen beim Sehen oder Hören, bei der Sprache oder bei der Bewegungsfähigkeit. Weiterhin macht sich der Untersucher ein Bild über psychische Aspekte wie Stimmung und Befinden und mögliche Auffälligkeiten im Verhalten. Aus den Ergebnissen lässt sich ableiten, welche Behandlungsmaßnahmen für die neuropsychologische Therapie sinnvoll sind.

Mithilfe der neuropsychologischen Diagnostik und eines neuropsychologischen Gutachtens lässt sich außerdem einschätzen, ob eine Minderung der Erwerbsfähigkeit bzw. eine Erwerbsunfähigkeit vorliegt und wie hoch der Grad der Behinderung ist.

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