Ablauf und Phasen einer Psychodrama-Sitzung

An einer Sitzung nehmen die oder der Psychodrama-Leiter*in und in der Regel acht bis 15 Gruppenmitglieder teil. Wichtige Elemente des Psychodramas sind die Bühne, die Protagonist*innen, die Mitspieler*innen (auch: Antagonist*innen oder „Hilfs-Ichs“) und die Gruppe.

Ablauf der Psychodrama-Sitzung

Die oder der Psychodrama-Leiter*in leitet die Abläufe in der Sitzung und stellt in der Gruppe eine Atmosphäre her, durch die die Prozesse des Psychodramas gefördert werden. Insgesamt hält sie oder er sich eher im Hintergrund, greift aber steuernd in die Abläufe des Spiels ein.

In jeder Sitzung kann eine/r der Gruppenteilnehmer*innen, die Protagonistin oder der Protagonist, ein Thema oder ein Problem, das gerade persönlich im Fokus steht und im Spiel bearbeitet werden soll, einbringen. Die anderen Mitglieder der Gruppe sind entweder als Mitspieler*innen beteiligt oder verfolgen das Geschehen als Beobachter*innen.

Ein wichtiges Element beim Psychodrama ist die Bühne oder Spielfläche, auf der das Spielgeschehen stattfindet. Sie sollte vom Raum, in dem sich die Gruppe befindet, deutlich abgegrenzt sein. Dieses Bühnenbild entsteht dabei nur in der Vorstellung der Teilnehmer*innen oder durch wenige Requisiten.

Auf der Bühne kann die oder der Protagonist*in Szenen aus dem eigenen Leben oder auch Fantasien und Wünsche darstellen und dabei Erfahrungen machen, die im alltäglichen Leben nicht möglich wären.

Im Psychodrama kann aber auch an Themen, die die ganze Gruppe betreffen, gearbeitet werden. Dabei können ebenfalls das Spiel auf der Bühne oder soziometrische Techniken (siehe Abschnitt soziometrische Techniken) eingesetzt werden. Auf diese Weise erhält jede/r in der Gruppe Rückmeldungen über die eigene Position und Rolle in der Gruppe.

Die Phasen einer Psychodrama-Sitzung

Aufwärmphase

Damit eine offene und angenehme Atmosphäre entsteht und die Gruppenmitglieder leichter in das Spiel hineinfinden, wendet die/der die Psychodrama-Leiter*in verschiedene Techniken zum Aufwärmen an. So kann sie oder er nach dem Befinden der Teilnehmer*innen fragen und sie auffordern, ihre Stimmung durch Körperhaltungen darzustellen. Außerdem kann sie oder er soziometrische Techniken einsetzen und die Gruppenmitglieder zum Beispiel auffordern, sich nach Alter oder anderen Kriterien im Raum aufzustellen. Im Lauf der Aufwärmphase kristallisiert sich meist heraus, wer in dieser Stunde die/der Protagonist*in sein soll.

Spielphase (Aktionsphase)

Die Protagonistin, der Protagonist erläutert zunächst, wie das Problem, das sie oder er bearbeiten möchte, im wirklichen Leben aussieht und wie sich die Personen, die daran beteiligt sind, verhalten haben. Zusätzlich beschreibt sie oder er, wie die Bühne aussieht, die dann von der Gruppe mit sogenannten Requisiten bereitet wird. Im nächsten Schritt wählt sie oder er Gruppenteilnehmer*innen aus, die die Rollen der beschriebenen Personen übernehmen und gibt ihnen Anweisungen, wie sie ihre Rollen spielen sollen.

Dann stellen die Protagonistin beziehungsweise der Protagonist und die Mitspieler*innen das Problem spontan in einer Szene auf der Bühne dar. Die/der Psychodrama-Leiter*in greift dabei steuernd und unterstützend in den Ablauf ein und bringt die Szene schließlich zum Abschluss. Die übrigen Gruppenteilnehmer*innen beobachten das Spiel. Dabei werden auch bei ihnen emotionale Prozesse ausgelöst, die eine Katharsis und psychische Veränderungsprozesse fördern können.

Integrationsphase (Feedback und Sharing in der Gruppe)

Im Anschluss besprechen alle Gruppenmitglieder das Spiel gemeinsam. Das soll dazu beitragen, dass sie ihre Gefühle sortieren und verarbeiten können. Dabei kommen verschiedene Techniken zum Einsatz. Beim Sharing - auf Deutsch heißt das Teilen - erzählen alle Gruppenmitglieder, welche Gefühle und Gedanken das Spiel bei ihnen ausgelöst hat und welche eigenen Lebenserfahrungen dadurch bei ihnen wachgerufen wurden. Auf diese Weise kann die Protagonistin, der Protagonist die Erfahrung machen, dass andere Menschen ähnliche Situationen oder Probleme erlebt haben. Gleichzeitig erfährt sie oder er dabei Solidarität und Ermutigung.

Beim Rollenfeedback teilen die Darsteller*innen der anderen Rollen mit, wie es ihnen in ihrer Rolle gegangen ist und wie sie das Verhalten der Protagonistin, des Protagonisten erlebt haben. Dadurch erfährt diese/r viel darüber, wie andere ihr oder sein Verhalten wahrnehmen. Beim Identifikationsfeedback berichten die Zuschauer*innen des Spiels, mit welchen Rollen sie sich identifiziert haben und wo sie besonders emotional beteiligt waren.

Auch in dieser Phase greift die/der Psychodrama-Leiter*in steuernd und unterstützend in die Abläufe ein und fasst am Ende zusammen, welche Prozesse sie oder er im Rollenspiel selbst beobachtet hat.