Arten von Gruppentherapie

Einer Gruppenpsychotherapie können unterschiedliche theoretische Konzepte zugrunde liegen. So werden psychoanalytisch orientierte, verhaltenstherapeutisch orientierte und familien- und paartherapeutische Gruppen (systemische Therapie) unterschieden.

Weiterhin gibt es Gruppen, die an Konzepten anderer Therapierichtungen orientiert sind, etwa der klientenzentrierten Therapie, dem Psychodrama oder der Gestalttherapie.
Die meisten Gruppen bestehen aus Personen, die sich vorher nicht kannten und nur zum Zweck der Therapie zusammenkommen.

Eine Ausnahme ist die Paar- und Familientherapie: Hier besteht die Gruppe aus Teilnehmern, die sich kennen und in enger Beziehung zueinander stehen, nämlich aus Paaren oder den Mitgliedern einer Familie.

Psychoanalytisch orientierte Gruppentherapie

Bei einer psychoanalytisch orientierten Gruppentherapie berichten die Teilnehmer frei über ihre Probleme. Auf diese Weise entsteht eine unstrukturierte Situation, die dazu beitragen soll, dass die Teilnehmer Beziehungserfahrungen aus ihrer Kindheit und die damit verbundenen Gefühle wieder erleben können. Dadurch erleben sie zum Beispiel Verbote der Eltern und die damit verbundenen, bisher verdrängten Gefühle wieder und können nach und nach lernen, mit diesen hilfreicher umzugehen.

Die Hauptarbeit in der Therapie soll dabei von den Patienten geleistet werden. Der Therapeut versteht sich als Dirigent, der gemeinsam mit der Gruppe versucht, die Ursachen der Probleme zu finden. Dabei arbeitet er darauf hin, bisher verdrängte Probleme der Teilnehmer aufzudecken und die Persönlichkeitsstruktur der einzelnen Gruppenmitglieder zu erkennen.

Die möglichen Rollen des Therapeuten in der Gruppen-Psychoanalyse

Der Therapeut kann sich dabei relativ neutral und zurückhaltend (abstinent) verhalten, das heißt, er mischt sich nicht oder nur wenig in das Therapiegeschehen ein. Er kann aber auch eine aktive Rolle einnehmen. Dabei bezieht er sich immer auf das Geschehen im „Hier und Jetzt“ und arbeitet mit Übertragung und Gegenübertragung. So analysiert er, auf welche Weise sich Beziehungsmuster der Patienten aus der Kindheit in der aktuellen Beziehungssituation wiederholen (Übertragung) und achtet darauf, welche Gefühle und Reaktionen das Verhalten der Teilnehmer bei ihm selbst auslöst (Gegenübertragung).

Zudem versucht er, den Gruppenmitgliedern durch sein eigenes Verhalten neue, günstigere Beziehungserfahrungen zu ermöglichen. Hatte ein Teilnehmer zum Beispiel sehr strenge, strafende Eltern, verhält sich der Therapeut ihm gegenüber besonders wohlwollend und ermutigend, so dass der Patient eine neue Beziehungserfahrung machen kann. Weiterhin kann der Therapeut auch Deutungen verwenden: So deutet er zum Beispiel, welche psychodynamischen Prozesse in der Gruppe stattfinden oder welche Bedeutung ein Problem eines Patienten im Hinblick auf seine Lebensgeschichte hat.

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Verhaltenstherapeutische Gruppentherapie

In einer verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie geht es stärker darum, die Probleme dadurch zu lösen, dass die Patienten bestimmte ungünstige Verhaltensweisen verändern.

Die Gruppe bietet dabei einen geschützten Rahmen, in dem die Teilnehmer neue Verhaltensweisen ausprobieren und einüben können. Eine verhaltenstherapeutisch orientierte Trainings- oder Übungsgruppe kann zum Beispiel das Ziel haben, Ängste oder eine Depression zu bewältigen.

Diese Gruppen können einen klar strukturierten Ablauf mit vorgegebenen Übungen haben, sie können aber auch flexibler ablaufen.

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Familientherapie, systemische Therapie und Paartherapie

Auch eine Familientherapie bzw. systemische Therapie und eine Paartherapie sind Formen der Gruppentherapie. Hier arbeitet der Therapeut mit den Mitgliedern einer Familie bzw. mit den Partnern einer Paarbeziehung.

Diese Therapieform geht davon aus, dass die psychischen Symptome eines Familienmitglieds oder psychische Belastungen innerhalb der Familie durch ungünstige Beziehungsmuster in der Familie entstehen und aufrecht erhalten werden.

In der Therapie geht es darum, die wechselseitigen Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern zu verstehen und gemeinsam Lösungen für Probleme oder psychische Belastungen zu erarbeiten.

Klientenzentrierte Gruppentherapie

In einer klientenzentrierten Gruppentherapie sind Verhaltensmerkmale des Therapeuten ein wichtiges Element der Therapie: Er bringt den Gruppenteilnehmern unabhängig von ihren Problemen und Eigenheiten positive Wertschätzung entgegen, verhält sich einfühlsam (empathisch) und echt (kongruent) – das heißt, so, wie er tatsächlich denkt und fühlt. So kann er den Teilnehmern auch eigene Gefühle mitteilen oder sie mit problematischen Beziehungsmustern konfrontieren.

Bei der Therapie stehen die Patienten mit ihren Gefühlen, Wünschen und Wertvorstellungen im Mittelpunkt, während der Therapeut sich mit seiner Sichtweise im Hintergrund hält und Bewertungen und Ratschläge vermeidet.

Gleichzeitig achtet der Therapeut auf gruppendynamische Prozesse und versucht auf diese Weise, Veränderungen einzuleiten.

Gruppentherapie beim Psychodrama

Das Psychodrama ist eine der ersten Formen von Gruppenpsychotherapie und ist aus dem Stegreiftheater entstanden.

Hier inszeniert der Patient das Problem oder Thema, das er in der Sitzung bearbeiten möchte, in Form eines Spiels. Er ist dabei der Hauptdarsteller und kann anderen Gruppenteilnehmern weitere Rollen – etwa von Eltern oder Geschwistern – zuweisen.

Durch das spontane Nachspielen von Situationen, etwa aus der eigenen Kindheit, soll die Kreativität der Teilnehmer geweckt werden und sie sollen lernen, neue, angemessenere Verhaltensweisen für bisher problematische Situationen zu finden.

Die übrigen Gruppenmitglieder geben nach dem Spiel eine einfühlsame und wenn notwendig auch kritische Rückmeldung (Feedback). Außerdem tauschen sich die Teilnehmer nach dem Rollenspiel darüber aus, welche eigenen Lebenserfahrungen bei ihnen während des Rollenspiels wachgerufen wurden (Sharing).

Gestalttherapeutische Gruppentherapie

Die gestalttherapeutische Gruppentherapie verwendet zum Teil ähnliche Methoden wie das Psychodrama. Hier wird die Beziehungsdynamik der Teilnehmer im Hier und Jetzt zum Thema gemacht und genutzt, um Veränderungen zu erreichen.

In der Therapie werden Übungen und Experimente eingesetzt, die dazu beitragen sollen, dass den Teilnehmern ihre Gefühle, Körperempfindungen und Bedürfnisse stärker bewusst werden und sie neue Verhaltensweisen ausprobieren können.

Ähnlich wie beim Psychodrama kommen auch hier Feedback und Sharing zum Einsatz.

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