Definition Schemata

Als Schemata oder genauer „maladaptive Schemata“ bezeichnet Jeffrey Young dauerhafte, ungünstige Verhaltensmuster, die jemand in der Kindheit und Jugend erworben hat – und zwar dadurch, dass seine emotionalen Grundbedürfnisse nicht befriedigt wurden.

Ein Schema umfasst dauerhafte, ungünstige Muster von Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen, die das Verhalten in einer konkreten Situation steuern. Die Schemata können sich auf den Betroffenen selbst (Selbstschemata) oder auf seine Beziehungen zu anderen Menschen (Beziehungsschemata) beziehen. Sie wirken sich ungünstig auf das Leben des Betroffenen aus und werden deshalb auch als „Lebensfallen“ bezeichnet.

Schemata dienen einem Menschen dazu, kurzfristig seine Grundbedürfnisse zu befriedigen. Zu den wichtigen Grundbedürfnissen zählen nach Young die Bedürfnisse nach einer sicheren Bindung, nach Autonomie und Kompetenz, nach Kontrolle, nach Spontanität und Spiel sowie das Bedürfnis, seine Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Um diese zu befriedigen, wendet jemand die in der Kindheit erlernten Verhaltensmuster auch als Erwachsener an, was langfristig allerdings ungünstige Folgen hat.

So führt das Schema oft zu zwischenmenschlichen Problemen und hindert den Betroffenen an einer befriedigenden Gestaltung seines Lebens. Trotz ihrer Nachteile werden die Schemata im Leben aufrechterhalten, weil die daraus folgenden Bewältigungsstrategien für die Betroffenen nicht nur Nachteile, sondern kurzfristig auch Vorteile haben.

Typisch für ein Schema ist auch, dass das Verhalten starr und wenig an die konkrete Situation angepasst ist. Dadurch verhindern die Schemata, dass jemand sich psychisch weiterentwickeln kann.

Bea's Eltern haben sich in ihrer Kindheit oft abweisend verhalten und sich wenig um ihre Kinder gekümmert . Bea hat deshalb versucht, Aufgaben möglichst gut zu erfüllen, um so die Liebe und Anerkennung ihrer Eltern zu erhalten. Heute arbeitet sie als Sozialpädagogin – und neigt im Beruf und im Privatleben dazu, es allen Recht machen zu wollen. So sagt sie fast immer „ja“, wenn etwas von ihr verlangt wird, obwohl es ihr manchmal zu viel wird und es ihr guttun würde, auch mal „nein“ zu sagen. Sie hat das Gefühl, nur geliebt und anerkannt zu werden, wenn sie immer für andere da ist und es allen Recht macht.

Entstehung und Aufrechterhaltung von Schemata

Zum einen entstehen Schemata, wenn in der Kindheit und Jugend wichtige Grundbedürfnisse nicht befriedigt wurden. Sie können aber auch entstehen, wenn jemand zu viel Fürsorge bekommen hat und ihm zum Beispiel alle Aufgaben abgenommen wurden. Die Schemata kommen entweder durch einschneidende, traumatische Erlebnisse zustande oder durch ungünstige Erlebnisse, die sich über längere Zeit häufig wiederholen. Im weiteren Leben werden sie aufrechterhalten, weil diese Verhaltensmuster der betroffenen Person vertraut sind und sich das Verhalten für sie „richtig“ anfühlt – obwohl dies gleichzeitig zu Leiden und zu unbefriedigenden zwischenmenschlichen Beziehungen führt.

Beispiele für Schemata

Jemand, der als Kind oft allein gelassen wurde oder viel Zurückweisung erlebt hat, kann das Schema „Verlassenheit“ entwickeln. Der Betroffene hat dann auch als Erwachsener Angst, von anderen verlassen zu werden und klammert sich möglicherweise stark an andere Menschen.

Jemand, der als Kind nicht zur Selbständigkeit erzogen wurde und dem ständig Aufgaben abgenommen wurden, kann das Schema „Abhängigkeit“ entwickeln. Er fühlt sich dann auch als Erwachsener inkompetent und traut sich viele Aufgaben nicht zu. Möglicherweise fühlt er sich von anderen Menschen abhängig, ordnet sich diesen unter und äußert keine eigenen Wünsche und Bedürfnisse.

Wurde jemand als Kind von seinen Eltern sehr verwöhnt und wurden ihm kaum Grenzen gesetzt, kann das Schema „Anspruchshaltung“ entstehen. Als Erwachsener hat der Betroffene dann das Gefühl, alles bekommen zu müssen, was er will. So kann es sein, dass er schnell wütend reagiert, wenn er nicht bekommt, was er will.

Weitere Informationen zu Arten von Schemata lesen Sie im Exkurs Schemata.