Psychotherapie: Wer kann und darf was?
Unterschiede von Psychotherapeuten, Psychologen, Psychoanalytikeren, Psychiateren und Heilpraktikern
13.10.2011 Von Fritz Propach
Informationen zur besseren Unterscheidung von Psychotherapeuten, Psychologen, Psychoanalytikern, Psychiatern und anderen psychotherapeutischen Fachärzten sowie Heilpraktikern:
Was genau ist ein „Psychotherapeut“?
Wichtig: Die im allgemeinen Sprachgebrauch übliche Gleichsetzung von Tätigkeitsbeschreibung und Berufsbezeichnung (jemand, der etwas lehrt, ist ein Lehrer; jemand, der am Bau arbeitet, ein Bauarbeiter etc.), gilt nicht für den Bereich der Psychotherapie: Es dürfen zwar alle der vorgenannten Gruppen Psychotherapie anbieten, aber nicht alle dürfen sich Psychotherapeut nennen.
Psychologischer Psychotherapeut ist ein gesetzlich geschützter Titel, der seit Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetzes von 1999 an eine mehrjährige, staatlich geregelte Weiterbildung gebunden ist. Ein Psychologischer Psychotherapeut verfügt wie ein Arzt über eine Approbation als staatlich anerkannte Zulassung zur Ausübung der Heilkunde. Psychologische Psychotherapeuten dürfen meist auch über gesetzliche Krankenkassen abrechnen.
Psychotherapeut: Seit 2020 gibt es einen direkteren Weg, sich zur Psychotherapeut:in und Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut:in ausbilden zu lassen. Nach dem Bachelorstudiengang Psychologie können Anwärter:innen im Masterstudiengang Psychotherapie studieren. Anders als im früheren Diplomstudiengang oder im Masterstudiengang Psychologie vermittelt dieses Studium die gesamte Breite wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren und grundlegende Kompetenzen, um Patient:innen behandeln zu können.
Deshalb erhalten Absolvent:innen gleichzeitig mit dem Bestehen der staatlichen psychotherapeutischen Prüfung ihre Approbation, also die gesetzliche Erlaubnis psychotherapeutisch arbeiten und sich Psychotherapeut nennen zu dürfen. Im Anschluss an dieses Studium entscheiden sich die Absolvent:innen für ein wissenschaftliches und von den Krankenkassen anerkanntes psychotherapeutisches Verfahren.
Studierende und Psychotherapeut:innen in Ausbildung, die vor dem 01. September 2020 ein einschlägiges universitäres Psychologiestudium oder ihre Ausbildung im bisherigen System begonnen haben, haben bis 2032, in Härtefällen bis 2035, Zeit, eine Approbationsausbildung nach den bis 2020 gültigen Regelungen zu absolvieren.
Folgende Gruppen dürfen sich "Psychotherapeut" nennen:
- Psychologische Psychotherapeuten
- Psychotherapeuten nach der Approbationsordnung von 2020
- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
- Fachärzte, deren Ausbildung Psychotherapie umfasst
- Ärzte mit Zusatz-Weiterbildung in Psychotherapie
Was ist ein Psychologe?
Psychologie ist die Wissenschaft vom Erleben, Empfinden und Verhalten des Menschen. Psychologen haben an der Universität studiert und einen Diplom- beziehungsweise einen Master- Abschluss erworben.
Viele Psychologen werden nach Ihrem Studium psychotherapeutisch tätig, entweder mit einer Heilerlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz oder mit entsprechender Weiterbildung als Psychologische Psychotherapeuten. Seit 2020 kann man mit einem Bachelor in Psychologie einen Master in Psychotherapie erwerben. Gleichzeitig mit dem Master-Abschluss erhalten die Absolventen die Approbation.
Viele Psychologen arbeiten auch in anderen Berufsfeldern, zum Beispiel als Schulpsychologen oder in den Personalabteilungen von Unternehmen.
Die unter Laien häufig anzutreffende Gleichsetzung "Psychologe = Psychotherapeut" trifft also nicht zu.
Was ist ein Psychoanalytiker?
Psychoanalytiker haben nach dem Medzin- oder Psychologiestudium Psychoanalyse als Therapieverfahren erlernt. Die Psychoanalyse wurde von Sigmund Freud begründet und war eines der ersten Therapieverfahren.
Bis heute scheint das Bild, das die meisten Menschen von Psychotherapie haben, von einer klischeehaften Psychoanalyse, wie sie vor allem in amerikanischen Filmen zumeist absurd-komisch dargestellt wird, geprägt. Dieses Bild wird den verschiedenen tatsächlich angebotenen psychoanalytischen Therapien freilich nicht gerecht. Zudem ist die Gleichsetzung von (klischeehafter) Psychoanalyse und Psychotherapie ähnlich unzutreffend, genauso wie die Gleichsetzung von Bayern in Lederhosen mit den Deutschen im Allgemeinen.
Besonderheiten der klassischen Psychoanalyse: Im Gegensatz zu anderen Therapieformen findet sie mehrmals die Woche statt und kann mehrere Jahre dauern. Der Patient liegt dabei meist auf der Couch, während sich Patient und Therapeut sonst zumeist gegenüber sitzen.
Lesen Sie auch den ausführlichen Artikel über Psychoanalyse.
Was ist ein Psychiater?
Ein Psychiater hat nach dem Medzinstudium eine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie absolviert. Psychiater kümmern sich in erster Linie um die körperliche Diagnostik und Behandlung psychisch kranker Patienten. Sie stellen zum Beispiel körperliche Ursachen einer psychischen Erkrankung fest und verordnen Medikamente. Psychiater bieten eher selten Psychotherapie an.
Was ist ein Heilpraktiker für Psychotherapie?
Ein Heilpraktiker, dessen Zulassung auf Psychotherapie eingeschränkt ist. Im Gegensatz zu Voll-Heilpraktikern dürfen sie keine körperlichen Leiden behandeln, sondern nur psychotherapeutisch. Näheres finden Sie im Abschnitt Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz.