Wirksamkeit Online-Therapie

Wie wirksam ist eine Online-Therapie? Worauf kommt es an, damit die Therapie wirksam ist?

Inzwischen haben zahlreiche Studien gezeigt, dass eine Online-Psychotherapie wirksam ist – und dass ihre Wirksamkeit ähnlich hoch ist wie eine herkömmliche Psychotherapie. Am häufigsten wurden dabei Programme mit kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansätzen untersucht. In letzter Zeit gibt es aber auch vermehrt Studien zu Programmen mit anderen therapeutischen Konzepten – zum Beispiel der psychodynamischen Therapie, der interpersonellen Therapie, achtsamkeitsbasierten Ansätzen oder integrativen Therapieansätzen, bei denen Methoden aus verschiedenen Therapierichtungen kombiniert werden. Weiterhin zeigen Studien, dass Online-Therapien auch langfristig (über das Ende der Therapie hinaus) wirksam sind. Allerdings gibt es dazu bisher erst wenige Untersuchungen.

Persönliche Ansprechpartner verbessern Durchhaltevermögen

Bei Selbsthilfeprogrammen hat es sich als wichtig herausgestellt, dass die Teilnehmer motiviert werden, weiter am Programm teilzunehmen. Außerdem ist es günstig, wenn sie Rückfragen stellen können und eine Rückmeldung zu den Inhalten des Programms bzw. zu ihren Fortschritten erhalten. Für die Nutzer scheint es wichtig zu sein, zu wissen, dass es „auf der anderen Seite“ jemanden gibt, der sie unterstützt. Programme, bei denen die Teilnehmer keinen Ansprechpartner haben, nicht zum Weitermachen motiviert werden und keine Rückmeldung erhalten, werden in vielen Fällen vorzeitig abgebrochen.

Auch bei Psychotherapie-Angeboten haben sich Programme als besonders hilfreich erwiesen, bei denen es einen persönlichen Ansprechpartner gibt, der den Patienten individuelle therapeutische Unterstützung gibt. Ein intensiverer Kontakt kann dabei die Wirksamkeit der Therapie erhöhen. Zudem wird eine Kombination aus Internetangebot und persönlichen Therapiegesprächen („blended therapy“) von den Patienten besonders gut akzeptiert.

Gute therapeutische Beziehung auch bei Online-Therapie möglich

Weiterhin hat sich gezeigt, dass die therapeutische Beziehung – ein wichtiges Element für die Wirksamkeit einer Psychotherapie – bei einer Online-Therapie nicht schlechter sein muss als bei einer herkömmlichen Psychotherapie. So belegen Studien, dass sich auch über das Internet eine positive, tragfähige therapeutische Beziehung zwischen Therapeut und Patient entwickeln kann. Viele Patienten bewerten die therapeutische Beziehung auch bei Online-Therapien als unterstützend und persönlich. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es für viele Patienten wichtiger ist, sich kompetent betreut zu fühlen, Rückmeldungen zu erhalten und die richtigen Hilfestellungen bekommen, als dem Therapeuten persönlich gegenüber zu sitzen.

Schließlich fällt es Patienten in einer Online-Therapie häufig leichter, offen über ihre Probleme und auch über sehr persönliche Dinge zu berichten. Einige Patienten geben an, dass sie die Beziehung zum Therapeuten dadurch sogar als besser empfunden haben als in einer Face-to-Face-Therapie.

Allerdings wurden viele Online-Therapie-Angebote bisher in wissenschaftlichen Studien untersucht. Hier haben die Teilnehmer freiwillig teilgenommen und waren möglicherweise besonders interessiert und motiviert. Deshalb sollten in Zukunft vermehrt Angebote zur regulären Versorgung psychisch Kranker untersucht werden.

Bei welchen Erkrankungen ist eine Online-Therapie wirksam?

Am besten ist die Wirksamkeit von Online-Therapien bisher bei depressiven Erkrankungen und Angststörungen belegt. Studien zeigen, dass sie bei leichten bis mittelschweren, aber auch bei schwer ausgeprägten Depressionen wirksam sind. Darüber hinaus sind Online-Therapien bei Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), chronischen Schmerzen, Schlafstörungen, Essstörungen, Zwangsstörungen und Substanzmissbrauch wirksam. Bei schizophrenen Patienten wurde nachgewiesen, dass eine Therapie per Internet die depressiven Symptome, die mit der Erkrankung verbunden sind, verringern kann.

Auch bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (bis 25 Jahre) wurde nachgewiesen, dass Internetprogramme die Symptome von Depressionen und Angststörungen deutlich verringern können.

Bei Selbstmanagement-Programmen hat sich gezeigt, dass sie bei Depressionen, Angststörungen, PTBS, Essstörungen und Substanzmissbrauch wirksam sind.

Allerdings gibt es auch Fälle, bei denen eine Therapie über das Internet nicht geeignet ist: Etwa bei schwer ausgeprägten psychischen Erkrankungen, bei akuten Krisen oder bei einer Selbst- oder Fremdgefährdung.