Vorgehensweise in der Therapie

Anpassung an Belastbarkeit und Fähigkeiten des Patienten
  • Therapeut stellt vertrauensvolle Beziehung zum Patienten her
  • Individuelle Therapiepläne
  • Einbeziehung der Angehörigen
  • Einsatz gezielter Trainingsprogramme
  • bei bleibenden Schäden werden mit Patienten und Angehörigen Handlungsstrategien und Hilfsmittel erarbeitet, die Defizite ausgleichen helfen sollen
  • Patient lernt in der Therapie, seine Defizite richtig einzuschätzen und angemessen damit umzugehen
  • Psychotherapie zur Behandlung von emotionalen Problemen und Psychopharmaka zur Minderung von Störungen der Emotionen können Bestandteil der neuropsychologischen Therapie sein
  • Nutzbarmachung der neu eingeübten Fähigkeiten im Alltag ist ein wichtiges Ziel
  • langfristige Begleitung und Nachsorge

Der Therapeut wird von Anfang an eine vertrauensvolle Beziehung zum Patienten und zu seinen Angehörigen herstellen. Dabei wird er sein Vorgehen an die Belastbarkeit und die kognitiven Fähigkeiten des Patienten anpassen – zum Beispiel an eine geringere Konzentrationsfähigkeit oder an Schwierigkeiten, sich an frühere Therapieinhalte zu erinnern. Gleichzeitig werden in der Therapie gezielt die Stärken und Ressourcen des Patienten genutzt.

Im Anschluss an die Diagnostik erstellt der Therapeut in Absprache mit dem Patienten einen individuellen Therapieplan, der die wichtigsten Behandlungsmaßnahmen enthält. Sie sollen vor allem für den Alltag des Patienten bedeutsam sein. So wird der Therapeut zum Beispiel fragen, welche Aktivitäten der Patient im Alltagsleben – im Beruf und im Privatleben – wieder aufnehmen möchte. Ziel der Therapie ist es, die vorhandenen Probleme zu beseitigen oder zumindest so weit wie möglich zu reduzieren.

Auch die Angehörigen werden so weit wie möglich in die Therapie einbezogen. Sie erhalten Informationen über das Krankheitsbild und Möglichkeiten zur Rehabilitation. Außerdem lernen sie, wie sie den Patienten am besten bei der Bewältigung seiner Erkrankung unterstützen können und wie sie es vermeiden, ihn zu überfordern. Dabei werden häufig Methoden aus der systemischen Therapie beziehungsweise Familientherapie eingesetzt.

Ein wichtiger Bestandteil der neuropsychologischen Therapie sind Trainingsprogramme, mit denen die eingeschränkten Fähigkeiten gezielt trainiert und wieder aufgebaut werden. Sie werden oft am Computer durchgeführt. So können zum Beispiel Aufmerksamkeit, Gedächtnis oder Sprachfähigkeiten gezielt trainiert werden.

In vielen Fällen können die kognitiven Fähigkeiten aber auch durch das Training nicht vollständig wiederhergestellt werden. Dann erarbeitet der Therapeut gemeinsam mit dem Patienten und seinen Angehörigen Handlungsstrategien und Hilfsmittel, um die kognitiven Defizite auszugleichen. So kann ein Patient mit Störungen der Aufmerksamkeit lernen, den Alltag besser zu bewältigen, indem er Ablenkung vermeidet und bei seinen Tätigkeiten regelmäßig Pausen einlegt. Als technisches Hilfsmittel kann bei einem Patienten mit Gedächtnisproblemen ein „Gedächtnisbuch“ eingeführt werden, dass er stets bei sich trägt.

Weiterhin soll der Patient in der Therapie eine bessere Einsicht in seine Defizite und seine aktuellen Probleme bekommen. Er soll lernen, seine Defizite richtig einzuschätzen und angemessen mit ihnen umzugehen. Gleichzeitig arbeitet der Therapeut darauf hin, dass sich der Betroffene mit seiner veränderten Lebenssituation und den Folgen seiner Erkrankung auseinandersetzt, so dass er diese psychisch verarbeiten kann.

Inhalte der Therapie sind auch emotionale Probleme wie Ängste, depressive Gefühle oder Aggressionen sowie Konflikte mit nahestehenden Personen, die durch die Erkrankung entstehen können. Hier werden meist ähnliche Ansätze wie bei der Therapie psychischer Erkrankungen eingesetzt – zum Beispiel Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie oder anderer Psychotherapieformen. Daneben können bei Störungen der Emotionen auch Psychopharmaka zum Einsatz kommen. Hierbei wird besonders darauf geachtet, dass sie die kognitive Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigen.

Ein wichtiges Ziel der Therapie ist es, dass der Patient die neu eingeübten Fähigkeiten auch im Alltag nutzen kann. Deshalb werden sie in konkreten Alltagssituationen erprobt und der Patient zur „Hilfe zur Selbsthilfe“ angeleitet. Gleichzeitig unterstützt der Therapeut ihn aktiv bei seiner Wiedereingliederung ins Berufsleben. Dazu werden zunächst Fähigkeiten, die für die Arbeitstätigkeit wichtig sind, gezielt trainiert. Außerdem werden psychische und soziale Schwierigkeiten, die mit dem Arbeitsumfeld zu tun haben (zum Beispiel Angst vor Überforderung) behandelt. Im nächsten Schritt können Teile der Therapie am Arbeitsplatz stattfinden, wo der Patient die neu eingeübten Arbeitsstrategien vor Ort trainiert. Außerdem werden Kollegen und Vorgesetzten über die besondere Situation des Betroffenen informiert und beraten.

Damit die Fortschritte der Therapie auch langfristig beibehalten werden können, wird der Therapeut eine langfristige Begleitung und Nachsorge sicherstellen – zum Beispiel, indem in größeren Abständen weiterhin Therapiegespräche stattfinden.