Narzissmus und narzisstische Störungen (Seite 4/6)

Welche Subtypen von Narzissmus gibt es?

Offener, verdeckter und maligner Narzissmus

Nach einer empirischen Studie von Russ und Kollegen (2008) kann man Narzissmus in drei Subtypen einteilen:

  • exhibitionistischer Narzissmus
  • grandios-maligner Narzissmus
  • vulnerabel-fragiler Narzissmus

Die meisten der Betroffenen erscheinen nicht durchgängig als jeweiliger Typus. So können beispielsweise Betroffene des grandiosen Typus in einem Moment sehr selbstbewusst und grandios wirken und kurz darauf Anzeichen von Depression und Ängstlichkeit zeigen.

Was zeichnet den exhibitionistischen Narzissmus-Typus aus?

Der exhibitionistische Typus stellt seine Großartigkeit öffentlich heraus. Dieser Typus kann in einer wettbewerbsorientierten Welt sehr erfolgreich sein. Sein Auftreten wirkt sehr selbstbewusst. Ihren Mitmenschen gegenüber verhalten sich Menschen dieses Typus arrogant und kühl. Diese Form wird auch als offener Narzissmus bezeichnet.

Was zeichnet den grandios-malignen Narzissmus-Typus aus?

Maligner Narzissmus ist eine Kombination aus Narzissmus, Aggression, Paranoia und antisozialem Verhalten. Der Begriff Malignität wird in der Medizin für bösartige Krankheiten verwendet. Menschen dieses Typs sind von ihrer Großartigkeit überzeugt. Fühlen sie sich von anderen nicht angemessen wertgeschätzt, rächen sie sich ohne Reue, auch wenn die Ablehnung, die sie anderen unterstellen, nicht real sein muss.

Was zeichnet den vulnerablen-fragilen Narzissmus-Typus aus?

Menschen, die an einem vulnerablen Narzissmus leiden, werden meist nicht so schnell als Narzissten erkannt, da sie extrem verletzlich, schüchtern und hypersensibel sind. Man bezeichnet diese Form daher auch als verdeckten Narzissmus. Wie die anderen Typen auch, sind sie aber auf sich selbst fixiert und nicht imstande, anderen gegenüber echte Empathie zu empfinden. Kritik oder Zurückweisungen können in ihnen schwere Krisen auslösen, die sogar bis hin zum Suizid führen können.

Gibt es weiblichen und männlichen Narzissmus?

Populärwissenschaftlich unterscheidet man häufig zwischen weiblichem und männlichem Narzissmus. Demnach soll der vulnerable Narzissmus eher die weibliche Form des Narzissmus darstellen, vor allem auch, weil der grandiose Narzissmus häufiger bei Männern vorkommt. Es gibt aber keine Studien, die diese These belegen.

Ist ein Narzisst beziehungsfähig?

Das Gespür für die Bedürfnisse anderer befähigt Betroffene dazu, sich gerade am Anfang einer Beziehung aufmerksam zu verhalten und dem Gegenüber das Gefühl zu vermitteln, ein wichtiger Mensch zu sein. Dabei orientieren sie sich meist an Menschen, die etwas Besonderes zu bieten haben wie gesellschaftlicher Status oder Vermögen, weil sie damit den eigenen Selbstwert erhöhen können.

Eine Überbetonung der eigenen Autonomie ist ein Leitsymptom der narzisstischen Störung. Um das hohe Bedürfnis nach Bestätigung zu befriedigen, opfern sie ein bestimmtes Maß ihrer Autonomie, um über die Beziehung ihren Selbstwert zu stabilisieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie die Kontrolle abgeben.

Menschen mit diesem Störungsbild fällt es schwer, einem Partner treu zu sein. Sie gehen im Grunde eine Beziehung nicht ein, weil sie ihren Partner in seinem Sosein wahrnehmen, akzeptieren und verstehen. Sie tun das bei sich selbst auch nicht. Sie gehen eine Beziehung zunächst ein, weil sie ihr Bedürfnis nach Bestätigung und Bewunderung befriedigen möchten. Das erklärt auch, warum sie häufig offen sind für Flirts. Wird es zu kompliziert mit dem eigenen Partner, dann suchen sie sich die Bestätigung einfach woanders.

Häufig gehen Narzisst und Ko-Narzisst eine Paarbeziehung ein. Während der eine die Bewunderung, Verehrung und Bestätigung genießt, fühlt der andere sich durch die zur Schau gestellte Grandiosität, die beruflichen Erfolge oder den materiellen Wohlstand des Partners aufgewertet.