Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit (Seite 4/8)

Exakte Diagnose bei Sucht besonders wichtig

Viele Betroffene können ihre Alkoholsucht gut verheimlichen oder herunterspielen

Eine genaue Diagnostik, ob jemand Alkoholprobleme hat, findet meistens statt, wenn der Betroffene selbst Hilfe sucht oder wenn jemand beispielsweise aufgrund überhöhten Alkoholkonsums im Straßenverkehr auffällig geworden ist und daraufhin eine Untersuchung angeordnet wird.In beiden Fällen wird der Untersucher, gewöhnlich ein Arzt oder Psychologe, meist verschiedene Untersuchungsmethoden miteinander kombinieren, um besser herauszufinden, wie hoch der tatsächliche Alkoholkonsum und wie schwerwiegend das Alkoholproblem ist.

Denn viele Betroffene neigen dazu, ihr Alkoholproblem zu verleugnen oder den tatsächlichen Alkoholkonsum herunterzuspielen, selbst wenn sie freiwillig zur Untersuchung kommen.

In der Regel werden zunächst allgemeine Fragen zum Alkoholkonsum gestellt, etwa wie häufig und wie viel in den letzten Wochen getrunken wurde und wann das problematische Trinken begonnen hat. Dabei wird der Untersucher auch das Verhalten des Betroffenen beobachten, etwa ob er alkoholisiert zur Untersuchung kommt. Häufig wird anschließend ein strukturiertes Interview durchgeführt. Dabei wird nach der Entwicklung des Trinkverhaltens und den jeweiligen Auslösern oder auch nach Abstinenzphasen, den aktuellen Symptomen, beispielsweise wie sie in der ICD-10 für bestimmte Krankheiten klassifiziert sind, gefragt, außerdem nach möglichen anderen psychischen Problemen.

Mit diesem Test können Sie herausfinden, ob Ihr Umgang mit Alkohol problematisch ist:
Online-Test: AUDIT ( "Alcohol Use Disorder Identification Test")

Fragebogen und Tests verhelfen zu einem besseren Gesamtbild

Ergänzend kann der Untersucher Fragebogen und Tests verwenden, mit denen die Symptomatik im Detail erfasst wird, zum Beispiel der Addiction Severity Index (ASI; Weiler et al., 2000) oder das Trierer Alkoholismus-Inventar (TAI, Funke et al, 1987).

Der ASI erfasst verschiedene Probleme, die mit dem Alkoholkonsum zusammenhängen, mit dem TAI lassen sich die Entstehung des Alkoholproblems und die Motive für das Trinken erfassen. Diese Angaben geben oft bereits wichtige Anhaltspunkte für das Vorgehen in der Therapie.

Oft ist es auch sinnvoll, Angehörige und andere nahestehende Personen zu befragen, um ein genaueres Bild des Alkoholproblems zu bekommen. In manchen Fällen werden auch Informationen von Behörden herangezogen, um das Ausmaß des Alkoholproblems möglichst objektiv zu erfassen, etwa ob jemand schon einmal der Führerschein entzogen wurde oder ob es gerichtliche Verurteilungen wegen Alkohol gab.

Für die Blutprobe, die oft bei Verdacht auf ein Alkoholproblem entnommen wird, werden verschiedene Laborwerte bestimmt, um die Menge des momentanen und vergangenen Alkoholkonsums abzuschätzen. So erlaubt der Wert CDT Rückschlüsse auf den Alkoholkonsum in den letzten drei Wochen. Die Werte Gamma-GT, AST und ALT geben Hinweise auf Schädigungen der Leber, erhöhte Werte weisen auf einen langfristig gesteigerten Alkoholkonsum hin. Schließlich wird bei einer langjährigen und schwer ausgeprägten Alkoholproblematik auch untersucht, ob körperliche oder hirnorganische Erkrankungen vorliegen.