Tipps für die Paar-Kommunikation (Seite 6/7)

Misslungene Kommunikation schwächt Paare

Nebeneinander und Gegeneinander statt Miteinander

Wenn im Konfliktfall keine neuen Lösungswege gefunden werden und die alten Interaktionsmuster als wirkungslos wahrgenommen werden, bietet sich oft resignatives Ausweichen an:

  • Konfliktfelder werden gemieden
  • Beziehungsgeschehen wir auf bisher reibungslose Interaktionsfelder beschränkt
  • Unerfüllte Wünsche werden irgendwie kompensiert
  • Es gibt ein eher funktionales Miteinander
  • Es steht nicht mehr die Liebe im Vordergrund der Beziehung, sondern eine gemeinsame Aufgabe wie z.B. die Kindererziehung.

Solange dieses System stabil bleibt, geht man nicht mehr auseinander, kommt sich aber auch nicht mehr näher. Beim Auftreten neuer Konflikte kann dieses eingespielte System funktionaler Distanz ins Wanken geraten. Aus dem Scheinfrieden des Nebeneinander kann ein offenes Gegeneinander werden.

Gegeneinander statt Füreinander: „Dir wird’ ich’s zeigen!“

Aus dem gefühlsmäßig eingeschränkten Nebeneinander in funktionaler Distanz kann ein offenes oder verdecktes Gegeneinander im Zusammenleben werden. Bei schwerwiegenden ungelösten Konflikten kann dieser Zustand schnell eintreten.

Versöhnungen sind nur noch schwer möglich, weil vorausgegangene Auseinandersetzungen zu verletzend verlaufen sind. Streitigkeiten münden jetzt sofort in einer negativen Eskalation mit Vorwürfen und Gegenvorwürfen oder Drohungen und Gegendrohungen. Die Partner schaukeln sich also gegenseitig hoch. Streit endet oft im Weglaufen oder gar in Tätlichkeiten. Jeder glaubt, Recht zu haben und verübt Druck, um den anderen zu ändern. Aus diesem Druck wird schließlich Strafe – für erlittene Verletzungen, enttäuschte Erwartungen, geplatzte Hoffnungen. Die alte Liebe und Sehnsucht flackert nur noch selten auf und hat auch langfristig keine Chance mehr, weil das gegenseitige Bestrafen längst das gegenseitige Belohnen abgelöst hat.

Quelle:

  • Joachim Engel, Franz Thurmaier: „Wie redest Du mit mir? – Fehler und Möglichkeiten in der Paarkommunikation. Herder spektrum, 2009