Krebskranke mit Psychotherapie stützen

Psychoonkologie hilft psychische Belastungen von Krebskranken zu mindern

11.10.2010 Von Mathias Petri

Die Diagnose Krebs fordert die Erkrankten und ihre Angehörigen besonders heraus. Bei allen Patienten löst sie zuerst eine Krise aus. Denn jeder weiß, dass unbehandelter Krebs tödlich ist und sieht sich damit in einer existentiellen Situation. Die Umstände der Diagnostik und die Ausgangssituation spielen bei der ersten Konfrontation mit Krebs eine große Rolle.

„Psychoonkologie beschäftigt sich mit der Entstehung, Verarbeitung und psychosozialen Aspekten von Krebserkrankung.“

Viele Patienten erleben die Diagnose wie einen Schock

Die Schwere des Diagnoseschocks und seine Entwicklung im weiteren Krankheitsverlauf sind individuell unterschiedlich und hängen von einigen Faktoren ab. Ob das Erkranken überraschend erkannt wurde oder ob vorher Beschwerden vorlagen, spielt eine Rolle. Des Weiteren hängt es von persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit Krebs ab, beispielsweise ob vorherige Generationen in der Familie schon Krebs hatten. Viele erleben u.a. folgende emotionale Reaktionen:

Mögliche emotionale Reaktionen auf die Diagnose Krebs
Sturz aus der Wirklichkeit Verleugnung
Schock Verzweiflung
Ausgeliefertsein Trauer
Anspannung Ungeduld
Angst Aggression
Verunsicherung Depression
Hilflosigkeit Misstrauen und Rückzug

Die Krankheit Krebs stellt den Alltag häufig auf den Kopf

Aufgrund der langen Dauer der Krebserkrankung und den Therapieformen verändern sich soziale Strukturen und funktionale Rollen der Betroffenen. Es kann bedeuten, dass man seinen Arbeitsplatz verliert, eine Selbständigkeit aufgeben muss oder früher in Rente geht. Damit können finanzielle Einbußen verbunden sein. Auch ändern sich Rollen in der Familie, weil man wesentlich mehr Zeit zu Hause verbringt oder auch nicht mehr im vorherigen Maße sich für andere einsetzen kann. Das vorher zumeist eher unabhängige Leben wird in unterschiedlichem Maße abgelöst von sozialer und körperlicher Abhängigkeit von Hilfssystemen. Es kann auch mit einer Krebserkrankung einhergehen, dass man gesellschaftliche Stellungen verliert und einsam wird.

Die Entstehung der Psychoonkolgie

Diese speziellen Belastungen für die an Krebs erkrankten Menschen haben zur Entwicklung einer eigenen psychotherapeutischen Fachrichtung, der Psychoonkologie geführt: „Die Psychoonkologie ist ein Teilgebiet der Onkologie und befasst sich mit den emotionalen Reaktionen der Patienten in allen Krankheitsphasen sowie denjenigen der Familien und Behandler, sowie den psychologischen und sozialen Faktoren, die das Erkrankungsrisiko und Überlebensraten beeinflussen.“

Welche Bedürfnisse der Betroffene hat, wird neben der Persönlichkeit und den soziokulturellen Lebensumständen in erster Linie von der Erkrankungssituation und –prognose bestimmt.

Die Onkologie verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und besteht aus multiprofessionellen Teams aus den Fachbereichen Psychologie, Soziologie, Sozialpädagogik, Krankenpflege, Psychiatrie, Onkologie und Theologie.

Quelle

Manual Psychoonkologie, Herausgeber: Tumorzentrum München, 3. Auflage 2009