Psychotherapie: Wer kann und darf was?

Unterschiede von Psychotherapeuten, Psychologen, Psychoanalytikern, Psychiatern und Heilpraktikern

13.10.2011 Von Fritz Propach

Informationen zur besseren Unterscheidung von Psychotherapeuten, Psychologen, Psychoanalytikern, Psychiatern und anderen psychotherapeutischen Fachärzten sowie Heilpraktikern:

Was genau ist ein „Psychotherapeut“?

Wichtig: Die im allgemeinen Sprachgebrauch übliche Gleichsetzung von Tätigkeitsbeschreibung und Berufsbezeichnung (jemand, der etwas lehrt, ist ein Lehrer; jemand, der am Bau arbeitet, ein Bauarbeiter etc.), gilt nicht für den Bereich der Psychotherapie: Es dürfen zwar alle der vorgenannten Gruppen Psychotherapie anbieten, aber nicht alle dürfen sich Psychotherapeut nennen.

„Psychotherapeut“ ist ein gesetzlich geschützter Titel, der seit Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetzes von 1999 an eine mehrjährige, staatlich geregelte Weiterbildung gebunden ist. Ein Psychotherapeut hat wie ein Arzt die sog. Approbation als staatlich anerkannte Zulassung zur Ausübung der Heilkunde. Psychotherapeuten rechnen also über gesetzliche Krankenkassen ab.

Folgende Gruppen dürfen sich "Psychotherapeut" nennen:

  1. Psychologische Psychotherapeuten
  2. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
  3. Fachärzte, deren Ausbildung Psychotherapie umfasst
  4. Ärzte mit Zusatz-Weiterbildung in Psychotherapie

Was ist ein Psychologe?

Psychologie ist die Wissenschaft vom Erleben, Empfinden und Verhalten des Menschen. Psychologen haben an der Universität studiert und einen Diplom- bzw. einen Master- Abschluss erworben.

Viele Psychologen werden nach Ihrem Studium psychotherapeutisch tätig, entweder mit einer Heilerlaubnis nach Heilpraktikergesetz, oder, nach entsprechender Weiterbildung, als Psychologische Psychotherapeuten. Viele arbeiten jedoch in anderen Berufsfeldern, z.B. als Schulpsychologen oder in Personalabteilungen in der Wirtschaft.

Die unter Laien häufig anzutreffende Gleichsetzung "Psychologe = Psychotherapeut" trifft also nicht zu.

Was ist ein Psychoanalytiker?

Psychoanalytiker haben "Psychoanalyse" als Therapieverfahren erlernt. Die Psychoanalyse wurde als eines der ersten Therapieverfahren von Sigmund Freud begründet.

Bis heute ist das Bild, das die meisten Menschen von Psychotherapie haben, von einer klischeehaften Psychoanalyse geprägt, wie es vor allem in amerikanischen Filmen zumeist absurd-komisch dargestellt wird. Dieses Bild wird den verschiedenen tatsächlich angebotenen psychoanalytischen Therapien freilich nicht gerecht. Zudem ist die Gleichsetzung von (klischeehafter) Psychoanalyse und Psychotherapie ähnlich unzutreffend, wie die Gleichsetzung von Bayern in Lederhosen mit den Deutschen im Allgemeinen.

Besonderheiten der klassischen Psychoanalyse: Im Gegensatz zu anderen Therapieformen findet sie mehrmals die Woche statt und kann mehrere Jahre dauern. Der Patient liegt dabei auf der Couch, während sich Patient und Therapeut sonst zumeist gegenüber sitzen.

Lesen Sie auch den ausführlichen Artikel über Psychoanalyse.

Was ist ein Psychiater?

Ein Psychiater hat eine Ausbildung zum "Facharzt für Psychiatrie". Psychiater kümmern sich in erster Linie um die körperliche Diagnostik und Behandlung psychisch kranker Patienten. Sie stellen zum Beispiel körperliche Ursachen einer psychischen Erkrankung fest und verordnen Medikamente. Psychiater bieten eher selten Psychotherapie an.

Was ist ein Heilpraktiker für Psychotherapie?

Ein Heilpraktiker, dessen Zulassung auf Psychotherapie eingeschränkt ist. Sie dürfen keine körperlichen Leiden behandeln, im Gegensatz zu "normalen" Heilpraktikern. Näheres finden Sie im Abschnitt Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz.