Wenn Angst das Leben bestimmt (Seite 2/12)

Diagnose und Ver­lauf einer Angst­störung

Ohne Therapie chronifiziert Angst

Wenn jemand erst einmal ausgeprägte Ängste entwickelt hat, verschwinden diese meist nicht einfach wieder von alleine. Das bedeutet, dass die meisten Angsterkrankungen ohne Behandlung chronisch verlaufen und oft über Jahre oder Jahrzehnte bestehen bleiben. Darüber hinaus treten sie häufig zusammen mit anderen Erkrankungen auf, insbesondere mit Depressionen und dem Missbrauch oder der Abhängigkeit von Alkohol, Drogen oder Medikamenten. So fühlen sich viele Betroffene durch die anhaltenden Ängste und die Einschränkungen im Alltag niedergeschlagen und hoffnungslos.

Andere versuchen, die Angst mit Alkohol oder Drogen zu bekämpfen und benötigen mit der Zeit immer mehr davon. Auch somatoforme Störungen treten relativ häufig zusammen mit Angsterkrankungen auf. Die Betroffenen leiden an vielfältigen wiederholt auftretenden und häufig wechselnden körperlichen Symptomen.

Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Mithilfe geeigneter Therapiemethoden lassen sich Angststörungen in den meisten Fällen gut in den Griff bekommen. Am günstigsten ist die Prognose, wenn die Angst noch nicht allzu lange vorhanden ist. Aber auch Ängste, die bereits seit Jahren bestehen, gehen durch eine Therapie häufig deutlich zurück, so dass sich die Lebensqualität der Betroffenen meist deutlich verbessert.

Wie wird eine Angststörung festgestellt (diagnostiziert)?

Um festzustellen, ob eine Angststörung vorliegt, wird die Psychotherapeutin, der Psychotherapeut oder die Ärztin, der Arzt ein ausführliches Untersuchungsgespräch mit Ihnen führen. Dabei wird zum Beispiel gefragt:

  • In welchen Situationen tritt die Angst auf? Wie äußert sie sich?
  • Wie häufig tritt die Angst auf und wie stark ist sie?
  • Seit wann besteht die Angst? Wie hat sie sich im Lauf der Zeit verändert?
  • Wie ist Ihre aktuelle Lebenssituation? Gibt es neben der Angst andere Dinge, die Sie aktuell stark belasten? Welche Probleme und Belastungen sind in der Vergangenheit aufgetreten?
  • Welche Strategien helfen Ihnen im Umgang mit der Angst?

Ergänzend können Fragebögen verwendet werden, mit denen die Ängste genauer erfasst werden.

Manche körperlichen Erkrankungen können zu ähnlichen Symptomen führen wie eine Angststörung. Dazu gehören zum Beispiel eine Überfunktion der Schilddrüse, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder eine Lungenerkrankung. Um solche Erkrankungen auszuschließen, wird auch eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Dabei wird die Ärztin oder der Arzt nach körperlichen Symptomen fragen, den Patienten oder die Patientin körperlich untersuchen und die Blutwerte (wie Blutbild, Blutzucker, Schilddrüsenwerte) bestimmen. Weiterhin wird ein Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt, bei dem die elektrische Aktivität des Herzens mit Elektroden auf der Haut gemessen wird. Wird eine körperliche Erkrankung festgestellt, muss diese als erstes medizinisch behandelt werden. Oft verschwinden dann auch die Symptome der Angst wieder.

Wichtig ist, dass Sie der Behandlerin oder dem Behandler vertrauen und möglichst offen und genau antworten. Denn nur so kann eine genaue Diagnose gestellt werden. Wird festgestellt, dass eine Angststörung vorliegt, wird die Psychotherapeutin, der Psychotherapeut oder die Ärztin, der Arzt gemeinsam mit Ihnen das weitere Vorgehen besprechen und eine für Sie geeignete Behandlung planen.

Mit Hilfe unserer Online-Selbsttests können Sie herausfinden, ob Ihre Ängste ungesunde Ausprägungen angenommen haben könnten:

Wie häufig sind starke Angst und Angststörungen?

Starke Ängste kommen sehr häufig vor, und Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt. So leidet etwa ein Viertel aller Menschen einmal im Leben an einer Angststörung. Frauen erkranken doppelt so häufig an Angststörungen wie Männer. Wie stark die Angst und die Beeinträchtigungen sind, ist dabei von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Typisch ist, dass gleichzeitig mit einer Angststörung weitere psychische Erkrankungen auftreten. Am häufigsten sind dabei Depressionen und ein Missbrauch von Alkohol, Drogen oder Medikamenten.