Umgang mit dem Verlust von geliebten Menschen (Seite 5/7)

Psychotherapie für Hinterbliebene

Professionelle Hilfe bei "komplizierter krankhafter" Trauer

Aufgrund von individuell sehr verschiedenen Ausgangslagen gibt es für die Auflösung „komplizierter“ oder "krankhafter" Trauersituationen nicht die eine richtige und allgemeingültige Therapieform. Vielmehr empfiehlt es sich, gemeinsam mit dem Therapeuten die jeweils am besten geeignete Therapieform auszuwählen.

In der Hinterbliebenentherapie werden die Trennungskonflikte identifiziert und gelöst, welche die Bewältigung von Traueraufgaben bei Personen verhindern, bei denen die Trauer ausbleibt, sich verzögert, übertrieben ist oder in die Länge gezogen wird (Arten von Trauer).

Psychotherapeutische Ansätze in der Trauertherapie

Im Folgenden werden einige Ansätze erläutert, die in der Trauertherapie eine Rolle spielen. Mit dem persönlichen Therapeuten können natürlich noch weitere Möglichkeiten besprochen werden, die eingesetzt werden könnten.

Verhaltenstherapie

Die systematische Desensibilisierung verknüpft Angst als gelernte Reaktion auf einen Reiz mit einer positiven Situation, in der eine positive Reaktion erfolgt. Als positive Reaktion gilt Entspannung. Der Klient mit einer klar umschriebenen Phobie erstellt eine Liste mit zehn in ihrer Intensität nach geordneten Ängsten. In Anwendung auf Trauer kann eine Hierarchie besonders belastender Situation in Bezug auf die verlorene Person erstellt und diese zu deren allmählicher Entschärfung durch gleichzeitige Entspannung genutzt werden. Dabei wird die Erinnerung an den Toten oder an ihn erinnernde Gegenstände massiv provoziert, um anschließend ein Abklingen der Trauersymptome zu erreichen. Mehr.

Psychodrama

Es ist eine Gruppentherapie, bei der im Rollenspiel Situationen noch einmal erlebt und überwunden werden. Alle Elemente des Psychodramas können zur Aufarbeitung von Konflikten genutzt werden, die vor dem Tod einer nahestehenden Person mit ihr bestanden. Sie können auch zu deren Aufdeckung dienen, wenn der Betroffene zunächst davon noch wenig ahnt. Mehr.

Psychoanalyse

Die Übertragung im Therapieverlauf bietet die Möglichkeiten zum Studium regressiver und integrativer Prozesse, die aus Kindheitsverlusten stammen. Der Vergleich der heutigen Situation und der damaligen kann zur Einsicht führen, dass dem Klienten heute mehr und andere Möglichkeiten zur Bewältigung der Verlustsituation zur Verfügung stehen. Er kann beispielsweise erkennen, dass es ihm als Kind nicht möglich war, sich nach einer Zeit der Trauer wieder eine neue Mutter zu suchen, er aber heute in der Lage ist, sich irgendwann wieder einen neuen Partner zu suchen. Mehr.

Spezielle Trauertherapien

Eine Reihe von Verfahren sind speziell für die Anwendung auf Verlustsituationen erstellt worden und gehen damit weit über die Anpassung bestehender Verfahren hinaus.

1. Regrief-Therapy

In der frühesten und bekanntesten Entwicklung einer speziellen Trauertherapie (Volcan und Josephtal 1994) spielen sogenannte Brückenobjekte eine zentrale Rolle.

Sie stellen den Kontakt zum Toten her und sind etwas, das die verlorene Person früher trug, etwas, das der Tote zur Erweiterung seiner Sinne benutzte, eine symbolische oder realistische Repräsentation des Toten oder etwas, das der Trauernde gerade zur Hand hatte, als er vom Tod erfuhr oder den toten Körper sah.

Durch die Arbeit mit dem Brückenobjekt werden mit den Therapeuten alle Erinnerungen und Erfahrungen durchgegangen (nach der Therapie wird der Gegenstand vom Therapeuten weggeschlossen).

Donna, eine junge Frau, weilte am Sterbebett ihrer krebskranken Mutter. Als es sichtlich zu Ende ging, durchsuchte Donna wie unter Zwang die Schmuckschatulle ihrer Mutter und nahm einiges an sich, was sie als Andenken behalten wollte. Nach dem Ableben ihrer Mutter trug Donna diese Schmucksachen regelmäßig; wenn sie es einmal nicht tat, hatte sie ein ungutes Gefühl. Später, als sie mit ihrem Trauerprozess vorankam, verspürte sie immer weniger das Bedürfnis, diesen Schmuck anzulegen.

Dieter bewahrte ein kleines Stofftier auf. Er und seine verstorbene Frau hatten diesem Tierchen einen Namen gegeben, und er trug es – vor allem auf Reisen – in der Tasche mit bei sich. Einmal fühlte er auf dem Heimflug von einer Geschäftsreise in seiner Tasche nach und entdeckte, dass das Stofftier nicht da war. Panik erfasste ihn. Verzweifelt suchte er im Sitzpolster, am Boden, sogar unter dem Teppich nach dem vermissten verbindenden Objekt. Er hat es nicht wiedergefunden, und seine Ängstlichkeit stand im Brennpunkt vieler Therapiesitzungen nach diesem Vorfall.

2. Rituale

Aus gestalttherapeutischer Sicht sind eine Reihe von Ritualen entwickelt worden, die konzentriert als eigene Therapie für Trauernde verwendet oder fallweise in Therapien eingebaut werden können, beispielsweise ein in allen Einzelheiten geplanter Abschiedsbesuch an einem Ort, der eine gemeinsame Bedeutung hatte oder ein Besuch im Lieblingsrestaurant. Alles soll in vollem Bewusstsein unternommen werden, dass dies das letzte Mal ist, an dem der Verlorene an diesem Ort geistig anwesend ist.