Pandemie und Psyche (Seite 7/8)

Verbesserte Akzeptanz der Corona-Politik

Für eine verbesserte Akzeptanz der Corona-Politik in der Bevölkerung sind umfassende Diskussionen, gut begründete und somit nachvollziehbare Entscheidungen sowie einheitliche Regeln nötig.

Negative Folgen für die Psyche resultieren häufig aus dem Gefühl, nicht mehr selbstbestimmt handeln zu können. Um den Eindruck von Fremdbestimmtheit zu reduzieren, sollten verantwortliche Politiker an die gesamtgesellschaftliche Verantwortung jedes Einzelnen appellieren. Dazu gehört es, Menschen das Gefühl zu vermitteln, dass sie durch ihr Handeln zur Besserung der Situation beitragen können. Warum der Staat auf welche Weise handelt, sollte im Detail erklärt und möglichst konkret benannt werden, für welchen Zeitraum welche Maßnahmen gelten und unter welchen Bedingungen sie wieder beendet werden.

Denn um gut durch diese Pandemie zu kommen, spielen die Gefühle eine große Rolle. Ob diese optimistisch oder eher gedrückt sind, hängt auch davon ab, wie angemessen Menschen die aktuelle Situation einschätzen können.

Die Pandemie sorgt jedoch für Unsicherheit in vielerlei Hinsicht. Chronische Unsicherheit sei wie psychologische Folter, sagte der Sozialpsychologe Mario Gollwitzer in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Gollwitzer und sein Team haben Umfragen unternommen, die zeigen, dass die Dauer der Einschränkung wichtiger ist als deren Intensität.

Um negative psychische Folgen des Quarantäneaufenthalts möglichst gering zu halten, sollte ein wissenschaftlich fundierter Maßnahmenkatalog den in Quarantäne befindlichen Personen helfen, die Ausnahmesituation zu gestalten, um besser durch diese Zeit zu kommen. Ausreichende Aufklärungsarbeit ist dringend notwendig: Eine transparente und kontinuierliche Kommunikation seitens der Behörden über Grund und Dauer der Isolationsmaßnahmen ist erforderlich.

In dieser Disziplin besteht noch erhebliches Verbesserungspotenzial. In einem Kommentar der SZ online führte Werner Bartens aus, dass seitens der Politik derzeit in der Kommunikation zu selten ausgewogen auf als gesichert geltende wissenschaftliche Erkenntnisse gesetzt werde. Zu wenig würden Pro und Contra dieses Wissens in eine offene Diskussion einbezogen. Das ernsthafte Einschätzen und Einordnen von Studienkonzepten und den zugrundeliegenden Fallzahlen fehle. Daraus ergebe sich für die Bevölkerung vielfach das Gefühl von sprunghafter, schlecht begründeter Politik. Außerdem entstünde der Eindruck, dass viele Politiker nur anhand der eigenen Meinung entscheiden und diese durch die einseitige Auswahl der passenden Erkenntnisse vermeintlich wissenschaftlich belegen würden. Denn tatsächlich fehlt der große Überblick über das derzeitige wissenschaftliche Geschehen sowie der interdisziplinäre Blick.

Auf ein notwendiges Maximum angesetzte Isolation: Quarantänezeiten sollten nur so lange angesetzt werden, wie sie unbedingt erforderlich sind. Eine Ausweitung der angekündigten Zeitspanne sollte nur in berechtigten Ausnahmesituationen erfolgen.

Struktur und Sicherheit: In Zeiten der Isolation strukturiert berufliche Beschäftigung den Alltag und kann eine gewisse finanzielle Sicherheit gewährleisten. Optimal ist es, wenn Betroffene ihrer Arbeit auch nachgehen können, wenn sie sich in Quarantäne befinden, selbst wenn das nur eingeschränkt möglich sein sollte. Stabilisierend ist es auch, wenn Ausgleichszahlungen durch den Arbeitgeber beziehungsweise staatliche Unterstützung gewährleistet werden.