Mobbing (Seite 3/6)

Statistik, Ursachen und Anzeichen

Je nach Studie schwankt die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer zwischen 2,7% und 2,9%. Mit der Datenerhebung des Mobbing-Reports aus dem Jahr 2002 lag erstmals eine repräsentative Statistik für Deutschland vor: Von Ende 2000 bis Anfang 2001 wurden rund 4.400 Personen befragt, von denen rund 1.300 Personen in eine vertiefende Studie eingingen. Zum Zeitpunkt der Befragung wurden 2,7% gemobbt, 11,3% gaben an, schon einmal in ihrem Leben gemobbt worden zu sein. Jede neunte Person im erwerbsfähigen Alter wird also mindestens einmal im Verlauf ihrer Erwerbstätigkeit gemobbt. Die Mobbingquote von 2,7% entspricht einer absoluten Zahl von rund einer Million Menschen (bei einer Gesamtbeschäftigungszahl von ca. 38 Mio. laut Destatis 2004).

Das Mobbingrisiko von Frauen liegt um 75% höher als das von Männern. Ein möglicher Grund dafür ist unter anderem die Bereitschaft der Frauen, eher über ihre Mobbing-Erfahrungen zu sprechen.

Mobbing findet laut einer Studie in erster Linie innerhalb der Geschlechter statt. Es gibt aber auch andere Muster wegen der höheren Quote von männlichen Führungskräften.

Das höchste Mobbingrisiko haben die unter 25-Jährigen. Bei der Altersgruppe der 55-Jährigen und älteren Mitarbeiter ließ sich ein erhöhtes Mobbingrisiko feststellen.

Wie entsteht Mobbing und was sind die Ursachen?

In der Mobbing-Literatur werden drei Ursachenbereiche unterschieden. Erstens treten als Mobbende häufiger Männer in Erscheinung, die zur gemobbten Person in einer Vorgesetztenposition stehen. Motive können im strategischen Bereich oder auf persönlicher Ebene liegen.

Zweitens sind Mobbing-Betroffene schwer charakterisierbar. Es gibt widersprüchliche Standpunkte hinsichtlich der Eigenschaften von Mobbing-Betroffenen in verschiedenen Studien.

  • Bei Wietzig et al. 2004, Zapf 1999 werden ein hohes Selbstwertgefühl, Überlegenheitsallüren und geringe Ressourcen zur Erholung beziehungsweise Distanzierung aufgeführt.
  • Kobelt et al. 2010 weisen auf Kompromisslosigkeit, mangelnde Gesprächsbereitschaft, rigide Wahrnehmungsmuster und geringe Selbstkritik bei hoher Kränkbarkeit hin. Es ließe sich zwar keine eindeutige Beziehung zwischen Mobbing und bestimmten Eigenschaften der vom Mobbing betroffenen Personen nachweisen, es gäbe aber Hinweise darauf, dass bestimmte Persönlichkeitskonstellationen Mobbing begünstigen.
  • Menschen, die Opfer von Mobbingattacken werden, signalisieren ein unsicheres und konfliktvermeidendes Verhalten Dies bedeutet jedoch nicht automatisch, dass der vom Mobbing Betroffene selbst schuld ist. Beispielsweise wirke eine „Untersteuerung“ des Selbstwertgefühls ebenso Mobbing-begünstigend. Zuletzt seien Mobbing-Betroffene eher körperlich schwach oder wiesen Behinderungen auf. Auffälliges „Anderssein“ beispielsweise durch Aussehen, Nationalität oder besondere Strebsamkeit im Beruf ruft potenzielle Mobber auf den Plan.

Drittens schreibt ein traditioneller Standpunkt Mobbing-Phänomene in allererster Linie Organisationen zu, da bestimmte Eigenschaften nicht auf psychologische Persönlichkeitsmerkmale zurückzuführen sind.

Anzeichen und Alarmsignale für drohendes Mobbing

Es gibt eine Reihe von Anzeichen für beginnendes Mobbing, auf die das potenzielle Opfer frühzeitig reagieren und diesen entgegensteuern kann.

Auf zwischenmenschlicher Ebene:

  • Gespräche verstummen plötzlich, wenn der Betroffen dazu stößt.
  • Es werden unsachliche Andeutungen gemacht und Gerüchte gezielt in Umlauf gebracht.
  • Der Betroffene wird weder gegrüßt noch wird sein Gruß erwidert und seine Aussagen werden verfälscht wiedergegeben.
  • Üble Nachrede im Beisein des Betroffenen oder hinter dessen Rücken.

Auf betrieblicher Ebene:

  • Informationen über betriebliche Belange werden abgestellt.
  • Die Zusammenarbeit wird boykottiert.
  • Kleine Fehler und Versäumnisse werden aufgebauscht.
  • Dem Mobbingopfer werden unwichtige Arbeiten zugewiesen oder sein Arbeitsplatz wird in eine unattraktive Ecke der Firma verbannt.

Verhaltensweisen des Mobbers

Dem Mobber wird ein Selbstwertproblem zugesprochen, das sich in einem Gefühl der Unterlegenheit oder Benachteiligung ausdrückt. Ein häufiges Motiv ist Neid. Aufgrund mangelnder Konfliktlösungsstrategien greift der Mobber gegen die vermeintliche Ungerechtigkeit zu einer Reihe von unlauteren sowie unfairen Mitteln und Verhaltensweisen.

Bei der Kontakt- und Informationsverweigerung wird dem Gemobbten deutlich zu verstehen gegeben, dass er unerwünscht ist, indem man ihm aus dem Weg geht oder nicht mehr grüßt. Informationen werden ihm vorenthalten oder sogar falsch kommuniziert, um ihn vorzuführen.

Durch Angriffe auf das Ansehen und die Leistungsfähigkeit soll das Opfer gezielt lächerlich oder schlecht gemacht und eingeschüchtert werden. Dazu verbreitet der Mobber unwahre Gerüchte oder macht sich über körperliche und persönliche Schwächen des Betroffenen lustig.

Falls das Mobbing vom Chef ausgeht, kann der Mitarbeiter durch extrem hohe Anforderungen oder ständige Kritik unter extremen psychischen Druck gesetzt werden.

Die Androhung sexueller oder körperlicher Gewalt ist ein weiteres Mittel, um dem Mobbingopfer einen „Denkzettel“ zu verpassen.