Freundschaft (Seite 3/7)

Wie und wo findet man neue Freunde?

Neue Freundschaften einzugehen oft leichter als gedacht

Neue Freundschaften einzugehen ist gar nicht so schwierig wie es scheint. Es ist im Grunde genommen jederzeit möglich andere Menschen kennenzulernen. Auch wenn man in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht haben sollte, Schwierigkeiten hat, auf andere zuzugehen oder man im Alltag nicht so viele Gelegenheiten hat, lassen sich neue Freundschaften schließen.

Studien haben gezeigt, dass sich neue Freundschaften recht schnell binnen weniger Wochen nach dem Kennenlernen entwickeln können. Es bedarf aber einiger Monate bis sich aus einer losen Freundschaft eine enge Beziehung entwickelt hat. Und ist eine Freundschaft einmal etabliert, kostet es weniger Energie, sie aufrecht zu erhalten, als eine neue zu initiieren.

Menschen sind auf sozialen Anschluss programmiert

Scheu oder Angst, auf Menschen zuzugehen, sind eigentlich gar nicht gerechtfertigt. Denn das menschliche Gehirn ist geradezu darauf ausgelegt, sozialen Anschluss zu suchen. Auch wenn es Überwindung kosten mag, den ersten Schritt zu machen und andere Menschen anzusprechen, das Gegenüber wird es in der Regel als ganz natürlich empfinden, dass man auf der Suche nach Freunden ist. 

Außerdem haben Studien gezeigt, dass Angehörige einer Gruppe, zum Beispiel in einer Schulklasse oder in einem Arbeitsteam von ihren Kameraden oder Kollegen mit der Zeit ganz von allein als sympathisch eingeschätzt werden, selbst wenn sie noch kein Wort mit ihnen gewechselt haben. Allein die Nähe und die Regelmäßigkeit der Kontakte trägt dazu bei, dass Menschen anderen gegenüber positiv eingestellt sind.

Initiative ergreifen

Ein Anruf, eine Einladung geben, ein Treffen organisieren: Nehmen Sie Ihr Privatleben in die Hand und gestalten Sie es aktiv. Wenn Sie wenig Zeit haben, dann nehmen Sie sich am besten trotzdem Zeit für ein kurzes Telefonat, eine freundliche Nachricht oder einen kurzen Plausch in einem Café. 

Zeigen Sie Ihren Freunden, dass sie Ihnen wichtig sind: Schlagen Sie Aktivitäten vor, die gut umsetzbar sind. Es muss keine Alpenüberquerung sein, ein gemeinsamer Spaziergang tut den meisten Menschen gut.

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, lautet ein Sprichwort. Und so ist es auch: Denken Sie an Weihnachten auch einmal an Ihre Freunde. Es muss nichts Großes sein, eine Kleinigkeit, zum Beispiel selbstgebackene Plätzchen, zeigen dem Beschenkten, dass er Ihnen wichtig ist. Eine Kleinigkeit zum Geburtstag beweist Ihre Aufmerksamkeit. 

Seien Sie zur Stelle, wenn Ihre Freunde Hilfe brauchen: Ein Krankenhausbesuch, Hilfestellung beim Umzug oder anderen wichtigen Ereignissen im Leben Ihrer Freunde sollten Sie mit tatkräftiger Anteilnahme verfolgen.

Interessieren Sie sich dafür, was Ihr Gegenüber wirklich bewegt: Nichts ist für die meisten Menschen wertvoller, als wenn jemand echtes Interesse zeigt. Und teilen Sie sich und Ihre Anliegen mit. Sie müssen beim ersten Treffen nicht alle Geheimnisse preisgeben. Im Gegenteil, manche Ziele, Erlebnisse oder Wünsche sollte man nur sehr vertrauten Freunden mitteilen. Trotzdem: Vertraulichkeiten austauschen, einem Menschen etwas anvertrauen, was Sie anderen nicht so schnell mitteilen würden, das gehört zu einer Freundschaft. Denn zu zeigen, dass man selbst verletzlich ist und Sorgen und Nöte hat, das erzeugt meistens Nähe.

Nehmen Sie sich Zeit für andere Menschen

Oft sieht man nicht, dass es an einem selbst liegt, dass man viel allein ist. Wenn man beispielsweise sehr belastet von all seinen Aufgaben ist, sehr erschöpft ist, dann fühlt man sich einsam und verlassen, merkt aber nicht, dass man selbst es ist, der sich keine Zeit mehr für andere nimmt. Dann kommt man erschöpft von der Arbeit, sitzt nur noch herum und schaut sich wahllos Filme an. Hätte man vorher etwas vereinbart, einen Spaziergang, einen kurzen Kaffeebesuch, ein Training im Verein, würde man den Termin wahrnehmen und danach feststellen, dass es einem guttut, mit anderen Menschen zu tun zu haben und auf andere Gedanken zu kommen. 

Und nehmen Sie sich auch Zeit für sich selbst. Pflegen Sie bereits jetzt die Interessen, die Sie mit anderen Menschen teilen möchten. Informieren Sie sich, welche Partys und Veranstaltungen stattfinden. Geben Sie sich einen Ruck und gehen Sie auch allein dorthin. 

Freundschaften über Hobbies und Vereine schließen

Um schneller neue Freundschaften schließen zu können, muss man ihnen einfach einen höheren Stellenwert einräumen. Das bedeutet, mehr Zeit im echten Leben verbringen. Wenn es also im Schwimmverein üblich ist, anschließend noch beieinander zu sitzen, dann sollte man nicht gleich nach Hause eilen, sondern die Gelegenheit nutzen, mit den potentiellen neuen Freunden noch ein Plauderstündchen abzuhalten. 

Wer Menschen als neue Freunde in Betracht zieht, der sollte sie es spüren lassen, dass sie ihm wichtig sind, dass man sich für sie interessiert. Denn die Qualität eines Kontaktes ist für eine Freundschaftsanbahnung genauso wichtig wie der Faktor Zeit. 

Gemeinsame Interessen und Hobbies helfen, eine Freundschaft entstehen zu lassen. Wenn Sie auf der Suche nach neuen Kontakten sind, dann halten Sie nach Gleichgesinnten Ausschau: Suchen Sie an Orten, an denen Sie sich wohlfühlen. Als Introvertierter Mensch werden Sie beispielsweise auf einem lauten Musikfestival genauso wenig fündig werden, wie ein extrovertierter Mensch bei einem Waldspaziergang. 

Sei es ein Obstbau- und Gartenverein, die Freiwillige Feuerwehr, ein Wander- oder Kulturverein: Stellen Sie fest, welche Gruppierungen, Initiativen und Vereine es an ihrem Wohnort oder dem Ort, wo Sie arbeiten, gibt und fragen nach, ob Sie Mitglied werden können. Die meisten Vereine und Initiativen treten im Internet mit einer eigenen Seite auf, wo Sie Informationen zu Ansprechpartnern und Mitgliedsanträgen finden. 

Freundschaften in Ausbildung und Beruf

Besonders wichtig ist es, Zeit miteinander zu verbringen und zwar regelmäßig und im echten Leben. Wobei regelmäßig nicht bedeutet, dass man sich jeden Tag sehen muss. Es geht vielmehr darum, dass man sich so oft begegnet, dass man in den Gedanken der anderen eine Rolle spielt. 

Aus den Augen, aus dem Sinn – dieser Spruch kommt nicht von ungefähr. Am Arbeitsplatz, in der Schule, an der Universität lernt man deshalb meist Menschen sehr viel einfacher kennen, schlichtweg weil sie oft da sind. Man verbringt mitunter viele Jahre mit den gleichen Menschen am gleichen Ort, hat ähnliche Aufgaben, ähnliche Terminpläne. Auf diese Weise bilden sich feste Gruppen wie von selbst. Es entstehen verschiedene Gruppen, die sich überlappen und die es allen Teilnehmern erlauben, immer wieder mit verschiedenen Menschen in Kontakt zu treten, die alle mindestens ein Thema miteinander verbindet. 

Wer beispielsweise als Handwerker in einem Betrieb arbeitet, in dem es üblich ist, morgens gemeinsam eine Frühstückspause zu machen, der ist regelmäßig von Menschen umgeben, die den gleichen oder einen ähnlichen Beruf ausüben wie er. Außerdem ist der Tagesablauf ähnlich strukturiert, so dass man die Pausen miteinander verbringen kann. Wer andererseits an einer Universität studiert, der ist meist von vielen Menschen umgeben, die einmal einen ähnlichen Beruf ergreifen möchten. Außerdem kann man die Mitstudierenden in der Mensa, im Hochschulsport oder bei von der jeweiligen Fakultät initiierten Festen treffen. 

Freundschaften am Arbeitsplatz gewinnen übrigens an Bedeutung, es gibt sogar einen neuen Begriff dafür: Der „Frollege“ ist jenes Mischwesen aus Freund und Kollege, mit dem man zusammenarbeitet, aber auch ausgehen kann und der einem sogar beruflich zu mehr Erfolg verhelfen kann. Eine Freundschaft im Job erhöht laut einer Harvard-Studie die Chancen auf Beförderung um 40 Prozent. 

Als Selbstständiger trifft man nicht so selbstverständlich auf ähnliche Menschen. Um dem Zufall nachzuhelfen, kann man aber seinen Interessen in einem Verein nachgehen. So trifft man Menschen mit ähnlichen Interessen abends nach der Arbeit. Meistens ergeben sich größere Schnittmengen allein schon dadurch, dass man mit Menschen in der gleichen Altersgruppe oder aus dem gleichen Ort trainiert. Auch gibt es einige Netzwerke, die berufliche Stammtische oder Networking-Events anbieten. 

Seit vielen Jahren gibt es auch „Coworking Spaces“, wo sich Selbstständige oder Remote-Arbeitnehmer in einer Bürosituation treffen, die von einem Unternehmer vermietet und organisiert wird. Diese werden zunehmend beliebter. 

Alte Freundschaften aufleben lassen

Vielleicht haben Sie sich lange nicht mehr bei Menschen gemeldet, mit denen Sie einmal enger befreundet waren? Studien haben gezeigt, dass Menschen sich über eine Kontaktaufnahme meist sehr freuen. Je größer die Überraschung, desto größer die Wertschätzung, das ist das Ergebnis einer Studie, die PhD Peggy Liu an der University of Pittsburgh durchführte. In den allermeisten Fällen ist das Gegenüber sehr dankbar über eine Kontaktaufnahme. 

Freunde über digitale Plattformen finden

Dating-Plattformen haben sich längst etabliert. Plattformen, zum Beispiel Meetup, können aber auch hilfreich sein, um neue Freunde zu finden. Außerdem bieten Seminare, Workshops oder Kurse zu Themen, die wichtig für Sie sind, die Gelegenheit, auf Gleichgesinnte zu treffen.

Unterschiedliche Freundeskreise pflegen

Es ist meist nicht möglich, dass Menschen innerhalb einer einzigen Gruppe alle Ihre Bedürfnisse befriedigen. Deshalb schließen Sie sich besser unterschiedlichen Gruppen an. Das hat auch den Vorteil, dass Sie nicht plötzlich allein dastehen, sollte sich ein Kreis einmal auflösen.