Psychosoziale Folgen von Jobverlust und Arbeitslosigkeit (Seite 5/7)
Der Umgang mit Erwerbslosigkeit
Tipps für Arbeitssuchende und ihr Umfeld
Wie geht man mit einem Arbeitlosen und seiner Stimmungslage um? Was baut ihn auf, gibt Hoffnung und wirkt bestärkend? Welche Ratschläge oder Maßnahmen helfen einem Betroffenen gar nicht weiter? Wann ist im Umgang mit Erwerbslosen und den ihnen ohnehin schon aufgebürdeten Herausforderungen besondere Feinfühligkeit geboten?
Nicht nur finanziell ist der Verlust der Arbeitsstelle schwer zu bewältigen. Der Betroffene empfindet die Ausgrenzung aus dem Arbeitsleben auch als Minderung seines Ansehens, seines Wertes und seiner Zugehörigkeit. Dadurch geraten sämtliche Gefühle auf Achterbahnfahrt, und es mangelt rasch an Selbstwertgefühl, Motivation, Zuversicht, sinnvoller Tagsstruktur und nicht selten auch an Lust auf Aktivitäten.
Derzeit fällt es Karin S. aus B. alles andere als leicht, Freude am Leben, Spaß an Sport mit Freunden zu empfinden oder Faulsein und Entspannen sorgenfrei zu genießen, kreisen doch ihre Gedanken ungewollt immer um das Thema Arbeitslosigkeit. Nicht nur ihr Alltag ist überschattet von Geldsorgen, Ungewissheit und - wie sie es empfindet - vielfach einfach einer großen Leere. »Wüsste ich, wie lange es dauern wird, bis ich wieder einen neuen Job gefunden habe, ließe sich das aufreibende "Warten" leichter ertragen«, sagt die 28-jährige Bürokauffrau. »Ich kann Wochenenden kaum einmal genießen und stürze mich immer auf den Stellenteil, weil ich jede Minute denke, wenn ich nicht sofort eine weitere Bewerbung schreibe, habe ich gar keine Chance mehr auf eine neue Stelle.«
Den Gang zum Arbeitsamt hat die Single-Frau als ebenso unangenehm empfunden, wie das Gespräch mit ihren Eltern und Freunden, als sie von der Kündigung ihrer ja gerade erst begonnenen neuen Stelle in der Probezeit erfuhr. Schon kurz nach der Kündigung fühlte sie sich ausgegrenzt - nicht mehr zugehörig zu Arbeitskollegen, da sie nicht mehr lange Teil des Unternehmens sein würde, nicht mehr zugehörig zu Freundinnen, die shoppen, essen und tanzen gingen, da sie eventuell kein eigenes Geld mehr verdienen würde, und nicht mehr zugehörig zur gesamten Gesellschaft, deren Leben von Arbeitstagen, Wochenende und Ferien strukturiert wurde. Sie empfand eine Isolierung, als habe sie kein Recht am "normalen Leben" teilzunehmen. In der Erwartung, alle würden sie kritisieren, ihr die Schuld geben und ihre beruflichen Fähigkeiten anzweifeln, überkam sie Panik, allein gegen den Rest der Welt zu stehen - von niemandem verstanden.
Was kann ein Arbeitsloser tun?
- Nicht den Glauben an sich selbst verlieren.
- Beharrlich auf der Suche nach einer Stelle oder neuen Aufgaben bleiben.
- An Aufgaben – auch aus dem privaten Bereich - denken, die bisher nicht im Focus standen
- Weiterbildung: Sich ggf. neue Inhalte aneignen.
- Kontakte halten, sich nicht zurückzuziehen.
- Sich im erlaubten Rahmen ehrenamtlich einbringen, ggf. auch in berufsständischen Verbänden für Kontaktaufbau und Wissensvermittlung.