Ausbildungswege und Qualifikation

Spezialisierung auf Diagnostik und psychologische Therapie von Patienten mit Gehirnschädigungen

Klinische Neuropsychologen sind entweder Psychologen oder Ärzte, die eine qualifizierte Ausbildung in klinischer Neuropsychologie durchlaufen haben. Dabei haben sie sich auf die Diagnostik und psychologische Therapie von Patienten mit Gehirnschädigungen spezialisiert. Psychologen haben in der Regel zusätzlich eine Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten absolviert. Ärzte mit einer Zusatzausbildung in klinischer Neuropsychologie sind Fachärzte, meist für Neurologie, Nervenheilkunde, Psychiatrie und Psychotherapie oder Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Die Ausbildung in klinischer Neuropsychologie umfasst:

  • eine mindestens zweijährige Tätigkeit in stationären Einrichtungen der klinischen Neuropsychologie (davon mindestens ein Jahr in einer neurologischen Klinik oder in der neurologischen Rehabilitation)
  • eine theoretische Ausbildung (mindestens 400 Stunden)
  • die Therapie neuropsychologischer Patienten mit mindestens 100 Stunden qualifizierter Supervision
  • das Verfassen neuropsychologischer Fallberichte und Gutachten

Nachweis einer fachlich qualifizierten Ausbildung sind das Zertifikat „Klinischer Neuropsychologe GNP“ der Gesellschaft für Neuropsychologie (GNP) oder die Bestätigung einer Zusatzausbildung in „klinischer Neuropsychologie“ durch die Psychotherapeutenkammern der Bundesländer.

Wie finde ich einen klinischen Neuropsychologen?

Adressen sind bei den Psychotherapeutenkammern oder den Kassenärztlichen Vereinigungen der einzelnen Bundesländer oder bei der Gesellschaft für Neuropsychologie (GNP) erhältlich. Die dort aufgelisteten Therapeuten besitzen eine qualifizierte Ausbildung in klinischer Neuropsychologie.

Achtung: Die Bezeichnung „klinische Neuropsychologie“ ist bisher nicht gesetzlich geschützt. Deshalb ist es im Zweifelsfall sinnvoll, sich genau zu informieren, welche Qualifikationen ein Therapeut besitzt.

Wann werden die Kosten der Therapie von den Krankenkassen übernommen?

Die neuropsychologische Therapie ist seit Februar 2012 eine anerkannte Untersuchungs- und Behandlungsmethode, deren Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Dazu muss zunächst von einem Neurologen, Nervenarzt oder Psychiater bestätigt werden, dass eine organische Hirnschädigung oder Hirnerkrankung vorliegt. Anschließend muss von einem klinischen Neuropsychologen (einem psychologischen Psychotherapeuten oder einem Facharzt mit Zusatzausbildung in klinischer Neuropsychologie) durch eine neuropsychologische Diagnostik nachgewiesen werden, dass neuropsychologische Störungen vorliegen.

Damit die Kosten einer ambulanten neuropsychologischen Therapie von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden, muss der Behandler eine Approbation als psychologischer Psychotherapeut bzw. den Titel eines Facharztes besitzen.

Da es bei den privaten Krankenversicherungen keine eigenen Abrechnungsziffern für ambulante neuropsychologische Therapie gibt, findet die Abrechnung über die Abrechnungsziffern für Psychotherapie statt. Privat versicherte Patienten sollten vorab Rücksprache mit ihrer Krankenversicherung halten, ob die Kosten der Therapie übernommen werden.

Links und Quellen

  • Infomaterial für Patienten der Gesellschaft für Neuropsychologie e. V.
  • Der Vorstand der GNP et al. (2005). Leitlinien der Gesellschaft für Neuropsychologie (GNP) für neuropsychologische Diagnostik und Therapie. Zeitschrift für Neuropsychologie, 16 (4), S. 175–199.
  • Gesellschaft für Neuropsychologie e. V. (2008). Leitlinie Indikationen für ambulante neuropsychologische Therapie.
  • Jascha Rüsseler (2009). Neuropsychologische Therapie. Grundlagen und Praxis der Behandlung kognitiver Störungen bei neurologischen Erkrankungen. In: Hasselhorn, M., Heuer, H. & Rösler, F. (Hrsg.): Standards Psychologie. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart.
  • Armin Scheurich & Karl-Heinz Schneider-Janessen (2009). Ratgeber Neuropsychologie. Antworten auf die häufigsten Fragen von Patienten und Angehörigen. Gesellschaft für Neuropsychologie e. V. (Hrsg.). Hogrefe-Verlag, Göttingen.
  • Fallbeispiel angelehnt an: Johann Lehrner et al. (Hrsg.) (2011). Klinische Neuropsychologie: Grundlagen – Diagnostik – Rehabilitation. Springer-Verlag, Wien, New York.
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