Gruppentherapie

Oft eine gute Alternative zur Einzeltherapie

09.08.2018 Von Dr. Christine Amrhein

  • Bei der Gruppenpsychotherapie werden mehrere Patienten in einer Gruppe gemeinsam behandelt. Die psychische und soziale Gruppen-Dynamik wird genutzt, um Therapieziele zu erreichen.
  • Therapiegruppen können aus unterschiedlich vielen Mitgliedern bestehen. Die Gruppensitzungen dauern in der Regel 90 Minuten.
  • Eine Gruppe kann geschlossen (Gruppe besteht vom Anfang bis zum Ende aus den gleichen Teilnehmern) oder offen (Hier werden aufgrund von Therapieende einzelner Teilnehmer frei werdende Plätze durch neue Teilnehmer besetzt) sein.
  • Hat der Therapeut, der die Gruppe leitet, eine Kassenzulassung für Psychotherapie, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Gruppentherapie.
  • Einer Gruppentherapie können unterschiedliche Konzepte wie bspw. Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, Familien- und Paartherapie ( Systemische Therapie) oder auch klientenzentrierte Therapie, Psychodrama sowie Gestalttherapie zugrunde liegen.
  • Untersuchungen der Uni Jena zeigen, dass eine Gruppenpsychotherapie bei verschiedenen psychischen Erkrankungen oft genauso hilfreich wie eine Einzeltherapie sein kann. Zudem ist sie kostengünstiger als eine Einzeltherapie.
  • Gruppentherapie wird u.a. bei Angststörungen, Depressionen, Burn-Out-Syndrom, Trauma-Störungen, Suchterkrankungen, Zwangsstörungen, Essstörungen, psychosomatischen Erkrankungen und Schmerzstörungen eingesetzt.
  • Eine Gruppen-Psychotherapie gilt seit Einführung der neuen Psychotherapie-Richtlinie im April 2017 als gleichwertige Behandlungsform zu einer Einzeltherapie.

Was ist Gruppenpsychotherapie?

Bei einer Psychotherapie denken viele Menschen an ein Gespräch unter vier Augen mit einem Therapeuten, bei dem der Patient über seine Probleme spricht und diese gemeinsam mit dem Therapeuten bearbeitet.

Es gibt jedoch auch eine andere Form des psychotherapeutischen Arbeitens: Bei der Gruppenpsychotherapie kommen mehrere Patienten in einer Gruppe zusammen und werden dort gemeinsam behandelt. Dabei wird die psychische und soziale Dynamik in der Gruppe genutzt, um Therapieziele zu erreichen.

In der Gruppe berichten die Patienten relativ frei oder vom Therapeuten angeleitet über ihre Probleme und die damit verbundenen Gefühle. Dabei erhalten sie von den anderen Teilnehmern eine Rückmeldung (Feedback): etwa, wie diese die Probleme einschätzen oder welche Anregungen sie haben, um die Probleme zu lösen. Jedem Teilnehmer steht es dabei frei, wie weit er sich öffnet und den anderen Teilnehmern Einblick in seine Probleme gibt.

Viele Menschen haben zum Beispiel Probleme, zufriedenstellende Beziehungen zu anderen aufzubauen oder ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken. Oft liegen die Ursachen für diese Probleme in Erfahrungen in der Kindheit – etwa, wenn die Eltern ihre Kinder sehr streng erzogen haben, sie geschlagen oder emotional vernachlässigt haben.

Mithilfe der sozialen Dynamik in der Gruppe soll dem Einzelnen der Zusammenhang zwischen seinen aktuellen Gefühlen und Verhaltensweisen und ihren Ursachen in der Kindheit deutlich gemacht werden. Auf diese Weise kann er allmählich alternative, günstigere Denk- und Verhaltensweisen entwickeln.

In jeder Gruppentherapie gelten bestimmte Regeln: zum Beispiel, dass die Therapie in einem geschützten Raum stattfindet und nichts, was in der Gruppe besprochen wird, an Außenstehende weitergegeben werden darf. Auch für das Feedback gelten Regeln: So sollen die Gruppenmitglieder ihre Rückmeldung in Ich-Form geben, sie wertschätzend formulieren und eher beschreibende als bewertende Aussagen machen.

Ablauf einer Gruppentherapie

Eine Gruppenpsychotherapie kann, ebenso wie eine Einzeltherapie, ambulant oder als Teil einer stationären oder teilstationären Behandlung durchgeführt werden.

Hat der Therapeut, der die Gruppe leitet, eine Kassenzulassung für Psychotherapie, werden die Kosten für die Gruppentherapie – ebenso wie bei einer Einzeltherapie – von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Es ist also sinnvoll, einen zukünftigen Therapeuten darauf anzusprechen, ob die Kosten für eine Gruppentherapie von der Krankenkasse übernommen werden.

Die Therapiegruppen können aus unterschiedlich vielen Teilnehmern bestehen. Dabei gilt eine Gruppengröße von vier Patienten als Minimum. Die Gruppe kann jedoch auch aus acht bis zehn Teilnehmern bestehen. Meist wird die Therapiegruppe von einem, manchmal auch von zwei Therapeuten geleitet. Während der Therapiesitzungen sitzen die Teilnehmer in der Regel im Kreis, so dass sie sich gegenseitig anschauen können.

Eine Gruppe kann geschlossen sein, das heißt, die Gruppe besteht vom Anfang bis zum Ende aus den gleichen Teilnehmern. Häufiger sind jedoch offene Gruppen, bei denen Teilnehmer, die die Therapie beendet haben, die Gruppe verlassen und die frei werdenden Plätze durch neue Teilnehmer besetzt werden.

Die Gruppensitzungen dauern in der Regel 90 Minuten. Bei einer ambulanten Therapie finden sie meist einmal in der Woche statt, bei einer stationären Gruppentherapie können auch mehrere Sitzungen pro Woche stattfinden.

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