Seelische Verletzungen durch traumatische Ereignisse (Seite 5/7)

Diagnose PTBS

Strukturierte Interviews ermöglichen eine zuverlässige und differenzierte Diagnose

Zunächst wird der Therapeut in einem ausführlichen Gespräch nach den Symptomen und der Krankheitsgeschichte fragen und sich erkundigen, ob in der Vergangenheit ein besonders belastendes Ereignis stattgefunden hat. Dabei werden häufig strukturierte Interviews eingesetzt, mit denen eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) zuverlässig diagnostiziert und von anderen psychischen Störungen abgegrenzt werden kann.

Fragen nach dem traumatischen Ereignis wird der Behandler sehr behutsam stellen, um zu vermeiden, dass ungewollt stark belastende Erinnerungen ausgelöst werden. Um die Symptome der PTBS im Detail zu erfassen, können Fragebögen verwendet werden, zum Beispiel die Posttraumatic Diagnostic Scale (PDS) oder die Impact-of-Event-Skala (IES-R).

Die Häufigkeit einer PTBS

Die Wahrscheinlichkeit, mindestens einmal im Leben eine PTBS zu entwickeln, liegt in Deutschland bei zwei bei sieben Prozent. Dabei sind Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer. Menschen, die oft mit extrem belastenden Ereignissen zu tun haben, wie Rettungskräfte, Polizisten oder Soldaten, haben ein deutlich höheres Risiko für eine PTBS.

Nach einem traumatischen Ereignis liegt die Wahrscheinlichkeit, eine PTBS zu entwickeln, bei 15 bis 24 Prozent. Sie hängt jedoch auch von der Art des Ereignisses ab: Nach Kriegsereignissen oder Vergewaltigungen liegt das Risiko bei 50 bis 65 Prozent, nach Unfällen oder Naturkatastrophen ist es mit 5 bis 10 Prozent deutlich geringer.

Der Verlauf einer PTBS

Die Symptome einer PTBS können unmittelbar nach dem Trauma, Wochen oder Monate später und manchmal sogar erst Jahre später beginnen. Ohne angemessene Behandlung bleibt eine PTBS oft über viele Jahre bestehen. Durch eine rechtzeitige und geeignete Therapie kommt es aber oft zu einer deutlichen Besserung oder zum Verschwinden der Symptome.

Welche anderen psychischen Erkrankungen treten häufig gleichzeitig auf?

Das Erleben eines Traumas erhöht das Risiko für viele psychische Erkrankungen. Sie können für sich allein oder zusammen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) auftreten. Dazu gehören Angststörungen, Depressionen, somatoforme Störungen (körperliche Symptome, die auf psychische Faktoren zurückgehen), Suchterkrankungen, Essstörungen und eine Neigung zu Suizidalität (Selbsttötung).

Wenn das Trauma in der Kindheit und Jugend stattgefunden hat, entwickelt sich häufig eine Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Auch eine dissoziale Persönlichkeitsstörung kann sich nach einem Trauma entwickeln: Dabei beachten die Betroffene ständig soziale Normen und haben wenig Mitgefühl für andere.

So genannte Dissoziative Störungen können den dissoziativen Symptomen ähneln, die bei einer PTBS auftreten, und sollten diagnostisch abgegrenzt werden. Bei Dissoziativen Störungen kommt es zu ausgeprägten Störungen der Erinnerung, des Identitätsbewusstseins, der Körperempfindungen und der Kontrolle von Bewegungen.

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