Suizid (Seite 3/9)
Warnhinweise suizidaler Menschen erkennen
Dr. Barbara Schneider bringt es auf den Punkt: „Das Allerwichtigste ist meiner Ansicht nach, dass wir alle wissen, dass Suizidalität ein ganz menschliches Thema ist und dass wir helfen können. Wichtig ist, dass wir die Anzeichen wahrnehmen und den Betroffenen rasch die erforderliche Hilfe zukommen lassen."
Warnhinweise wahrnehmen
Nicht immer, aber manchmal gibt es gewisse Anzeichen, die darauf hindeuten, dass jemand Selbstmordabsichten hegt. Die folgenden Merkmale können, müssen aber nicht zwangsläufig auf Selbstmordabsichten hinweisen.
Auch wenn es eine gängige Behauptung ist, dass diejenigen, die sich wirklich das Leben nehmen möchten, nicht darüber sprechen, stimmt sie nicht immer. Denn die meisten Suizidversuche werden durch bestimmte Äußerungen zumindest indirekt angekündigt.
Typische Formulierungen sind beispielsweise Sätze wie „So kann ich nicht mehr leben“, „Ohne mich wärt Ihr besser dran“ oder die Betroffenen erzählen, dass ihnen ihr Leben sinnlos vorkommt. Manchmal sind diese Worte „nur“ ein Hilferuf, in jedem Fall aber ein Hinweis darauf, dass es dem Betroffenen nicht gut geht. Oft sind solche Äußerungen auch verbunden mit großer Selbstkritik. Gleichzeitig haben Suizidgefährdete meist eine äußerst geringe Selbstachtung und empfinden Schuldgefühle.
Dr. Barbara Schneider weist auch darauf hin, dass ein „Erwägungsstadium zwischen „sein“ und „nicht sein“ vorausgeht. In diesem Stadium ist die Steuerungs- und Distanzierungsfähigkeit vom Suizid noch erhalten. Dann kann es mithilfe von Gesprächen gelingen, den Suizidgefährdeten in seinen Gedanken zu unterbrechen und ihm die erforderlichen Hilfsmöglichkeiten zu vermitteln."
Ebenso charakteristisch für Gefährdete ist das Gefühl einer tiefen Hoffnungslosigkeit: Die Betroffenen sehen nichts Positives mehr im Leben, haben aus ihrer Sicht nichts, an dem sie sich freuen können, vermeintlich nichts, für das es sich zu leben lohnt.
Gerade falls der Betroffene früher ganz anders war, wenn es also zu einer plötzlichen Verhaltensveränderung kommt, kann dies ein Anzeichen dafür sein, dass etwas nicht stimmt. Beispielsweise war die Person früher offen, kommunikativ, interessiert und ist hingegen jetzt in sich gekehrt und auffällig ruhig.
Häufig kommt es auch vor, dass Personen mit Suizidgedanken sich zurückziehen, isolieren, den Kontakt zu Freunden und Bekannten vernachlässigen und vermehrt abwesend wirken. Nicht nur innere, auch äußere Veränderungen können sich zeigen: Manchmal legen die Betroffenen nicht mehr viel Wert auf ihr Äußeres, erscheinen ungepflegter, oder haben ein verändertes Essverhalten, was sich wiederum auf das Körpergewicht auswirkt.
Wenn jemand, der die oben genannten Symptome zeigte, plötzlich wie ausgewechselt ist und „ruhig, zufrieden und gelöst wirkt“, dann kann es auch daran liegen, dass der Betroffene beschlossen hat, seine Probleme durch Selbsttötung zu lösen. Noch auffälliger ist eine plötzliche, intensive Beschäftigung mit den Themen Tod und Sterben.
Alarmzeichen sind das Sich-Informieren über Sterbemittel und -methoden. Ein eindeutiger Hinweis ist Abschiednehmen: Unerwartete Besuche oder Anrufe, in denen sich der Betroffene verabschiedet, beziehungsweise Sätze äußert, die darauf hinweisen, dass man sich vielleicht nicht mehr wiedersieht.
Ähnlich verhält es sich mit dem plötzlichen Klären von Familienangelegenheiten, dem Aufsetzen eines Testaments oder dem Weggeben persönlicher Gegenstände. Diese an sich neutralen Handlungsweisen, die auch ein Umdenken, Loslassen oder Vorsorgen bedeuten können, müssen in einem negativen Zusammenhang stehen, um als eindeutiger Hinweis auf Suizid zu gelten.
Vermehrt lässt sich auch ein riskantes Verhalten beobachten. Dieses kann sich beispielsweise in einem erhöhten Alkoholkonsum oder der Einnahme von anderen Suchtmitteln, unvorsichtigem Autofahren und ähnlichem äußern.