Schizophrenie (Seite 4/7)

Mögliche Ursachen einer Schizophrenie

Genetische, neurobiologische und psychosoziale Faktoren spielen zusammen

Die Schizophrenie kann schleichend beginnen mit allmählicher Entwicklung seltsamer Gedanken und Verhaltensweisen, aber auch akut mit schwerwiegend gestörtem Verhalten.

Das Krankheitsbild der Schizophrenie kommt in allen Kulturen vor. Insgesamt gesehen tritt es bei Frauen und Männern beinahe gleich häufig auf. Zirka ein Prozent der Bevölkerung ist von der Erkrankung betroffen.

Als gesichert gilt, dass für die Entstehung einer Schizophrenie ein Zusammenspiel von genetischen Faktoren, neurobiologischen Veränderungen im Gehirn und psychosozialen Einflüssen verantwortlich ist.

Faktoren, die das Risiko erhöhen, sind beispielsweise eine genetische Veranlagung, vorgeburtliche Hirnentwicklungsstörungen, Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen oder auch, ob man im Winter geboren wird.
Daneben spielt auch die soziale Herkunft eine Rolle, etwa in welcher Umgebung jemand aufgewachsen ist. Menschen, die in der Stadt leben, sind häufiger betroffen als Landbewohner.
Auch die Lebensgewohnheiten sind entscheidend, so kann der Konsum von Cannabis eine Schizophrenie auslösen. Lebensgeschichtliche Ereignisse wie Flucht oder Migration stellen ebenfalls Risikofaktoren dar.

Der Verlauf kann sehr unterschiedlich sein, er ist nicht immer chronisch oder sich verschlechternd. Bei einem Teil der Fälle kommt es zur fast vollständigen oder sogar vollständigen Heilung, das nennt man Spontanremission.

Erklärungsmodelle

Es gibt verschiedene psychologische Modelle, die auch im Hinblick auf die Schizophrenie sinnvolle Erklärungsversuche darstellen.

Vulnerabilitäts-Stress-Modell

Vereinfacht formuliert entstehen nach dem Vulnerabilitäts-Stress-Modell psychische Störungen abhängig von der individuellen Anfälligkeit durch akuten oder chronischen Stress. So kann beispielsweise jemand, der über eine ausreichend starke Resilienz, das heißt Widerstandsfähigkeit, verfügt, belastende Ereignisse besser verarbeiten als ein Mensch mit erhöhter Vulnerabilität. Würden beide ein von außen betrachtet etwa gleich belastendes Ereignis erleben, würde die Person mit höherer Vulnerabilität mit größerer Wahrscheinlichkeit eine psychische Störung entwickeln.

Expressed-Emotion-Konzept

Das Expressed Emotion-Konzept (EE) ist eine Theorie, die davon ausgeht, dass Angehörige durch das emotionale Klima einen entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben. In einem Testverfahren kann ermittelt werden, ob die Angehörigen einem high-expressed-emotion- oder low-expressed-emotion-Status angehören. High-Expressed-Emotions (HEE) bedeutet dabei, dass die Familienangehörigen gegenüber dem Patienten übermäßig häufig Kritik äußern, Feindseligkeiten zeigen oder von einem emotionalen Überengagement gekennzeichnet sind. Der ungünstige Einfluss von high-expressed-emotions auf die Rückfallquote von Schizophrenie wurde in einer Reihe von Studien nachgewiesen.

Theory of Mind

Theory of Mind oder kurz ToM bedeutet die Fähigkeit, nachvollziehen zu können, was andere Menschen bewegt, und einschätzen zu können, wo der andere steht. Die ToM ist eine spezifisch menschliche Eigenschaft, die sich bei Kindern um das dritte Lebensjahr herum entwickelt.

Das Wissen um die Absichten und Wünsche anderer und die Möglichkeit, eigenes Verhalten daran anzupassen, bestimmen unterschiedlichste Lebensbereiche. Zu zwischenmenschlichen Problemen kommt es, wenn Defizite in diesem Bereich bestehen, wie das bei Menschen der Fall ist, die an Schizophrenie erkrankt sind.