Schizophrenie (Seite 2/7)
Symptome einer Schizophrenie
Denken, Wahrnehmung und Gefühle verändert
Schizophrene Störungen beeinträchtigen den Menschen in seiner Individualität so stark wie kaum eine andere psychische Erkrankung. Der Betroffene kann sich im Grunde nicht mehr auf das verlassen, was er wahrnimmt, denkt oder fühlt. Weil er es aber doch tut, kommen er und seine Umwelt nicht mehr miteinander zurecht.
In welcher Form das Krankheitsbild ausbricht, ist individuell sehr unterschiedlich und hängt mit der jeweiligen Persönlichkeit und Lebensgeschichte zusammen.
Mit dem Störungsbild der Schizophrenie wird mehr als eine einzige Krankheit beschrieben, es handelt sich im Grunde um einen ganzen Symptomkomplex.
Für eine Diagnose relevante Symptome nach ICD-10
Um die Diagnose Schizophrenie stellen zu können, muss laut ICD-10, die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, mindestens eines der folgenden Symptome eindeutig vorhanden sein:
- Gedankenlautwerden
- Kontrollwahn oder Gefühl des Gemachten, deutlich bezogen auf Körper- oder Gliederbewegungen
- kommentierende oder dialogische Stimmen, die über den Patienten sprechen
- oder auch ein anhaltender, kulturell unangemessener Wahn.
Die Diagnose Schizophrenie kann auch gestellt werden, wenn mindestens zwei der folgenden Symptome auftreten: anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität wie Hören, Sehen oder Riechen, katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypien oder wächserne Biegsamkeit. Katatone Symptome sind Störungen des Antriebs und der Psychomotorik und sie äußern sich in unnatürlichen und stark verkrampften Haltungen des ganzen Körpers.
Eine Haltungsstereotypie bezeichnet ein längeres Verharren in einer Körperhaltung, selbst wenn jemand von außen versucht, diese Haltung zu verändern.
Die wächserne Biegsamkeit, im Fachbegriff Flexibilitas cerea, beschreibt einen Zustand, in dem der Betroffene aufgrund der mangelnden Widerstandsfähigkeit der Muskulatur passiv so bewegt werden kann, als sei er aus Wachs.
Weitere Symptome können Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss oder auch Negativsymptome wie auffällige Apathie, Sprachverarmung, verflachte oder unangemessene Affekte sein.
Einteilung in Positiv- und Negativ-Symptome
Die Symptome der Schizophrenie werden auch in Positiv- beziehungsweise Plussymptome und in Negativ- beziehungsweise Minus-Symptome eingeteilt.
Positiv beziehungsweise Plus, weil etwas dazu kommt, was vorher nicht da war, zum Beispiel das Hören von Stimmen, das Sehen von Erscheinungen, die andere nicht sehen können oder Denkstörungen und Wahnerleben.
Negativ oder Minus bedeutet, dass etwas verlorengegangen ist. So hat der Betroffene ein verflachtes Gefühlsleben, er leidet unter Antriebslosigkeit, fühlt sich energielos oder zieht sich sozial sehr zurück.
Symptome aus beiden Gruppen können auch gleichzeitig auftreten, so kann jemand Stimmen hören und über Antriebsverlust und depressive Stimmung klagen.
Insgesamt ist die Prognose bei Positiv-Symptomen deutlich besser. Negativ-Symptome werden meistens viel später als Symptome einer Schizophrenie erkannt und können schlechter behandelt werden.
Positiv- beziehungsweise Plussymptome
- Denkstörungen
- Erregung und Anspannung
- Wahnerlebnisse, Wahnstimmung
- Halluzinationen
- Ich-Störungen und Fremdbeeinflussungserlebnisse
Negativ- beziehungsweise Minussymptome
- Verarmung des Gefühlslebens
- Innere Leere
- Niedergeschlagenheit und Depression
- Mut- und Hoffnungslosigkeit
- Minderwertigkeitsgefühl
- Antriebslosigkeit
- Fehlende Spontaneität
- Rückzugsverhalten und Kontaktverarmung
Positiv-Symptome im Detail
Dass man sich innerlich leer und niedergeschlagen fühlen oder dass man sehr erregt und angespannt sein kann, ist für die meisten Menschen nachvollziehbar. Es sind vor allem die Denk- und Ich-Störungen oder auch die Wahnvorstellungen, die für Außenstehende schwer zu verstehen sind und die dazu beitragen, dass die Betroffenen kaum über ihr Erleben sprechen und sich isolieren.
Denkstörungen
Wer darunter leidet, fühlt sich zerstreut und kann sich schwer konzentrieren. Der Gedankenfluss kann abreißen, das Denken verlangsamt sich. Plötzlich verliert man den gedanklichen Faden und kann einem längeren Gespräch nicht mehr folgen.
Das abstrakte Denken fällt schwer und das Gesagte wird meist ganz konkret verstanden. So geht beispielsweise die Bedeutung von Sprichwörtern verloren. Dass man mit dem Sprichwort „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach!“ sagen möchte, dass es besser sei, etwas Kleineres tatsächlich zu besitzen als auf etwas Größeres zu hoffen, das schwer erreichbar ist, können Betroffene meist nicht mehr nachvollziehen.
Menschen, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, entwickeln manchmal sogar eine Art eigene Sprache, zumindest Neologismen, das sind neue Wortschöpfungen, zum Beispiel trausam als Zusammenfassung von traurig und einsam.
Ich-Störungen
Darunter versteht man, dass jemand die schützende Grenze zwischen der eigenen Person und der Umwelt verloren hat. Viele Menschen, die unter einer Schizophrenie leiden, haben das Gefühl, von außen beeinflusst oder sogar gesteuert zu werden. Betroffene können den Eindruck haben, dass die eigenen Gedanken von anderen gehört oder von anderen abgezogen werden. Es kann aber auch die Gewissheit bestehen, dass Gedanken anderer in das eigene Innere gelangen.
Halluzinationen
Halluzinationen sind Sinneseindrücke, die ohne einen entsprechenden äußeren sinnlichen Reiz entstehen. Das kann alle Sinnesbereiche betreffen, am häufigsten ist jedoch das Hören von Stimmen. Geruchs- und Körperhalluzinationen kommen ebenfalls häufiger vor, optische Halluzinationen, also Erscheinungen oder Visionen treten seltener auf.
Bei akustischen Halluzinationen hören Betroffene eine Stimme, die das, was der Betroffene gerade tut, kommentiert. Es können aber auch mehrere Stimmen gleichzeitig sprechen. Schwerwiegender wird es, wenn die Stimmen Befehle und Handlungsanweisungen an die Betroffenen richten oder im Falle von mehreren Stimmen auch miteinander über den Betroffenen sprechen. Die Stimmen sind fast immer bedrohlicher Art, insofern ist es leicht vorstellbar, dass Betroffene unter ihrem Einfluss unerwartete Reaktionen oder auch selbstschädigendes Verhalten zeigen.
Halluzinationen, die den Körper betreffen, lassen zum Beispiel die eigenen Gliedmaßen als verkrüppelt erscheinen oder Körperteile fühlen sich an, als seien sie verbrannt oder aufgelöst. Diese Empfindungen lösen meist sehr viel Angst aus.
Wahnstimmung und Wahnerleben
Menschen, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, können Wahnvorstellungen entwickeln. Meist geht es um Geschehnisse, die unheilvoll sind und für die sie Erklärungen haben, die andere Menschen schwer akzeptieren können. Sie beziehen Verhaltensweisen anderer auf sich und ihr Leben und das in einer Art und Weise, die Außenstehende meist nicht mehr verstehen können.