Schizophrenie (Seite 3/7)
Formen der Schizophrenie
Symptomkomplex mit vielen Gesichtern: Wahn, Gefühlsverflachung, körperliche Erstarrung
Paranoide Schizophrenie
Diese Form der Schizophrenie tritt mit zirka 65 Prozent am häufigsten auf. Die Hauptsymptome sind Wahnvorstellungen, vor allem Verfolgungswahn oder Abstammungswahn und Halluzinationen wie das Hören von Stimmen, die den Betroffenen bedrohen oder ihm Befehle erteilen. Reizbarkeit, plötzliche Wutausbrüche, Misstrauen und auch Furchtsamkeit bestimmen das Gefühlsleben.
Jemand, der unter einem Abstammungswahn leidet, kann beispielsweise davon überzeugt sein, ein Abkömmling des Zaren von Russland zu sein, ohne dass irgendwelche Hinweise dafür vorliegen.
Hebephrene Schizophrenie
Diese Störung betrifft besonders jüngere Menschen zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr. Vor allem das Gemütsleben ist betroffen, die Stimmung verflacht und die Betroffenen verhalten sich der Umgebung gegenüber häufig nicht passend. So kichern sie beispielsweise, obwohl die Situation eine gewisse Ernsthaftigkeit verlangen würde. Sie verhalten sich häufig manieriert, also gekünstelt, selbst wenn es um ganz alltägliche Dinge geht.
Katatone Schizophrenie
Diese Form der Schizophrenie kommt in den Industrieländern kaum noch vor, in anderen Ländern außerhalb Europas und Nordamerikas, vor allem in Entwicklungsländern aber immer noch häufig.
Im Vordergrund stehen psychomotorische Störungen, die meist zwischen Extremen wie Erregung und Stupor, also einem Zustand psychischer und motorischer Erstarrung abwechseln. Außerdem kommt es vor, dass Betroffene entweder Befehle und Anweisungen wie automatisch befolgen (Befehlsautomatismus) oder dass sie sich partout weigern, selbst sinnvollen Anweisungen zu folgen oder sogar genau das Gegenteil von dem machen, was sie tun sollten. Das nennt man Negativismus. Die katatonen Erscheinungen können mit einem traumähnlichen Zustand mit lebhaften szenischen Halluzinationen einhergehen.
Von einer perniziösen oder malignen, also bösartigen Katatonie spricht man, wenn der Stupor, das ist die krankhafte Erstarrung, mit Fieber einhergeht. Diese Form der Schizophrenie kann lebensgefährlich sein. Dank Intensivmedizin und medikamentöser Behandlung haben die Betroffenen heute eine relativ hohe Überlebenschance.
Schizophrenia simplex
Diese Form der Schizophrenie ist schwer zu diagnostizieren. Es kommen keine Halluzinationen oder Wahn vor. Die Betroffenen leiden vor allem unter Affektverflachung oder Antriebsminderung, sie wirken untätig und ziellos und es fällt ihnen immer schwerer, sich sozial einzufügen. Das kann so weit gehen, dass sie sozial regelrecht verwahrlosen und irgendwann nicht mehr imstande sind, sesshaft zu sein.
Begleiterkrankungen
Meistens geht die Schizophrenie noch mit anderen psychischen Störungen einher, vor allem mit Depression und Angststörung. Viele Patient*innen versuchen, sich mit Drogen oder Alkohol selbst zu beruhigen, in der Folge verstärken die Substanzen allerdings die Symptome. Außerdem stellt eine Abhängigkeit, die relativ schnell aus dem anfänglichen Konsum entstehen kann, eine zusätzliche Belastung dar.
Menschen, die an einer Schizophrenie leiden, sind stark suizidgefährdet. Die Betroffenen leiden unter Reizüberflutung, Wahnideen, Verfolgungsängsten oder Halluzinationen. Sie hören Stimmen, die sie beschimpfen, bedrohen oder sie zu Handlungen auffordern, vor denen sie sich fürchten. Die Folgen der Krankheit wie Isolation oder sozialer Abstieg tragen außerdem dazu bei, dass viele Erkrankte nicht mehr die Kraft haben, ihren Zustand zu ertragen und ihrem Leben ein Ende setzen wollen. Fünf bis 12 Prozent der an Schizophrenie Erkrankten begehen tatsächlich Selbstmord. Die Rate der Suizidversuche ist geschätzt zwei- bis fünfmal so hoch.