Psychose (Seite 3/5)
Psychosen haben viele Ursachen
Körperliche Erkrankungen, psychische Störungen oder Medikamente und Drogen können Psychosen auslösen
Die genauen Ursachen einer Psychose sind nicht bekannt. Man geht von einem multifaktoriellen Geschehen aus, die genauen Zusammenhänge sind jedoch noch nicht vollständig erforscht. So können Psychosen aufgrund von Hirnverletzungen, Veränderungen im Nervensystem oder Stoffwechselstörungen entstehen. Man weiß, dass psychische Erkrankungen entstehen, wenn der Botenstoffwechsel im Gehirn nicht richtig funktioniert. Beteiligt sind vermutlich die Botenstoffe Dopamin, Serotonin und Glutamat. Auch Medikamente und Drogen können die Erkrankung verursachen. Außerdem können Psychosen bei bestimmten psychischen Störungen, zum Beispiel bei der Schizophrenie, Depression oder Manie, auftreten.
Bei einer Entstehung einer Psychose spielen meist biologische und psychosoziale Faktoren zusammen. Auch eine genetische Veranlagung spielt eine Rolle. In manchen Familien treten Psychosen gehäuft auf. Bestimmte Gene scheinen die Vulnerabilität, die seelische Verwundbarkeit, zu erhöhen und damit auch das Risiko, an einer Psychose zu erkranken.
Meist bricht die Krankheit jedoch erst aus, wenn belastende äußere Faktoren hinzukommen. Dabei ist Stress einer der wichtigsten Risikofaktoren. Belastende Erfahrungen wie eine Trennung oder auch schwierige Lebensphasen wie die Pubertät, aber auch chronische Überforderungssituationen, können den Ausbruch einer Psychose begünstigen.
Körperliche Erkrankungen
Bestimmte physische Grunderkrankungen wie Hirntumoren, Infektionen, Verletzungen, schwerwiegende Stoffwechselstörungen, Demenz, Epilepsie oder Multiple Sklerose können die Hirnfunktionen verändern und eine Psychose auslösen. Diese nennt man dann organische oder sekundäre Psychosen.
- Demenz: Bei Demenzpatient*innen verändern sich Strukturen im Gehirn. Diese Veränderungen können zu psychotischen Störungen führen. Besonders die Alzheimer-Demenz wird oft von Halluzinationen und Wahnsymptomen begleitet.
- Epilepsie: Bei einem epileptischen Anfall entladen sich die Nervenzellen im Gehirn unkontrolliert. Manchmal treten vorher und währenddessen Psychosen auf. Am häufigsten zeigen sich psychotische Symptome jedoch unmittelbar nach einem epileptischen Anfall.
- Multiple Sklerose: Bei dieser Erkrankung wird sukzessive die schützende Hülle von Nervenfasern, die Myelinschicht zerstört, wodurch die Hirnfunktion beeinträchtigt werden kann und psychotische Symptome entstehen können.
Medikamente
Manchmal verursachen auch Medikamente vorübergehend psychotische Symptome wie starke Verwirrtheit oder Halluzinationen. Zu den häufigsten medikamentösen Auslösern einer Psychose gehören Parkinson-Medikamente.
Bei Morbus Parkinson sterben fortschreitend bestimmte Nervenzellen im Gehirn ab, was zu einem Dopaminmangel führt. Dieser löst die typischen Parkinsonsymptome aus, dazu gehören verlangsamte Bewegungen, Muskelsteife und Zittern. Parkinson-Medikamente steigern den Dopaminspiegel im Blut der Patienten. Ist der Dopamingehalt zu hoch, können psychotische Symptome auftreten. Oft sind sehr alte Parkinson-Patient*innen davon betroffen. Die Symptome werden dann außerdem von Stress und Flüssigkeitsmangel verstärkt.
Sehr selten lösen Kortison-Präparate, die entsprechend hochdosiert euphorisierend wirken können, eine Psychose aus. Die psychotischen Symptome treten aber nur vorübergehend auf.
Drogen
LSD kann eine sogenannte Drogen-Psychose mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen auslösen, auch LSD-Psychose oder Amphetamin-Psychose genannt. Je nachdem, wie viel und welche Art der Droge konsumiert wurde, verschwinden die Symptome nach wenigen Stunden oder bleiben einige Tage bestehen.
Etwa die Hälfte aller Menschen, die an einer Psychose erkrankt sind, konsumierten Substanzen wie Alkohol, Kokain oder Cannabis. Cannabis-Konsument*innen mit einer genetisch bedingten Psychose-Anfälligkeit haben ein deutlich höheres Risiko zu erkranken, wie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen.
Psychische Störungen
Psychosen treten oft bei schweren psychischen Erkrankungen auf. Das sind die nicht organischen oder sekundären Psychosen. Am häufigsten treten bei Menschen, die unter einer Schizophrenie leiden, Psychosen auf.
Doch auch bipolare Störungen oder Depressionen können mit psychotischen Symptomen einhergehen. So kann eine schizoaffektive Psychose bei einer Mischform aus Schizophrenie und affektiver Störung wie Depression oder bipolarer Störung auftreten.
Auch bei schweren affektiven Störungen wie Depressionen oder Manien können psychotische Symptome auftreten. Typische psychotische Symptome bei der schweren Depression sind Wahnideen, die inhaltlich zur gedrückten Stimmung passen, zum Beispiel Schuldwahn oder Versündigungswahn. Außerdem können olfaktorische Halluzinationen auftreten, das bedeutet, Betroffene nehmen beispielsweise einen Geruch von Verwesung wahr. Während einer Manie treten eher Größen- oder Abstammungswahn auf.
Postpartale Psychose
Eine postpartale Psychose wird auch Wochenbettpsychose genannt. Sie kann in den ersten Wochen nach einer Geburt auftreten. Sie muss sofort ärztlich, meistens stationär behandelt werden, da die Mutter unter Realitätsverlust leidet und sich selbst oder auch ihr Kind gefährden kann.