Neurodiversität (Seite 7/8)

Unterstützungsangebote für neurodiverse Menschen

Neben den gezielten klassischen (Psycho-)therapie-Formen gibt es zahlreiche begleitende Unterstützungsangebote, die neurodiverse Menschen dabei unterstützen können, mit ihren Besonderheiten besser durchs Leben zukommen und ihren Alltag leichter zu bewältigen.

Hilfen für die Bewältigung des alltäglichen Lebens

Ambulant betreutes Wohnen

Manche Betroffene leben in ihrer eigenen Wohnung oder einer betreuten Wohngemeinschaft und erhalten Unterstützung von ihrem Einzelfallhelfer. Der Bedarf kann wenige Stunden pro Woche betragen oder auch deutlich mehr.

Einzelfallhelfer:innen können je nach Bedarf bei vielen unterschiedlichen Dingen helfen. Oft stehen lebenspraktische Alltagsaufgaben im Vordergrund, zum Beispiel:

  • Begleitung zu Terminen, Vereinbaren von Terminen
  • Papierkram erledigen, zum Beispiel Briefe beantworten, Formulare ausfüllen
  • Umgang mit Geld
  • Beratung bei sozialen Konflikten
  • Einkäufe
  • Sauberkeit der Wohnung
  • Körperhygiene

In vielen Wohngemeinschaften gibt es regelmäßige Gruppenversammlungen, in denen Angelegenheiten geregelt werden, die die Gruppe betreffen. Bei Auseinandersetzungen der Bewohner:innen untereinander oder mit den Betreuungspersonen gibt es die Möglichkeit einer Konfliktberatung.

Das ambulant betreute Wohnen gibt es auch in Form des begleiteten Familienwohnens, wobei auch die Kinder und die Partner:innen begleitet und unterstützt werden.
Übrigens: Sämtliche Leistungen zur Teilhabe können auch als persönliches Budget in Anspruch genommen werden. Das gilt ausdrücklich auch für das betreute Wohnen. Mehr Informationen dazu findet man auf der Webseite des Bundesministeriums für Soziales und Arbeit:

https://www.bmas.de/DE/Soziales/Teilhabe-und-Inklusion/teilhabe-und-inklusion.html

Assistenzhund

  • Ein Autismus-Assistenzhund kann bei Reizüberflutung beruhigend wirken und Meltdowns verhindern. Bei einem Meltdown kommt es zu einer Affekthandlung, meist in Form eines starken Wutausbruchs, der wenige Sekunden bis einige Minuten andauern und für Außenstehende meist nicht nachvollziehbar ist.
  • Er kann als Puffer zwischen der autistischen Person und der Außenwelt agieren, um andere Menschen auf Abstand zu halten.
  • Einige Menschen im Autismus-Spektrum berichten, dass ihr Hund sie warnt, wenn eine Person nicht vertrauenswürdig ist.
  • Anders als ein Blindenhund wird ein Autismus-Assistenzhund bisher nicht von den Kassen bezahlt.

Selbsthilfegruppen

Hilfreich können Asperger-Selbsthilfegruppen oder auch andere Gesprächsgruppen sein. Auch Freizeitgruppen oder organisierte Reisen für Asperger-Erwachsene können das Leben bereichern.

Schwerbehindertenausweis

Ein Schwerbehindertenausweis bietet Vorteile wie einen Steuerfreibetrag und einen gewissen Schutz vor Kündigung.

Unterstützung für Ausbildung und Arbeitsleben

Arbeitsassistenz

Arbeitsassistenz soll Menschen, die wegen ihrer Behinderung eine Hilfestellung bei der Arbeitsausführung benötigen, ansonsten aber in der Lage sind, ihre arbeitsvertraglichen Pflichten zu erfüllen, die Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen. Der behinderte Mensch selbst leitet seine Assistenzkraft an.
Leider werden Arbeitsassistenzen für Menschen im Autismus-Spektrum nur selten bewilligt.

Integrationsfachdienst

Der Integrationsfachdienst berät und unterstützt arbeitssuchende und beschäftigte Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis und ihre Arbeitgeber. Die Autismus-Kompetenz ist unterschiedlich ausgeprägt.

Firmen

Es gibt einige Firmen, die ausschließlich Mitarbeitende im Autismus-Spektrum beschäftigen, in Deutschland zum Beispiel Auticon. Auch weitere Firmen, darunter SAP, stellen gezielt autistische Menschen ein.

Studium

An Universitäten gibt es meist eine Enthinderungsberatung. Studierende im Autismus-Spektrum haben einen Anspruch auf Nachteilsausgleich. Welche Nachteilsausgleiche man dabei geltend machen will und kann, ist individuell.