Internetsucht (Seite 5/6)

Vorbeugung von Internetsucht

Wer einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet pflegen möchte und einer Internetsucht vorbeugen möchte, sollte im ersten Schritt sein Online-Verhalten bewusst beobachten. Dazu kann man zum Beispiel ein Internet-Tagebuch führen, in dem die Zeiten, in denen man online ist, festgehalten werden. Außerdem kann man einschätzen, ob die eigenen Internet-Aktivitäten eher suchtgefährdend oder eher unbedenklich sind. Als besonders gefährdend gelten Rollenspiele, der Besuch von Sexseiten und die Nutzung sozialer Medien.

Im nächsten Schritt kann man sich Ziele zu einer kontrollierten Nutzung des Internets setzen. Sinnvoll ist dabei, die Dauer der Internetnutzung und die Art der Inhalte festzulegen. Wichtig ist auch, bei der Gestaltung des Tagesablaufs, der Freizeit und der sozialen Kontakte auf Aktivitäten ohne Internet zu achten. Oft kann es hilfreich sein, mit einem Familienmitglied oder einem guten Freund über die Probleme zu sprechen. So kann man gemeinsam überlegen, wie das problematische Verhalten verändert werden könnte und gemeinsam Ziele für die Internetnutzung zu vereinbaren.

Kritische Zeichen für einen problematischen Internetgebrauch können sein, dass man immer mehr Zeit online verbringt und dass man sich in Zeiten, in denen man nicht im Internet sein kann, nervös, niedergeschlagen, reizbar oder ängstlich fühlt. Wer solche Anzeichen bei sich bemerkt, sollte seinen Internetkonsum bewusst reduzieren.
Wenn man feststellt, dass man das eigene Internetverhalten nicht in den Griff bekommt und / oder der exzessive Internetgebrauch zu weiteren Problemen führt, ist es wichtig, sich frühzeitig professionelle Unterstützung zu suchen, damit sich die Problematik nicht weiter verstärkt.

Unterstützung zur Vorbeugung eines problematischen Internetgebrauchs findet man bei Beratungsstellen sowie Einrichtungen der Suchtprävention oder der Medienerziehung. Bisher gibt es allerdings wenig spezialisierte Angebote zur Vorbeugung einer Internetsucht. Fachleute fordern deshalb, dass mehr dieser Angebote geschaffen werden sollten.

Vorbeugung bei Kindern und Jugendlichen

Gerade bei Kindern und Jugendlichen, die mit Internet und Smartphone aufwachsen, ist es wichtig, dass sie – von klein an – einen sinnvollen Umgang mit den „neuen Medien“ lernen.

Dazu sollten die Eltern selbst Vorbild sein, ihr eigenes Online-Verhalten kritisch hinterfragen und zum Beispiel zeigen, dass es nicht notwendig ist, ständig erreichbar zu sein. Gleichzeitig sollten sie ihre Kinder bei der Nutzung von Internet und Smartphone aufklären und schulen – etwa über den Umgang mit privaten Daten und Datenschutz im Internet sowie bei der Unterscheidung zwischen Webseiten, die für Kinder und Jugendliche geeignet sind und solchen, die weniger geeignet oder sogar schädlich sind.
Experten empfehlen, dass Kinder vor dem 11. oder 12. Lebensjahr noch kein Handy haben sollten. Zwischen 11 und 13 Jahren sollte das Smartphone höchstens eine Stunde pro Tag genutzt werden. Dabei sollten die Eltern am Anfang die vielen Funktionen am Smartphone oder im Internet mit ihren Kindern gemeinsam ausprobieren und mitentscheiden, welche Apps und Internetseiten ihr Kind nutzt.

Außerdem ist es sinnvoll, dass Eltern klare Regeln zum Umgang mit der Internetnutzung festlegen und gleichzeitig auf eine Freizeitgestaltung mit Aktivitäten ohne Internet achten. Regeln umfassen – vor allem bei Kindern – die Zeit, die das Kind pro Tag online sein darf oder eine Regel, dass Nachrichten nur in bestimmten Abständen gecheckt werden. Zum anderen sollte festgelegt werden, in welchen Situationen das Smartphone / Internet tabu ist: etwa im Schulunterricht, beim Zusammensein mit Familie oder Freunden, bei den Hausaufgaben, beim gemeinsamen Essen, vor dem Schlafengehen und in der Nacht während des Schlafens. Es können auch handyfreie Tage eingeführt werden – vor allem dann, wenn das Kind oder der Jugendliche das Internet bereits exzessiv nutzt. Bei älteren Kindern und Jugendlichen ist es vor allem wichtig, sie zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Internet und Smartphone anzuleiten.

Applikationen wie die App „Menthal“ von Forschern der Universität Bonn können dazu beitragen, das Nutzungsverhalten bewusster zu gestalten. So zeigt die App die tägliche Nutzungsdauer an und welche Anwendungen besonders häufig verwendet werden.
Weiterhin sollten Kinder und Jugendliche über die Kosten der Handy- oder Internetverträge (etwa Kosten für Gespräche, Nachrichten, Datenvolumen) Bescheid wissen und sich auch an diesen Kosten beteiligen, damit sie lernen, verantwortungsvoll mit Internetnutzung und Kosten umzugehen.

Allerdings sollten Eltern sich nicht zu schnell Sorgen machen, dass ihr Kind internetsüchtig sein könnte. So nutzen viele Jugendliche Internet und Smartphone (zumindest zeitweise) sehr intensiv, ohne dass eine Abhängigkeit vorliegt. Erst wenn mehrere der oben genannten Kriterien zusammen kommen – zum Beispiel, wenn der Internetkonsum immer mehr zunimmt und deshalb Schule oder Kontakte zu Freunden und Familie vernachlässigt werden – kann das auf die Entwicklung einer Internetabhängigkeit hindeuten.

Wie kann man einen betroffenen Angehörigen unterstützen?

Wenn man das Gefühl hat, dass ein Angehöriger (Partner, Kind, Freund) seine Internetnutzung nicht mehr im Griff hat, sollte man zunächst das Gespräch mit ihm suchen und dabei seine eigenen Beobachtungen, Gefühle und Sorgen offen ansprechen. Dabei ist es sinnvoll, einen Zeitpunkt zu wählen, an dem der andere nicht online ist, so dass man in Ruhe mit ihm sprechen kann. Bei dem Gespräch sollte man möglichst einfühlsam sein und dem anderen Gelegenheit geben, seine eigene Sicht der Dinge und seine eigenen Gefühle darzulegen. Dadurch wird der Betroffene selbst dazu angeregt, über seine Internetnutzung und die Vorteile und Nachteile seines Verhaltens nachzudenken. Gleichzeitig kann man seine Wünsche, was sich ändern sollte, vorbringen.

Nicht sinnvoll ist es dagegen, selbst eine Art „Diagnose“ zu stellen. Außerdem sollte man den Betroffenen nicht zwingen, sein Verhalten gegen seinen Willen zu ändern oder Verbote aussprechen – denn das führt meist dazu, dass er sich weiter zurückzieht. Wichtig ist auch, dem betroffenen Angehörigen keine Aufgaben oder Verpflichtungen abzunehmen und nicht gemeinsam mit ihm zu surfen – denn dadurch macht man es ihm nur leichter, seiner Internetaktivität nachzugehen.

Stattdessen sollte man den Betroffenen motivieren, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Dabei kann es hilfreich sein, anzubieten, gemeinsam zu einer Beratungsstelle oder einem Therapeuten zu gehen. Oft ist es nützlich, sich als Angehöriger selbst Unterstützung zu suchen und zum Beispiel mit einem guten Freund oder bei einer Beratungsstelle über seine Sorgen zu sprechen.