Drogenmissbrauch und Drogenabhängigkeit (Seite 3/4)

Diagnose und Therapieansätze

Bei der Diagnostik einer Drogenproblematik wird im Wesentlichen ähnlich vorgegangen wie bei Alkoholmissbrauch und –abhängigkeit.

Dabei wird der Untersucher bei der Verhaltensbeobachtung vor allem auf Einstichstellen in der Haut und andere Hinweise für aktuellen Drogenkonsum achten.

Bei der medizinischen Untersuchung werden anstelle der alkoholspezifischen Werte Urin- und Haaranalysen verwendet, um den Konsum illegaler Substanzen nachzuweisen.

Einflussfaktoren bei der Entstehung von Drogenmissbrauch und Drogenabhängigkeit

Bei der Entstehung einer Drogenproblematik werden ähnliche Ursachen und Modelle diskutiert wie bei Alkohol. So geht man davon aus, dass auch hier biologische, personenbezogene und soziale bzw. umweltbezogene Faktoren beteiligt sind, zwischen denen eine Wechselwirkung besteht.

Allerdings beeinflussen auch die chemische Zusammensetzung der Droge, ihre Wirkweise und ihre Wirkgeschwindigkeit, ob und wie schnell eine Abhängigkeit entsteht. So hat sich gezeigt, dass vor allem eine schnelle Wirkung (zum Beispiel innerhalb von Sekunden) die Wahrscheinlichkeit einer Abhängigkeit erhöht. Außerdem entwickelt sich eher eine Abhängigkeit, wenn die Wirkung der Droge stark ist und sie als besonders positiv wahrgenommen wird.

Wenn Jugendliche und junge Erwachsene Drogen nehmen, spielen dabei auch alterstypische Entwicklungsprozesse eine Rolle. So müssen die Jugendlichen in dieser Zeit so genannte Entwicklungsaufgaben bewältigen: zum Beispiel einen Freundeskreis aufbauen, sich vom Elternhaus ablösen und eigene Wertvorstellungen entwickeln. Drogen werden auch deshalb genommen, um zu einem bestimmten Freundeskreis dazuzugehören oder um sich von den Eltern und anderen Autoritätspersonen abzugrenzen. Ein anderer Grund für Drogengebrauch ist das Bedürfnis, intensive Reize zu erleben.

Therapie- und Selbsthilfe-Ansätze

Die Therapie von Drogenmissbrauch oder -abhängigkeit sieht im Wesentlichen ähnlich aus wie bei einer Alkoholproblematik. Auch hier ist der Besuch einer Selbsthilfegruppe – begleitend oder im Anschluss an die Therapie – sinnvoll, um die Therapieerfolge langfristig aufrechtzuerhalten.

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Im Gegensatz zum Entzug von Alkohol werden Drogen – insbesondere Opioide – in der Entzugsphase nicht abrupt abgesetzt, sondern allmählich herunterdosiert. Gleichzeitig werden meist Medikamente gegeben, um die Entzugssymptome zu lindern. Dabei kommen häufig das Blutdruckmittel Clonidin, das Antidepressivum Doxepin oder die „Drogen-Ersatzstoffe“ Methadon und Buprenorphin zum Einsatz.

Im Gegensatz zum Alkohol gibt es bei Drogen keine Substanzen, die nach dem Entzug das Verlangen nach der Droge verringern oder eine Aversion gegen die Droge auslösen könnten. Stattdessen wird bei Opioid-Abhängigen zur Vorbeugung von Rückfällen teilweise das Medikament Naltrexon eingesetzt. Dieses verhindert, dass die Drogen bei erneuter Einnahme überhaupt eine Wirkung entfalten können.

Substitution statt Abstinenz – eine sinnvolle Alternative?

Wenn bei einer Abhängigkeit von Opioiden eine Abstinenz nur schwer zu erreichen ist, werden bei der Behandlung häufig kontrolliert „Ersatzstoffe“ wie Methadon oder Buprenorphin eingesetzt. Diese wirken, ebenso wie die ursprüngliche Droge, an den Opioid-Rezeptoren im Gehirn – sie haben jedoch keine euphorisierende Wirkung.

Das Ziel dieser so genannten Substitutionsbehandlung ist, die körperlichen, psychischen und sozialen Schäden zu verringern, die durch die Einnahme der Droge entstehen. So verringert die kontrollierte Abgabe der Ersatzstoffe die Gefahr körperlicher Erkrankungen (zum Beispiel HIV, Hepatitis) und die gesundheitlichen Gefahren durch verunreinigte Substanzen. Auch die Beschaffungskriminalität wird dadurch reduziert.

Da Methadon oder Buprenorphin Entzugserscheinungen verhindern und gleichzeitig keine euphorische Wirkung haben, sind die Betroffenen eher arbeitsfähig und können sich auch in anderen sozialen Situationen angemessen verhalten. So ist es während der Substitutionsbehandlung eher möglich, psycho- und sozialtherapeutische Maßnahmen durchzuführen, um die Betroffenen zu stabilisieren.

Bei der Substitutionsbehandlung wird jedoch in Kauf genommen, dass weiterhin eine Abhängigkeit (nämlich von den Ersatzstoffen) besteht. Außerdem hat sich gezeigt, dass viele Drogenabhängige, die mit Methadon oder Buprenorphin behandelt werden, nicht abstinent werden, sondern „nebenbei“ über Jahre hin weiterhin Drogen nehmen. Dies kann zum Teil zu gefährlichen gesundheitlichen Problemen führen.

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