Demenz: Folge einer Erkrankung des Gehirns (Seite 2/7)

Ursachen, Prävention und Diagnose

Lebensalter und Erkrankungen des Gefäßsystems als größte Risikofaktoren

Am stärksten hängt die Wahrscheinlichkeit für eine Demenz mit dem Lebensalter zusammen. Weiterhin haben Frauen ein etwas höheres Risiko als Männer, an einer Demenz zu erkranken. Das hängt vermutlich auch mit ihrer höheren Lebenserwartung zusammen.

Weitere mögliche Ursachen für eine Demenz sind körperliche Erkrankungen, die zu Schädigungen des Gefäßsystems führen. Dazu gehören Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Bluthochdruck, Übergewicht (Adipositas), Diabetes mellitus, Störungen des Fettstoffwechsels und Niereninsuffizienz.

Auch ungünstige Verhaltensweisen wie Rauchen, Bewegungsmangel und chronischer Alkoholmissbrauch erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Gefäßveränderungen und damit das Risiko, später eine Demenz zu entwickeln. Schließlich gelten auch Depressionen als Risikofaktor für eine spätere Demenz.

Schutz vor Demenz

Eine sichere Möglichkeit, sich vor einer Demenz zu schützen, gibt es nicht. Man kann jedoch die Wahrscheinlichkeit für eine Demenz in gewissem Maß verringern, wenn man die Risikofaktoren für die Demenz reduziert.

Als wichtige Strategie gilt dabei, Risikofaktoren zu reduzieren, die zu Veränderungen der Blutgefäße im Gehirn führen. Dazu gehört zum einen die Behandlung von Erkrankungen, die das Herz-Kreislauf-System beeinflussen - zum Beispiel von Bluthochdruck oder Diabetes.
Zum anderen ist ein gesunder Lebensstil wichtig: Dazu gehören ausreichend Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, die Vermeidung von Übergewicht, Nichtrauchen und ein mäßiger Alkoholkonsum. Wichtig ist auch die frühzeitige Behandlung einer Depression.

Des Weiteren ist es sinnvoll, ein geistig und sozial aktives Leben zu führen, weil es das Gehirn aktiv hält und so die geistige Leistungsfähigkeit länger aufrechterhält. Außerdem hat sich gezeigt, dass das Risiko für eine Demenz mit zunehmendem Bildungsniveau sinkt.

Möglichkeiten zur Diagnose einer Demenz

Wenn Anzeichen von Vergesslichkeit über längere Zeit anhalten und sogar zunehmen, sollte dies von einem Spezialisten untersucht werden. Nur so kann festgestellt werden, ob es sich um normale, altersbedingte Gedächtnisveränderungen oder um eine Demenz handelt. Die Diagnostik sollte immer von einem Spezialisten (Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder Facharzt für Neurologie) durchgeführt werden. An einigen Kliniken gibt es auch Gedächtnisambulanzen, die auf die Diagnostik von Demenzen spezialisiert sind.

Zu Beginn der Untersuchung wird der Arzt die genaue Krankengeschichte (Anamnese) erfragen. Dabei sind die Angaben der Bezugspersonen besonders wichtig, weil der Betroffene seine Gedächtnisprobleme oft nicht bemerkt, sie verheimlicht oder aber sie überschätzt.

Um die Veränderungen der geistigen Leistungsfähigkeit objektiv zu erfassen, werden psychometrische Tests durchgeführt, bei denen der Patient mit Papier und Stift oder am Computer verschiedene Aufgaben löst. Kurztests wie der Uhrentest oder die Mini Mental State Examination (MMSE) geben eine grobe Einschätzung, ob eine Demenz vorliegt. Im Anschluss werden ausführlichere Testverfahren durchgeführt, um Beeinträchtigungen in verschiedenen Bereichen (zum Beispiel Kurz- und Langzeitgedächtnis, Sprachfähigkeiten) zu erfassen.

Um keine organische, behandelbare Ursache der Demenz zu übersehen, wird immer auch eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Dazu gehören eine internistische und neurologische Untersuchung sowie eine Blutuntersuchung. Hier werden unter anderem Blutbild, Blutzucker, Leber- und Nierenwerte und Schilddrüsenhormone überprüft.

Eine Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) dienen dazu, Veränderungen der Struktur des Gehirns sichtbar zu machen, die auf eine Demenz schließen lassen. Sie können auch eine andere Ursache für die Symptome sichtbar machen (zum Beispiel einen Tumor oder eine Blutung im Gehirn). Beim Verdacht auf bestimmte Demenzformen können zusätzliche Verfahren wie die Positron-Emissions-Tomographie (PET) eingesetzt werden, die Funktionseinbußen in unterschiedlichen Hirnregionen abbilden können.

Um Fett- und Kalkablagerungen in den Blutgefäßen zu erkennen, die die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen, wird häufig eine Doppler-Sonographie durchgeführt - eine Form der Ultraschalluntersuchung. Sie gibt Aufschluss darüber, ob eine vaskuläre Demenz vorliegt.

Wichtig ist, die Demenz von anderen neurologischen und psychischen Erkrankungen abzugrenzen - vor allem von einer Depression. Denn hier können Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten im höheren Alter ähnlich stark beeinträchtigt sein wie bei einer Demenz. Liegt eine Depression vor, kann sie mit Antidepressiva behandelt werden - das führt meist auch zu einer deutlichen Besserung der kognitiven Fähigkeiten.

Eine Alzheimer-Demenz kann mithilfe spezieller Verfahren bereits im frühen Stadium, in dem erst leichte kognitive Beeinträchtigungen vorliegen, diagnostiziert werden. Dazu werden die Tau- und Beta-Proteine im Liquor (Nervenwasser) bestimmt. Weiterhin können Amyloid-Ablagerungen im Gehirn mithilfe der PET sichtbar gemacht werden. Eine bestimmte Konstellation von Tau- und Beta-Proteinen und Amyloid-Ablagerungen im Gehirn spricht mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine Alzheimer-Demenz.

Steht die Diagnose fest, sollten regelmäßig Folgeuntersuchungen durchgeführt werden, um den Krankheitsverlauf zu beobachten und die Wirksamkeit von Therapiemaßnahmen zu überprüfen und ggf. anzupassen. Gleichzeitig können so die Angehörigen beraten werden, wie sie den Patienten in seinem momentanen Zustand am besten unterstützen können.

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