Demenz: Folge einer Erkrankung des Gehirns (Seite 4/7)
Behandlung von Demenz
Therapeutische Maßnahmen im psychologischen und sozialen Bereich spielen bei der Behandlung wichtige Rolle
Zwar ist bei einer Demenz keine Heilung möglich, es ist aber möglich, das Fortschreiten zumindest eine Zeitlang aufzuhalten. Wichtig ist dabei, möglichst früh mit der Behandlung zu beginnen, weil die Demenz so noch günstig beeinflusst werden kann. Dann können die Betroffenen ihre geistigen Fähigkeiten oft noch länger aufrechterhalten und sind länger in der Lage, eigenständige Entscheidungen zu treffen.
Die Therapie der Demenz sollte immer multimodal sein und psychosoziale und medikamentöse Maßnahmen kombinieren. Ziel dabei ist es, die kognitiven und anderen Symptome der Demenz günstig zu beeinflussen, ihr Fortschreiten so weit wie möglich zu verzögern und eine bessere Lebensqualität für die Betroffenen und ihre Angehörigen zu erreichen. Dabei wird immer angestrebt, dass der Betroffene seinen Alltag so lange wie möglich selbst bewältigen kann.
Da die Symptome und der Verlauf bei jedem Patienten sehr unterschiedlich sein können, muss immer eine individuelle Behandlung gefunden werden, die jeweils an die aktuelle Situation angepasst wird. Dabei sollte die Therapie immer mit dem Patienten bzw. seinem gesetzlichen Vertreter abgesprochen und keine Entscheidungen gegen den Willen des Patienten getroffen werden.
Frühzeitig Weichen stellen
Wenn die Diagnose der Demenz bereits in einem frühen Stadium gestellt wird, haben die Betroffenen die Möglichkeit, noch vieles zu tun: Sie können sich selbst über ihre Erkrankung und verfügbare Unterstützungsmöglichkeiten und Therapieangebote informieren bzw. beraten lassen. Zudem können sie noch eigenständig Entscheidungen für die Zukunft treffen, zum Beispiel über ihre zukünftige Wohnsituation und Pflege oder über ihre finanziellen Angelegenheiten (zum Beispiel Testament). Schließlich können sie selbst noch rechtlich festlegen, was in Zukunft geschehen soll, wenn sie nicht mehr zu selbständigen Entscheidungen in der Lage sind. Dazu gehören zum Beispiel eine Vorsorgevollmacht bzw. Betreuungsverfügung, in der festgelegt wird, wer Entscheidungen treffen soll bzw. wer als gesetzlicher Betreuer eingesetzt werden soll, wenn der Betroffene dazu nicht mehr selbst in der Lage ist. In einer Patientenverfügung kann geregelt werden, welche medizinischen Maßnahmen noch vorgenommen werden sollen, wenn jemand seinen Willen nicht mehr selbst äußern kann.
Psychosoziale Behandlung
Therapeutische Maßnahmen im psychologischen und sozialen Bereich spielen bei der Behandlung der Demenz eine wichtige Rolle. Sie können dazu beitragen, die geistigen Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten, das Zurechtkommen im Alltag zu trainieren und das Wohlbefinden der Patienten zu verbessern. Dabei muss die Therapie immer an das Krankheitsstadium und an den einzelnen Patienten angepasst werden.
Wichtig ist, den Demenzkranken weder zu über- noch zu unterfordern. In die Therapie sollten immer die Angehörigen und Pflegenden einbezogen werden und dabei überprüft werden, wie die Situation für alle Beteiligten günstig gestaltet werden kann. Im Frühstadium der Erkrankung kann es für den Patienten auch hilfreich sein, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen, in der sich die Betroffenen gegenseitig Tipps und Unterstützung geben.
Psychotherapie
Eine Psychotherapie kann zu Beginn der Erkrankung helfen, die Diagnose zu akzeptieren und sich auf die Einschränkungen einzustellen, die in der Zukunft zu erwarten sind. Gleichzeitig kann sie helfen, herauszufinden, wie man sein Leben auch mit einer Demenz noch möglichst positiv und befriedigend gestalten kann.
Einbeziehung der Biografie
Wichtig ist, die Lebensgeschichte des Patienten in die Behandlung einzubeziehen. So können Gespräche über sein Leben oder das Ansehen alter Fotos das Langzeitgedächtnis aktivieren und trainieren. Wenn die Pflegenden die Gewohnheiten und Eigenheiten des Patienten (zum Beispiel Musikgeschmack, Essgewohnheiten) kennen, können sie Aktivitäten auswählen, die ihm Spaß machen und die er noch von früher kennt. Im fortgeschrittenen Stadium ist es durch die Kenntnis der Biografie möglich, schnell einen guten Kontakt zum Patienten herzustellen und auf seine persönlichen Wünsche und Eigenheiten einzugehen, die er selbst nicht mehr ausdrücken kann.
Kognitive Verfahren
Sie dienen dazu, kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration aufrechtzuerhalten und zu fördern. Dazu können verschiedene Verfahren eingesetzt werden. Im Anfangsstadium der Demenz kann ein Gedächtnistraining bzw. ein Training kognitiver Funktionen dazu beitragen, die geistige Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Bei weiter fortgeschrittener Erkrankung kann es hilfreich sein, alltagsbezogene Fähigkeiten und die Orientierung in Zeit und Raum zu fördern - zum Beispiel durch gut sichtbare Hinweisschilder und Uhren. Insgesamt ist es sinnvoll, den Patienten ausreichend kognitiv zu stimulieren, etwa durch anregende Gespräche, Vorlesen, Hören von Musik oder das Wachrufen von Erinnerungen. Günstig ist auch, eine feste Tagesstruktur aufzubauen, die dem Demenzkranken Sicherheit vermittelt und ihm hilft, sich zu orientieren.
Andere Arten der Therapie
Weitere Therapieformen sind die Ergotherapie, bei der praktische alltägliche Fähigkeiten geübt werden, Bewegungstherapie, um regelmäßige körperliche Aktivität zu fördern und künstlerische Therapien wie Musiktherapie, Kunsttherapie oder Tanztherapie. Diese Therapieformen werden meist in der Gruppe durchgeführt, so dass auch das soziale Zugehörigkeitsgefühl gestärkt wird. Im späten Stadium der Demenz, wenn eine Kommunikation über die Sprache kaum noch möglich ist, dienen Sinnestherapien wie die Aromatherapie, Massagen oder Berührungen dazu, die verschiedenen Sinne anzusprechen und gleichzeitig das Wohlbefinden zu steigern.Bei Patienten mit einer Demenz treten oft Schlafstörungen und nächtliche Unruhe auf. Hier kann es hilfreich sein, wenn sich die Betroffenen tagsüber ausreichend im Freien bewegen und einen geregelten Schlaf-Wach-Rhythmus einhalten.
Anpassung der Umgebung
Ein wichtiger Aspekt beim Umgang mit einem Demenzkranken ist auch, die Wohnung bzw. das Umfeld so anzupassen, dass der Betroffene sich selbst und andere nicht gefährdet und sich möglichst gut zurechtfinden kann. Dazu gehören zum Beispiel gut sichtbare Uhren und Kalender, eine ausreichende Beleuchtung, elektrische Geräte mit Abschaltautomatik und Sicherungen an Türen und Fenstern. Befindet sich der Demenzkranke in einem Heim, ist es günstig, wenn er in seiner Umgebung vertraute Gegenstände hat.