Co-Abhängigkeit (Seite 4/7)

Unterstützung für Co-Abhängige

Ohne professionelle Hilfe können sich Angehörige kaum aus einer Co-Abhängigkeit befreien

Um sich aus der Co-Abhängigkeit zu lösen, ist es für die Betroffenen wichtig, sich selbst Unterstützung zu suchen. Dazu müssen sie den Mut haben, die Heimlichkeit zu überwinden und sich mit ihren Problemen einem anderen Menschen anzuvertrauen. Wenn der suchtkranke Angehörige dazu bereit ist, können sie sich gemeinsam mit ihm professionelle Unterstützung suchen. Ist das nicht der Fall, sollten Co-Abhängige diesen Schritt aber auch alleine gehen und für sich selbst Unterstützung suchen.

Überblick über die wichtigsten Anlaufstellen

Mögliche Anlaufstellen sind Suchtberatungs­stellen, Selbsthilfe­gruppen für Angehörige von Suchtkranken oder eine ambulante Psychotherapie. Überall dort erhalten Co-Abhängige Informationen und lernen, wie sie ihr eigenes Leben wieder stärker selbst in die Hand nehmen können.

Beratungsstellen

Als Beratungsstellen kommen Suchtberatungsstellen bzw. Fachberatungsstellen für Abhängige sowie Ehe- und Familienberatungsstellen in Frage. Es ist auch möglich, sich an das Info-Telefon oder die Online-Beratung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) zu wenden. Diese bietet eine erste persönliche Beratung bei Alkohol- und anderen Abhängigkeitsproblemen an, mit dem Ziel, die Ratsuchenden an geeignete Hilfs- und Beratungsangebote vor Ort zu vermitteln. Ein weiterer möglicher erster Ansprechpartner ist der Hausarzt.

Selbsthilfegruppen

Bei Selbsthilfegruppen lassen sich Gruppen für Angehörige von Suchtkranken und Gruppen, an denen Suchtkranke und Angehörige gemeinsam teilnehmen, unterscheiden. In einer Selbsthilfegruppe können Betroffene – möglicherweise zum ersten Mal – offen über ihre Situation und ihre Probleme sprechen, was sehr entlastend sein kann. Gleichzeitig können sie sich mit anderen Angehörigen austauschen und so von den Erfahrungen anderer Betroffener profitieren. Dabei lernen sie, was Co-Abhängigkeit ist und wie sie allmählich wieder zu einem selbstständigeren Leben gelangen können.

Ambulante Psychotherapie

Bei einer stark ausgeprägten Co-Abhängigkeit ist es in vielen Fällen sinnvoll, die Probleme in einer ambulanten Psychotherapie zu bearbeiten. Darin lernen die Betroffenen, eine gesunde Distanz zum suchtkranken Angehörigen aufzubauen, ihre eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Ziele wieder stärker wahrzunehmen und zu verwirklichen und wieder mehr Kontrolle über ihr Leben zu erlangen.

Ist der suchtkranke Angehörige motiviert, selbst eine Behandlung zu beginnen, ist es auch möglich, als Angehöriger an der Therapie teilzunehmen. Dann kann die Co-Abhängigkeit im Rahmen der Therapie des Suchtkranken behandelt werden. Das kann zum Beispiel in einer ambulanten Psychotherapie oder in einer Behandlung an einer Suchtklinik geschehen.

Behandlung der Co-Abhängigkeit im Rahmen einer Suchttherapie

In vielen Fällen wird das co-abhängige Verhalten eines Angehörigen im Rahmen einer Suchttherapie mitbehandelt. So ist es bei der Behandlung einer Sucht wichtig, dass auch nahestehende Menschen wie Partner, Familienangehörige, Freunde oder Arbeitskollegen in die Therapie miteinbezogen werden.

In der Therapie geht es zum einen darum, dem Suchtkranken Wege aus seiner Sucht aufzuzeigen. Zum anderen sollen die Bezugspersonen lernen, wie sie den Betroffenen bei seinem Weg aus der Sucht so unterstützen können, dass es für sie selbst und den Suchtkranken günstig ist.

Dabei sollten die Angehörigen individuelle, speziell auf ihre Probleme und Belastungen zugeschnittene Unterstützung erhalten. Es ist wichtig, dass sie wieder Verantwortung für sich selbst und ihr eigenes Leben übernehmen. Dazu müssen sie sich in gesundem Maße von ihrem suchtkranken Angehörigen distanzieren und aufhören, sich übermäßig um ihn zu kümmern.

In der Therapie lernen die Angehörigen, sich vom Suchtverhalten ihres Familienmitglieds klar abzugrenzen. Zu Beginn erarbeitet der Therapeut mit ihnen, was Co-Abhängigkeit ist und wie sich diese auswirken kann. Dabei wird auch überprüft, inwieweit die Angehörigen selbst von Co-Abhängigkeit betroffen sind. Auf diese Weise können sie allmählich erkennen, durch welches Verhalten sie die Abhängigkeit bisher aufrechterhalten haben und wie sie sich damit selbst geschadet haben.

Im nächsten Schritt können co-abhängige Angehörige anfangen, Veränderungen in ihrem Leben einzuleiten. Ziel dabei ist zum einen, dass sie ihr eigenes Leben nicht mehr oder nur noch in begrenztem Maß von der Sucht ihres Familienmitglieds beeinträchtigen lassen. Zum anderen sollen sie dem suchtkranken Angehörigen klar zeigen, dass sie ihn nicht mehr in seinem Suchtverhalten unterstützen werden. In manchen Fällen sind dabei auch drastische Maßnahmen wie Kontaktsperren oder eine Scheidung notwendig.