Wenn Angst das Leben bestimmt (Seite 11/12)

Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten gegen die Angst

Mit Psychopharmaka die Angst lösen und beruhigen

Zur Behandlung von starken Ängsten können auch Medikamente verordnet werden. Diese haben eine angstlösende und beruhigende Wirkung. Die wichtigsten Medikamente zur Behandlung von Angststörungen sind:

  • Antidepressiva: Dazu gehören Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), Trizyklische Antidepressiva (TZA) und Moclobemid (ein so genannter selektiver reversibler Monoaminooxidase-A-Hemmer).
  • Weitere Medikamente: Pregabalin (ein Antiepileptikum), Opipramol (ein Trizyklisches Antidepressivum, mit deutlich anderer Wirkweise) und Buspiron (ein so genanntes Anxiolytikum, also ein angstlösendes Medikament)

Wie wirken die Medikamente?

Die genannten Medikamente haben Einfluss auf die Übermittlung von Informationen zwischen den Nervenzellen des Gehirns. Diese findet mithilfe von Botenstoffen statt, so genannten Neurotransmittern, etwa Serotonin oder Noradrenalin. Die Medikamente beeinflussen die gestörte Übertragung der Botenstoffe zwischen den Nervenzellen und können auf diese Weise die Angst verringern.

Was sollten Sie beachten?

Wichtig ist, dass Sie die Medikamente genau wie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprochen einnehmen. Teilen Sie zu Beginn der Therapie außerdem mit, welche anderen Medikamente Sie bereits nehmen. So können mögliche Wechselwirkungen berücksichtigen werden.
Wichtig ist, zu wissen, dass bei den meisten Antidepressiva die volle Wirkung erst nach einigen Wochen eintritt. Manchmal können am Anfang sogar verstärkt Unruhe oder Angstgefühle auftreten. Sie müssen also etwas Geduld haben und durchhalten, bis Sie die gewünschte Wirkung spüren.

Auf keinen Fall sollten Sie die Medikamente eigenständig absetzen, weil dann möglicherweise schwerwiegende Symptome auftreten können. Weiterhin sollten Sie nicht eigenständig die Dosis ändern, weil dann eventuell nicht die gewünschte Wirkung eintreten kann.
Wenden Sie sich stattdessen immer an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, wenn Sie den Eindruck haben, dass die Medikamente nicht die gewünschte Wirkung haben oder wenn Nebenwirkungen auftreten oder Sie Fragen oder Probleme haben. Er oder sie kann dann zum Beispiel die Dosis anpassen oder ein anderes Medikament verschreiben.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Wie bei allen Medikamenten können auch bei Arzneimitteln zur Behandlung von Angst Nebenwirkungen auftreten. Sie sind meist zu Beginn der Einnahme am stärksten und gehen nach einiger Zeit wieder zurück. Typische Nebenwirkungen von Antidepressiva sind zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung, Kopfschmerzen, Schwindel, Mundtrockenheit, Müdigkeit oder auch Unruhe und Schlaflosigkeit.
Welche Nebenwirkungen auftreten, hängt vom jeweiligen Medikament ab und kann auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Wägen Sie jeweils ab, ob der Nutzen des Medikaments für Sie größer ist als die Beeinträchtigung durch die Nebenwirkungen.

Können die Medikamente abhängig machen?

Die genannten Medikamente, die von Fachleuten zur Behandlung von Angststörungen empfohlen werden, machen nicht abhängig. Dagegen können Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine im Lauf der Zeit abhängig machen. Sie werden deshalb nicht zur Behandlung von Angststörungen empfohlen.

Welche Medikamente werden bei welcher Angststörung empfohlen?

Laut Empfehlung von Experten sollten bei einer Panikstörung und einer Agoraphobie bevorzugt die SSRI Citalopram, Escitalopram, Paroxetin oder Sertralin oder das SNRI Venlafaxin verordnet werden. Wenn diese nicht wirksam sind oder nicht vertragen werden, sollte alternativ das Trizyklische Antidepressivum Clomipramin gegeben werden.

Bei einer generalisierten Angststörung sollten die SSRI Escitalopram oder Paroxetin, die SNRI Duloxetin oder Venlafaxin oder Pregabalin verordnet werden. Wenn diese nicht wirksam sind oder nicht vertragen werden, können alternativ das Trizyklische Antidepressivum Opipramol oder Buspiron verordnet werden.

Bei einer sozialen Phobie sollten bevorzugt die SSRIs Escitalopram, Paroxetin oder Sertralin oder das SNRI Venlafaxin verordnet werden. Wenn diese nicht wirksam sind oder nicht vertragen werden, kann Moclobemid gegeben werden.