Wenn Angst das Leben bestimmt (Seite 4/12)

Die wichtigsten Formen der Angststörung


Fachleute unterscheiden verschiedene Arten von Angststörungen. Einige sind mit konkreten Auslösern verbunden – dann spricht man auch von einer Phobie. Bei anderen Angststörungen gibt es keinen konkreten Auslöser und auch keinen Hinweis auf eine reale Gefahr.

Spezifische Phobie

Bei einer spezifischen Phobie tritt Angst vor ganz konkreten Dingen oder Situationen auf, die an sich nicht gefährlich sind. Häufig sind zum Beispiel Angst vor Tieren (Spinnen, Insekten, Mäusen, Hunden), Naturgewalten (zum Beispiel Gewitter, Wasser) oder vor Situationen, in denen eine Gefahr vermutet wird (etwa große Höhe, U-Bahn-Fahren, Fliegen im Flugzeug, Tunnel, Aufzugfahren). Bei manchen Menschen löst auch der Anblick von Blut, Spritzen oder Verletzungen starke Angst aus.

Oft vermeiden die Betroffenen die angstauslösenden Dinge oder Situationen. In manchen Fällen lässt sich dies auch gut umsetzen und führt nicht zu starken Beeinträchtigungen. Von einer Phobie spricht man nur, wenn die Angst oder das Vermeidungsverhalten das normale Leben deutlich beeinträchtigen. Lesen Sie auch den eigenen Artikel über die Spezifische Phobie.

Soziale Phobie

Menschen mit einer sozialen Phobie haben große Angst vor Situationen, in denen sie befürchten, von anderen Menschen beobachtet und negativ bewertet zu werden. So fürchten sie zum Beispiel, dass andere ihr Aussehen, ihr Verhalten oder ihre Sprechweise kritisieren oder sich darüber lustig machen könnten. Oder sie haben Angst davor, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, etwa an einer größeren Feier teilzunehmen oder eine Rede zu halten.

Manche Betroffenen haben Angst, in Gegenwart anderer Menschen zu essen oder zu schreiben. Viele Menschen mit einer sozialen Phobie befürchten auch, dass andere die körperlichen Anzeichen ihrer Angst, wie Erröten oder Zittern bemerken könnten. Auch hier vermeiden die Betroffenen häufig die gefürchteten Situationen. Im Abschnitt Soziale Phobie finden Sie weiterführende Informationen.

Panikstörung

Bei einer Panikstörung treten immer wieder plötzlich, „wie aus heiterem Himmel“ Angstanfälle mit sehr starker Angst auf. Man spricht auch von Panikattacken. Dabei erleben die Betroffenen starke körperliche Reaktionen wie Herzrasen, Zittern, Schweißausbrüche, Atemnot, Engegefühl in der Brust oder Schwindel. Sie empfinden diese körperlichen Symptome als bedrohlich und befürchten zum Beispiel, dass sie in Ohnmacht fallen, einen Herzinfarkt erleiden, sterben oder verrückt werden könnten.

Meist steigt die Angst innerhalb weniger Minuten stark an und klingt dann allmählich wieder ab. Die meisten Panikattacken dauern nicht länger als 30 Minuten – selten können sie aber auch einige Stunden anhalten.

Weil nicht vorhersehbar ist, wann und wo wieder eine Panikattacke auftreten wird, vermeiden die Betroffenen oft sehr viele Situationen. Vor allem gehen sie Situationen aus dem Weg, in denen sie im Notfall keine schnelle Hilfe bekommen würden oder aus denen sie nicht schnell fliehen könnten. Ausführlichere Informationen finden Sie auf der Seite Panik.

Agoraphobie ohne oder mit Panikstörung

Bei einer Platzangst oder Agoraphobie haben die Betroffenen starke Angst vor engen Räumen, weiten Plätzen oder Menschenmengen. Typische Situationen sind etwa belebte öffentliche Plätze, Warteschlangen oder das Fahren durch Tunnel. Oft fürchten die Betroffenen, in solchen Situationen in Ohnmacht zu fallen, Herzbeschwerden zu bekommen eine Panikattacke zu erleiden. Sie haben Angst, dass sie dann nicht rechtzeitig ärztliche Hilfe bekommen würden oder dass sie peinliches Aufsehen erregen würden. Daher vermeiden häufig die gefürchteten Situationen.

Die Angst bei einer Agoraphobie kann sich bis zur Panikattacke steigern. Dann spricht man auch von einer Agoraphobie mit Panikstörung. Diese kommt wesentlich häufiger vor als eine reine Panikstörung ohne Agoraphobie.

Generalisierte Angststörung

Hier leiden die Betroffenen unter anhaltenden, unbegründeten Ängsten und Sorgen. Diese sind mit einer ständigen Anspannung, Nervosität und inneren Unruhe verbunden. Gleichzeitig treten oft anhaltende, aber immer wieder wechselnde körperliche Symptome der Angst wie Zittern, Herzrasen, Schwindel, Übelkeit oder Muskelverspannungen auf. Typisch sind auch psychische Symptome der Angst wie Konzentrationsprobleme oder Schlafstörungen.

Viele Betroffene können gar nicht angeben, wovor sie genau Angst haben. Andere machen sich ständig über irgendetwas Sorgen, zum Beispiel, dass ihnen selbst oder einem nahestehenden Menschen etwas Schlimmes zustoßen könnte. Außerdem machen sich die Betroffenen häufig Sorgen über ihre ständige Besorgtheit. Mehr zu den Auslösern und Behandlungsmöglichkeiten bei einer generalisierten Angststörung lesen in dem separaten Abschnitt.

Angst und depressive Störung gemischt

Leidet jemand gleichzeitig unter starker Angst und depressiven Symptomen, wobei keines der beiden Krankheitsbilder im Vordergrund steht, spricht man auch von „Angst und depressiver Störung gemischt“. Dabei sind die Angst und die depressiven Symptome nicht so stark ausgeprägt, dass die Diagnose einer Angststörung oder einer Depression gegeben werden könnte. Dieses Krankheitsbild kann auftreten, wenn jemand sich durch die Ängste immer eingeschränkter fühlt und dadurch immer hoffnungsloser und niedergeschlagener wird. Einen umfangreicheren Überblick zu Angst und depressive Störung gemischt finden Sie im Artikel Angst und Depression.