Wenn Angst das Leben bestimmt (Seite 5/12)

Generalisierte Angststörung

Bei der generalisierten Angststörung leiden die Betroffenen unter einer anhaltenden diffusen Angst, die mit vielfältigen Befürchtungen verbunden ist. Diese beziehen sich zum Beispiel darauf, dass einem selbst oder einer nahestehenden Person etwas Schlimmes zustoßen könnte. Die Betroffenen machen sich auch viele gesundheitliche und finanzielle Sorgen.

Die Familie von Anna K. hat es nicht immer leicht. Denn die 55-jährige Hausfrau macht sich praktisch ständig Sorgen um ihre drei erwachsenen Kinder und ihren Ehemann. So fürchtet sie, dass ihnen etwas zustoßen könnte, wenn sie mit dem Auto oder mit dem Zug unterwegs sind oder wenn sie länger von zuhause weg sind. Die Kinder müssen sie daher regelmäßig anrufen und ihr bestätigen, dass „alles ok“ ist. Mit ihrem Mann ist Frau K. schon seit zehn Jahren nicht mehr in den Urlaub gefahren, weil sie fürchtet, dass „es nicht gutgehen wird“. Außerdem macht Anna K. sich häufig Sorgen, dass ihr Mann krank werden und deshalb seine Arbeit verlieren könnte, so dass sie beide mittellos dastehen würden. Solche Sorgen beschäftigen Anna K. mehrere Stunden am Tag. Dabei malt sie sich häufig genau aus, was passieren könnte. Sie kann diese Gedanken dann nur schwer wieder abstellen. Gleichzeitig hat Anna K. oft zittrige Hände, fühlt sich benommen und hat ein Druckgefühl auf der Brust. In der Nacht liegt sie oft wach oder schläft unruhig, tagsüber steht sie unter ständiger Anspannung und fühlt sich häufig auch nach leichteren Tätigkeiten am Abend völlig erschöpft. In letzter Zeit denkt sie häufig: „Die ständigen Sorgen werden mich noch krank machen. Und das Leben kann ich so auch nicht mehr genießen.“

Was sind die Ursachen einer generalisierten Angststörung?

Auch die generalisierte Angststörung entwickelt sich in aller Regel erst, wenn mehrere ungünstige Faktoren zusammenwirken. Es wurden in der Forschung Hinweise darauf gefunden, dass eine genetische Veranlagung der Ausgangspunkt sein dürfte. Ein eher ängstlicher Erziehungsstil der Eltern oder schwerwiegende Verlusterfahrungen in der Kindheit können das Entstehen einer generalisierten Angststörung begünstigen. Der eigentliche Auslöser für ein Auftreten ist häufig ein Ereignis in der Gegenwart, das die Betroffenen sehr stark belastet.

Was sind die Symptome einer generalisierten Angststörung?

Die anhaltende Angst ist mit einer starken körperlichen Anspannung und verschiedenen körperlichen Symptomen wie Schwitzen, Zittern, Herzklopfen, Schwindel, Benommenheit oder Magen-Darm-Beschwerden verbunden. Häufig haben die Betroffenen Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen und sind übermäßig wachsam und schreckhaft. Dazu kommen oft auch psychische Beschwerden wie Ruhelosigkeit, Konzentrationsprobleme oder Reizbarkeit. Charakteristisch für die generalisierte Angststörung sind auch die so genannten Metasorgen. Das heißt, die Betroffenen machen sich häufig auch Sorgen darüber, dass die ständigen Sorgen ihnen schaden könnten. Deshalb versuchen sie, die Sorgen zu unterdrücken, was aber paradoxerweise meistens dazu führt, dass diese häufiger und stärker auftreten.

Psychologischer Test "Generalisierte Angststörung"

Welche Psychotherapie hilft bei einer generalisierten Angststörung?

Als besonders wirksame Methode zur Bewältigung von Ängsten und der generalisierten Angststörung hat sich die kognitive Verhaltenstherapie bewährt. Bei diesem Therapieansatz geht es in erster Linie darum, dass sich der Betroffene den Situationen oder Reizen, vor denen er Angst hat, immer öfter stellt und schließlich die Erfahrung macht, dass die befürchteten Ereignisse nicht eintreten.

Häufigkeit und Verlauf

Etwa vier bis sieben Prozent der Bevölkerung leiden unter einer generalisierten Angststörung. Die Erkrankung beginnt meist schon in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter, oft entwickelt sie sich aber auch erst um das 40. Lebensjahr herum. Die Sorgen und körperlichen Beschwerden können zeitweise stärker oder schwächer ausgeprägt sein, bestehen aber ohne entsprechende Behandlung meist chronisch.