ADHS Erwachsene (Seite 2/4)

Symptome einer ADHS

Vielfältiger und anders ausgeprägt als bei Kindern

Die zentralen Symptome einer ADHS sind bei Erwachsenen die gleichen wie bei Kindern und Jugendlichen: nämlich Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Allerdings sind die Symptome bei Erwachsenen oft vielfältiger und anders ausgeprägt als bei Kindern, so dass die Störung schwerer zu erkennen ist. So geht die Hyperaktivität mit zunehmendem Alter häufig zurück oder zeigt sich nicht mehr so deutlich. Weiterhin können die Symptome von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. So steht bei manchen Betroffenen die Unaufmerksamkeit im Vordergrund, bei anderen eher die Hyperaktivität und Impulsivität, bei anderen sind alle drei Kernsymptome etwa gleich stark ausgeprägt. Ein wesentliches Merkmal einer ADHS ist, dass die Symptome zu deutlichen Beeinträchtigungen in mehreren Lebensbereichen führen, etwa im Privatleben, in der Ausbildung oder im Berufsleben.

Aufmerksamkeitsstörung

Die Aufmerksamkeitsprobleme sind bei Erwachsenen oft noch ähnlich stark ausgeprägt wie bei Kindern und Jugendlichen. Es fällt ihnen schwer, sich für längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren, sie sind leicht ablenkbar, machen viele Flüchtigkeitsfehler und vergessen häufig Dinge. In ihrem Denken sind sie oft sprunghaft und zerstreut. Manche Betroffenen wirken verträumt und geistesabwesend und bekommen häufig Dinge in ihrer Umgebung nicht mit. Vielen Menschen mit ADHS fällt es vor allem bei einfachen oder für sie weniger interessanten Aufgaben schwer, sich für längere Zeit darauf zu konzentrieren. Bei Aufgaben, die sie sehr interessieren, sind die Betroffenen dagegen oft sehr konzentriert und können gute Leistungen erzielen.

Impulsivität

Oft handeln Erwachsene mit ADHS sehr impulsiv. Sie reden viel und neigen dazu, andere zu unterbrechen. Häufig machen sie unüberlegte Äußerungen, die sie später wieder bereuen. Oder sie treffen unüberlegt Entscheidungen, mit denen sie sich selbst oder anderen schaden – zum Beispiel wechseln sie spontan den Job oder beenden eine Beziehung unüberlegt. Außerdem haben die Betroffenen ein geringes Durchhaltevermögen: Sie fangen etwas mit Begeisterung an und geben es dann schnell wieder auf, weil sie die Lust verlieren oder bei Schwierigkeiten schnell resignieren.

Gefühlsschwankungen und mangelnde Kontrolle von Gefühlen

Ein weiteres typisches Merkmal einer ADHS sind starke Gefühls- und Stimmungsschwankungen und Schwierigkeiten, die eigenen Gefühle zu regulieren. So sind viele Erwachsene mit ADHS leicht reizbar und schnell frustriert. Sie neigen zu Wutausbrüchen und reagieren auf kleine Vorkommnisse oft sehr emotional und zum Teil überzogen.

Hyperaktivität

Die Symptome der Hyperaktivität sind bei Erwachsenen weniger offensichtlich als bei Kindern und Jugendlichen, die oft unruhig und zappelig sind. Stattdessen äußert sich die Hyperaktivität eher in Form von Nervosität, ständiger innerer Anspannung, innerer Unruhe und starker Ungeduld – die Betroffenen stehen quasi „ständig unter Strom“.

Desorganisiertes Verhalten

Erwachsene mit ADHS haben häufig Probleme mit der Selbstregulation und beim Planen und Organisieren von Handlungen: Es fällt ihnen schwer, ihren Alltag zu strukturieren, Aufgaben geordnet anzugehen, Termine einzuhalten und Ordnung zu halten. Häufig haben sie Schwierigkeiten, sich Ziele zu setzen und diese auch zu erreichen.

Folgeprobleme einer ADHS im Alltag

Als Folge der typischen Symptome haben Erwachsene mit ADHS trotz guter Intelligenz häufig deutliche Probleme in der Ausbildung und im Berufsleben. In den persönlichen Beziehungen kommt es oft zu Spannungen und Konflikten, was zu anhaltenden Beziehungsproblemen oder zum Abbruch von Beziehungen führen kann. Durch die ADHS-Symptome und die Schwierigkeiten im Alltag haben die Betroffenen oft auch ein geringes Selbstwertgefühl.

Zum ADHS-Test für Erwachsene

Häufig gleichzeitig auftretende psychischen Störungen

Viele Menschen mit einer ADHS haben zusätzlich weitere psychische Erkrankungen. So ist bei einer ADHS das Risiko, eine Sucht zu entwickeln, aber auch das Risiko für andere psychische Erkrankungen deutlich erhöht.

Häufige weitere psychische Erkrankungen sind Depressionen (bei ca. 40 Prozent der Betroffenen), Angststörungen (bei ca. 30 Prozent), eine Alkohol- oder Drogenproblematik (bei ca. 30 Prozent) und Schlafstörungen (bei ca. 25 Prozent).

Außerdem können zusammen mit einer ADHS Störungen des Sozialverhaltens, eine Lese-Rechtschreib-Störung, eine Rechenstörung, eine Tic-Störung, eine Zwangsstörung oder eine Persönlichkeitsstörung auftreten.

Der Konsum von Alkohol, Nikotin oder Drogen kann ein Versuch sein, die Symptome der ADHS zu lindern oder mit den Folgeproblemen der ADHS umzugehen. Es können aber auch andere Formen der Sucht wie Esssucht, Kaufsucht oder Spielsucht auftreten.

Positive Aspekte einer ADHS

Auf der anderen Seite haben Menschen mit ADHS auch einige charakteristische positive Eigenschaften. So sind sie oft besonders originell und kreativ, sind neugierig und haben eine schnelle Auffassungsgabe. Wenn sie eine Aufgabe oder eine berufliche Tätigkeit gefunden haben, für die sie sich wirklich begeistern, können sie dafür eine große Motivation entwickeln und sehr gute Leistungen erzielen.

Seite 2/4