Studium Psychotherapie

Wie beurteilen Sie den neuen Studiengang Psychotherapie sowie die Ausbildung zum Fachpsychotherapeuten? Setzten Sie sich für eine Erhöhung der Zahl der Studienplätze ein? Wie stehen Sie zur Anerkennung von gleichwertigen Psychotherapie-Ausbildungen, die im Ausland absolviert wurden?

Bündnis 90/ Die Grünen

Bereits 2014 hat der Deutsche Psychotherapeutentag eine Reform gefordert, die eine Approbation nach einem wissenschaftlichen Hochschulstudium auf Masterniveau anstrebt. Wir GRÜNE begrüßen es, dass diese Forderung nun endlich auf politischer Ebene umgesetzt wurde. Das Studium der Psychotherapie soll bei Einhaltung der Qualitätskriterien auch an Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaft möglich sein. Gerade Hochschulen für angewandte Wissenschaften haben erwiesenermaßen bedeutsame Verknüpfungen zu den Institutionen der psychosozialen Versorgung. Das würde auch mehr Praxiserfahrung ermöglichen, als bisher vorgesehen. Der Zugang bzw. Quereinstieg von pädagogischen, heilpädagogischen und sozialarbeiterischen Fachkräften zur Psychotherapieausbildung ist für die psychotherapeutische Versorgung insbesondere von Menschen mit Beeinträchtigungen, aber auch von Kindern und Jugendlichen äußerst wertvoll.

CDU/CSU

Mit der Reform der Psychotherapeutenausbildung ist es CDU und CSU gelungen, die Psychotherapie-Ausbildung auf eine neue gesetzliche Grundlage zu stellen. Die bisherige Struktur wird durch eine Direktausbildung im Rahmen eines verfahrensbreiten und altersgruppenübergreifenden Studiums abgelöst.

Mit der Reform erreichen wir bessere Vergütungsmöglichkeiten für die künftig vorgesehene Weiterbildung. Darüber hinaus unterstützen wir über die Hochschulpakte Maßnahmen der Bundesländer, die entsprechenden Studienplatzkapazitäten auszubauen.

Für Anerkennungen von im Ausland erworbenen Psychotherapie-Ausbildungen setzen wir auf die Gleichwertigkeit der Abschlüsse. Hierbei wird insbesondere zwischen einer Anerkennung von Berufsqualifikationen aus Drittstaaten und einer Anerkennung von Berufsqualifikationen aus EU-Mitgliedsstaaten unterschieden. Bei der letztgenannten Anerkennung sind insbesondere die Vorschriften der Europäischen Richtlinie über die gegenseitige Anerkennung von Berufsqualifikationen (2005/36/EG) zu berücksichtigen.

Die Linke

Grundsätzlich hat DIE LINKE die Einrichtung eines eigenen Studiengangs Psychotherapie befürwortet. Im Gesetzgebungsverfahren haben wir besonders angemahnt, dass das Studium verfahrensoffen sein muss und sich nicht auf Richtlinienverfahren beschränken darf. Die Spezialisierung auf alle wissenschaftlich anerkannten Verfahren muss überall möglich sein und auch die Weiterentwicklung des Kenntnisstandes muss sich hier zeitnah niederschlagen (zum Beispiel im Hinblick auf humanistische Verfahren und Methoden). DIE LINKE setzt sich für eine bedarfsgerechte Zahl von Studienplätzen ein. Sowohl die große Zahl der Anwärter*innen, als auch der steigende Behandlungsbedarf in der Bevölkerung erfordern eine deutlich größere Zahl von Studien- und entsprechende Weiterbildungsplätzen. Anerkennungen von ausländischen Aus- und Weiterbildungen könnten geprüft werden, wobei die hohe Qualität der Ausbildung in Deutschland Maßstab sein muss.

FDP

Da sich die neue Ausbildung noch in der Einführungsphase befindet, ist eine genaue Beurteilung derzeit noch nicht möglich. Grundsätzlich wollen wir Freie Demokraten die Ausbildung der psychologischen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten aber weiterentwickeln. Ebenso wollen wir mehr Studienplätze für Psychologie und Psychotherapie schaffen. Das starre Kapazitätsrecht, das die Zahl der bereitgestellten Studienplätze regelt, wollen wir grundlegend reformieren, um Hochschulen mehr Investitionen in digitale Lehrangebote, bessere Betreuungsquoten sowie berufs- und lebensbegleitende Studienmodule zu ermöglichen.
Als Freie Demokraten setzen wir uns für eine möglichst unbürokratische Anerkennung von gleichwertigen ausländischen Abschlüssen ein. Die Vergleichbarkeit und gegenseitige Anerkennung von Zeugnissen und Abschlüssen wollen wir verbessern.

Piratenpartei

In allen Bereichen der Pädagogik und Psychologie wird der Bedarf immer größer, die Anzahl der Studienplätze hat sich jedoch seit Einführung mancher Studiengänge in den 70er nicht erhöht. Es wird Zeit, dass die Studienplatzanzahl dem Bedarf endlich folgt und die Zahl deutlich erhöht wird.
Ja, wie oben bereits ausgeführt, halten wir dies [die Erhöhung der Zahl der Studienplätze] für unabdingbar.
Die Piratenpartei setzt sich generell für die Anerkennung im Ausland absolvierter Ausbildungen ein. Wo dies noch nicht durch entsprechende Regelungen gewährleistet ist, muss dies nachgeholt werden.

SPD

Mit der Novelle des Psychotherapeutengesetzes in der 19. Wahlperiode haben wir die Weichen für das Direktstudium der Psychotherapie gestellt. Die Reform trägt ganz klar eine sozialdemokratische Handschrift. Mit dem neuen Studiengang hat die Zweiteilung in Psychologiestudium und Therapeutenausbildung ein Ende. In Zukunft sind die Studierenden des Studiengangs Psychotherapie in ihrer Regelstudienzeit im Rahmen des Berufsausbildungsförderungsgesetzes finanziell abgesichert. Die SPD hat dafür gesorgt, dass sich die prekäre Situation von Psychotherapeut:innen in Ausbildung (PiAs) auslaufender Studienstruktur spürbar verbessert. So haben wir gegen erhebliche Widerstände der CDU/CSU durchgesetzt, dass die Weiterbildungsinstitute einen Vergütungsanteil in Höhe von mindestens 40 Prozent der erbrachten Therapiestunden an die PiAs weiterleiten müssen. Wir beobachten derzeit sehr aufmerksam, ob die Weiterbildungsinstitute ihren Verpflichtungen in vollem Umfang nachkommen. Sollte dem nicht so sein, werden wir umgehend gesetzgeberisch nachschärfen.
Zuletzt haben wir bereits erste Nachsteuerungen im Rahmen des GVWG vorgenommen.
Die Frage der Zahl der Studienplätze liegt in der Verantwortung der Landeskultusministerien. Wir sind uns den wachsenden Bedarfen in der Versorgung in einer modernen und leistungsorientierten
Gesellschaft sehr bewusst. Deswegen suchen unsere Fachpolitiker:innen auf Bundesebene den engen Austausch mit der Landesebene, um auch Fragen des Studienplatzangebots regelhaft zu erörtern.