Psychotherapeuten-Sitze
Anfang 2021 betrug die durchschnittliche Wartezeit auf einen Psychotherapie-Platz 22 Wochen. Die meisten Menschen benötigen jedoch viel schneller Hilfe. Welches Konzept hat Ihre Partei, um mehr Menschen in Deutschland schneller zu einem Psychotherapie-Platz zu verhelfen?
Bündnis 90/ Die Grünen
Wir GRÜNEN wollen eine schnellstmögliche Reform der Bedarfsplanung, die sich am tatsächlichen Bedarf orientiert. Menschen mit psychischen Erkrankungen benötigen einen niedrigschwelligen Zugang zur ambulanten psychotherapeutischen und psychiatrischen Versorgung.
Dabei sind vorallem für schwer oder chronisch psychisch erkrankte Menschen besser koordinierte und aufeinander abgestimmte Versorgungswege und Behandlungspfade erforderlich. Sie benötigen Versorgungsansätze, die alle Lebensbereiche abdecken: Wohnen, soziale Teilhabe, Beschäftigung sowie psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung. Für diese Patient*innen kommt es besonders auf die enge Zusammenarbeit zwischen den Sektoren und Berufsgruppen an.
Hilfsangebote zwischen ambulanter und stationärer Behandlung müssen flexibler gestaltet werden. Sie benötigen häufig parallel Unterstützung aus verschiedenen Hilfssystemen. Dafür braucht es ein ganzheitliches Konzept und eine angemessene Finanzierung, die eine sektorenübergreifende Versorgungsstruktur maßgeblich unterstützt.
Auch eine stärkere Gewichtung von Gruppentherapien in der Versorgung kann Wartezeiten verkürzen.
CDU/CSU
Um die Patientinnen und Patienten genau dort gut zu erreichen, wo der Bedarf hoch ist, setzen wir als CDU und CSU nach wie vor auf eine Bedarfsplanung, die von flexiblen Instrumenten und sachgerechten Lösungen vor Ort geprägt ist.
Wir beabsichtigen, die bereits mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) eingeleitete Reduzierung der Wartezeit auf eine psychotherapeutische Behandlung weiter voranzutreiben.
Dort, wo es notwendig ist, sollte die Zahl der Sitze für niedergelassene Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten erhöht werden. Das gilt insbesondere für das psychotherapeutische Behandlungsangebot für Kinder und Jugendliche.
Grundsätzlich lassen wir uns dabei auch davon leiten, allen Bürgerinnen und Bürgern einen wohnortnahen und möglichst barrierefreien oder digitalen Weg zur Psychotherapeutin bzw. zum Psychotherapeuten zu ermöglichen.
Die Linke
In der psychotherapeutischen Versorgung wird besonders deutlich, dass die heutige Bedarfsplanung wenig mit dem realen Bedarf zu tun hat. Wir lehnen insbesondere ab, dass die Versicherten bei der Genehmigung von Therapien nach dem Kostenerstattungsverfahren de facto vom guten Willen der Krankenkassen abhängen.
Die neuen Sprechstunden und Kurztherapien haben die Chance auf eine reguläre Therapie eher gemindert als erhöht. DIE LINKE fordert eine grundlegende Neugestaltung der Bedarfsplanung mit erheblich mehr Psychotherapiesitzen, insbesondere in benachteiligten Regionen und Stadtvierteln.
Das Kostenerstattungsverfahren wollen wir kurzfristig zu einem rechtssicheren Anspruch für die Versicherten erweitern und langfristig durch die höhere Zahl an zugelassenen Therapeut*innen überflüssig machen.
Wir befürworten die Etablierung neuer Behandlungseinrichtungen, die eine interdisziplinäre und intersektorale Behandlung ermöglichen.
FDP
Wir Freie Demokraten wollen die Wartezeiten auf einen Therapieplatz reduzieren und den Ausbau von Therapieplätzen fördern.
Die Anzahl der Kassensitze für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten wollen wir deutlich erhöhen.
Schulpsychologische Beratungsangebote wollen wir ausbauen. Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter sollen an jeder Schule verfügbar sein.
Piratenpartei
Die bisherigen Modelle der KV reichen nicht aus. Die Terminservicestellen versuchen zwar Plätze zeitnah zu finden, jedoch sind manche ländliche Kreise so unterversorgt, dass Patient*innen über 50km fahren müssen, um den Therapieplatz erreichen zu können.
An der Unterversorgung kann nur eine deutliche Zunahme der Studienplätze etwas ändern, dies würde sich aber erst in 10 Jahren bemerkbar machen.
Gute Erfahrungen hat man aber schon mit Videosprechstunden und Onlinetherapie gemacht. Da der Kern unserer Ausrichtung die Digitalisierung ist, können wir dies in diesen Fällen prinzipiell unterstützen.
SPD
Einer qualitativ hochwertigen und flächendeckenden psychotherapeutischen Versorgung kommt in unserer modernen und leistungsorientierten Gesellschaft eine stetig wachsende Bedeutung zu. Das hat uns nicht erst die Herausforderung der Corona-Pandemie gezeigt.
Die SPD hat in den vergangenen zwei Legislaturperioden in der Regierung - gegen den Widerstand der Unionsparteien - zahlreiche Maßnahmen zur Sicherstellung und substanziellen Weiterentwicklung der psychotherapeutischen Versorgung durchgesetzt. Wir möchten hier nur ausschnitthaft an die Reform der Bedarfsplanung und die Schaffung zusätzlicher Niederlassungsmöglichkeiten durch den G-BA, die Einführung von Psychotherapeutischen Sprechstunden oder die Modernisierung der Psychotherpeut*innen-Ausbildung erinnern.
Diesen Weg werden wir in erneuter Regierungsverantwortung konsequent fortsetzen! Die Notwendigkeit für weitere Niederlassungen sind bereits in einem G-BA-Gutachten unmissverständlich ausgewiesen. Wir werden uns dafür einsetzen, dass diesem Mehrbedarf auch nachgekommen wird.
Zudem werden wir die noch in Erarbeitung befindlichen Komplexleistungen zum Erfolg führen und die Zusammenarbeit über die Sektorengrenzen hinweg und zwischen Leistungserbringergruppen weiter stärken.