Nationale Strategie Suizidprävention

Parteien beurteilen Stand bei der Einführung der Nationalen Suizidpräventionsstrategie unterschiedlich

Wie beurteilen Sie den Stand der Nationalen Suizid-Präventionsstrategie auf Maßgabe der WHO? Befürworteten Sie eine Nationale Suizid-Präventionsstrategie für Deutschland? Mit welchen Maßnahmen unterstützen Sie deren Umsetzung? Welche Konzepte hat Ihre Partei zur Reduktion der Selbstmordrate?

Bündnis 90/ Die Grünen

Für uns GRÜNE hat die Suizidprävention eine große Bedeutung. Noch immer sterben in Deutschland jährlich mehr als 9.000 Menschen durch Suizid. Und noch immer ist das Thema Suizid in unserer Gesellschaft tabuisiert und mit Vorurteilen belastet. Diese Tabus müssen wir überwinden, damit Betroffene sich trauen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Menschen in schweren Krisen dürfen nicht allein gelassen werden, sondern müssen niedrigschwellig und schnell qualifizierte Hilfe finden. Trotz einer rückläufigen Entwicklung seit den 1980er Jahren müssen weitere Anstrengungen zur Vermeidung von Suiziden und Suizidversuchen unternommen werden, um betroffenen Menschen und deren Angehörigen frühzeitig Auswege in Form von Behandlung, Unterstützung und Prävention anzubieten.

Teil einer umfassenden Strategie zur Verringerung der Zahl von Suiziden und Suizidversuchen muss auch die Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung sein.

CDU/CSU

CDU und CSU setzen sich für die Suizidprävention und die Reduktion der Selbstmordrate ein. Dazu gehört aus unserer Sicht, die Situation von psychisch kranken Menschen weiter zu verbessern – und das in allen Bereichen, von der Aufklärung über die Entstigmatisierung bis hin zur Behandlung.

Wir setzen uns für die Förderung eines offenen gesellschaftlichen Klimas und für einen vorurteilsfreien Umgang mit psychischen Erkrankungen ein. Das ist aus unserer Sicht eine wichtige Voraussetzung für die Prävention und die Versorgung psychischer Erkrankungen und damit auch für die Suizidprävention.

Mit der "Offensive Psychische Gesundheit" soll ressort- und bereichsübergreifend für mehr Offenheit mit dem Thema psychische Gesundheit geworben werden. Auch sollen die Präventions- und Beratungsangebote stärker miteinander vernetzt werden. Von dieser Initiative erhoffen wir uns wichtige Impulse, damit psychiatrische Behandlung, medizinische Rehabilitation und die Prävention und Beratung ineinandergreifen.

Darüber hinaus wollen wir an bestehenden Maßnahmen und Projekten zur Verbesserung der Versorgung von Risikogruppen für suizidales Verhalten anknüpfen.

Die Linke

Das nationale Suizid Präventionsprogramm der Bundesregierung (NaSPro) ist nach unserer Ansicht nicht ausreichend, um die Anforderungen des WHO-Konzepts zu erfüllen und die Suizidrate deutlich zu senken.

Nur im Kontext der emotionalen Debatte um Sterbehilfe gab es eine Initiative zu Suizidprävention, die aber zu nur wenigen realen Ergebnissen geführt hat. DIE LINKE fordert hier die volle Umsetzung der WHO-Empfehlung und klare Zielvorgaben, an denen sich die Strategie messen lassen muss.

Grundsätzlich geht es jedoch vor allem darum, die Lebensbedingungen der Menschen so zu gestalten, dass sich möglichst wenige Menschen in einer so ausweglosen Situation sehen, dass sie sich das Leben nehmen möchten. Spezielle Suizidprävention ist wichtig, kann hier aber nur Spitzen abfedern.

Wichtig ist daher besonders eine sozial gerechte Gesamtpolitik, die die Menschen mit ihren Wünschen nach Selbstbestimmung und Teilhabe ernst nimmt.

FDP

Wir unterstützen sowohl zielgerichtete Vorhaben zur Suizidprävention als auch die Implementierung von entsprechenden Interventionsmöglichkeiten. Allerdings handelt es sich hier zunächst um eine Aufgabe der Selbstverwaltung, entsprechende Vorschläge zur Umsetzung einer Strategie vorzulegen.

Piratenpartei

Seit vielen Jahren ist die Zahl der Suizide rückläufig und einen großen Anteil hat hier auch die Präventionsstrategie. Ein Faktor ist der erschwerte Zugang zu Suizidmethoden. Weitere Maßnahmen, wie die Telefonseelsorge und die verschiedenen PsychKG der Länder, haben vermutlich auch dazu beigetragen. Wissenschaftliche Nachweise lassen sich jedoch nur schwer führen.

Die Nationale Suizid-Präventionsstrategie wird positiv bewertet - für jeden Menschen, der zusätzlich gerettet werden kann.

Wir sprechen uns für den Ausbau des Beratungsangebotes aus. Noch wichtiger ist ein
niederschwelliges Angebot auszubauen und besser zu finanzieren (Telefonseelsorge). Gerade im Zusammenhang mit den pandemiebedingten Einschränkungen haben Suizide von Kindern und Jugendlichen zugenommen. Hier muss also auch im Bereich der Jugendämter eine fundierte Beratung und Hilfe zur Verfügung stehen und mit digitalen Mitteln angeboten werden können.

Nicht selten sind es unüberwindbar scheinende wirtschaftliche Probleme, die keinen anderen
Ausweg als den Tod erkennen lassen. Das ist einer von vielen Gründen, warum wir uns für einen Weg zum Bedingungslosen Grundeinkommen aussprechen. Damit sollte zumindest immer das persönliche Auskommen gesichert sein.

SPD

Das erklärte Ziel der SPD besteht in der Reduktion von Suiziden. Deshalb hat unsere SPD-Bundestagfraktion auch ein umfassendes Maßnahmenpaket mit vorgelegt. Im Antrag - Suizidprävention weiter stärken – Menschen in Lebenskrisen helfen (Drucksache 18/12782) wurde die Bundesregierung zu achtzehn konkreten Maßnahmen aufgefordert, deren Umsetzung andauert. Wir werden diesen Umsetzungsprozess genau beobachten und ggf. auch weitere parlamentarische Initiativen ergreifen.