Wahlprüfsteine Psychotherapie

Die Antworten von Bündnis90/Die Grünen, DIE LINKE, FDP, Piraten, SPD und Union anlässlich der Bundestagswahl 2021

Am 26. September 2021 findet die Bundestagswahl statt und Sie können die Volksvertreter:innen für vier Jahre wählen. Wir informieren Sie hier, wie die Parteien Bündnis90/Die Grünen, DIE LINKE, FDP, Piraten, SPD und Union zu relevanten Themen der Psychotherapie stehen. Dabei haben wir den genannten Parteien Fragen über u.a. den Studiengang Psychotherapie, Konzepte für einen schnelleren Zugang zu Therapeut:innen und den Verkauf von Kassensitzen gestellt.

Die Antworten fassen wir für Sie auf dieser Seite zusammen und arbeiten dabei relevante Unterschiede heraus. So wissen Sie, wie Parteien Ihre psychotherapeutischen Anliegen vertreten.

Am Ende eines jeden Abschnitts finden Sie den Link zu den ausführlichen Antworten auf die jeweilige Frage.

1. Der Studiengang Psychotherapie

Der neue Studiengang Psychotherapie wird von allen Parteien unterstützt. Dabei spielt die Erhöhung der Studienplätze für Bündnis 90/ Die Grünen, Die Linke, Piratenpartei und FDP eine besonders große Rolle, da der Bedarf an Psychotherapeuten hoch ist.

Die CDU/CSU unterstützt über die Hochschulpakete die Maßnahmen der Bundesländer, die Studienplatzkapazitäten auszubauen.

Die SPD setzt bei der Erhöhung der Studienplätze auf eine enge Zusammenarbeit mit den Ländern, da die Verantwortung bei den Landeskultusministerien liegt, die Grünen auch auf eine Einbeziehung von Fachhochschulen.

Die FDP, Die Linke, CDU/CSU und die Piratenpartei stehen der Anerkennung ausländischer Abschlüsse offen gegenüber. Insbesondere die FDP verlangt eine unbürokratische Anerkennung, während die Linken betonen, dass der deutsche Maßstab erfüllt sein muss, damit ein ausländischer Abschluss anerkannt werden darf. Bündnis90/Die Grünen machen sich für einen Quereinstieg zur Psychotherapieausbildung von Pädagogen, Heilpädagogen und Sozialarbeitern stark.
Die ausführlichen Antworten zu dieser Frage finden Sie hier.

2. Konzepte für einen schnelleren Zugang zu Therapeuten

Die Wartezeit für einen Psychotherapieplatz betrug am Jahresanfang 2021 etwa 22 Wochen. Damit mehr Menschen einen schnelleren Zugang zu einem Psychotherapie-Platz bekommen, haben die Parteien ihre Ansätze vorgestellt.

Die Piratenpartei und die SPD sehen darin eine Lösung, den Ausbau der Ausbildung zum Psychotherapeuten zu fördern, z. B. durch die Erhöhung der Studienplätze.

SPD, Die Linke und Bündnis90/Die Grünen setzten sich für eine Reform der Bedarfsplanung, die sich zukünftig am tatsächlichen Bedarf orientieren soll, ein.

Die FDP schlägt ebenfalls den Ausbau von Therapieplätzen durch eine deutliche Erhöhung der Anzahl der Kassensitze sowie den Ausbau der schulpsychologischen Beratungsangebote vor.

Auch die CDU/CSU ist für eine Erhöhung der Sitze für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, wo es nötig ist.
Die ausführlichen Antworten zu dieser Frage finden Sie hier.

3. Berufsausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie

Eine Abrechnung mit der gesetzlichen Krankenversicherung für psychotherapeutische Heilpraktiker:innen wird von keiner Partei unterstützt.

Pläne für eine geordnete Berufsausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie wurden ebenfalls von keiner Partei präsentiert.

Die CDU/CSU strebt jedoch eine Reformierung des Berufes an, wie etwa die Einführung von einheitlichen Kriterien der Berufsausübung.

Die ausführlichen Antworten zu dieser Frage finden Sie hier.

4. Psychotherapie per Videotelefonie

Bei dem Thema der psychotherapeutischen Videositzungen haben die Parteien sehr unterschiedliche Meinungen.

Die SPD sieht darin ein großes Potenzial, das vor allem durch die fehlende Flächendeckung der Psychotherapeuten auf dem Land lange Anfahrtswege erspare. Auch die FDP sieht darin eine Chance. Bevor kein Zugang zu einem Therapeuten besteht, müsse man auf Videotelefonie zurückgreifen.

Die Sicherung der Qualität sieht die FDP jedoch in der Selbstverwaltung im Gesundheitssystem und nicht in der Politik.

Die CDU/CSU sieht darin ein gutes ergänzendes Angebot. Ob eine digitale Therapie, für den/die Patienten/Patientin infrage komme, sollte jedoch vorher mit den Therapeutinnen und Therapeuten evaluiert werden.

Die Grünen und Linken sehen in den Videositzungen eine Ergänzung und keinen Ersatz für ein persönliches Gespräch. Die Piratenpartei weist ebenfalls darauf hin, dass es sich um eine Ausnahme handeln sollte und kein Wissen über die Wertigkeit solcher Sitzungen vorliege.
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5. Nationalen Suizid-Präventionsstrategie

Die Beurteilung der nationalen Suizidprävention fällt unter den Parteien verschieden aus.

Die Linken sehen das Präventionsprogramm der Bundesregierung als nicht ausreichend an. Der Staat müsse Menschen mehr unterstützen, damit es erst gar nicht zu solchen Situationen kommt. Ähnlich sieht es die Piratenpartei. Sie will den Ausbau des Beratungsangebotes fördern und betont wirtschaftliche Probleme als Verursacher von Suiziden. Daher sieht die Piratenpartei die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens als Lösung an.

Die Grünen setzen auf Enttabuisierung, eine Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung insgesamt und eine dadurch verbesserte Früh-Erkennung.

Die Reduktion der Selbstmordrate ist selbsterklärtes Ziel der SPD. Sie weist auf ein Maßnahmenpaket der Bundestagsfraktion hin, dessen Umsetzung jedoch dauert.

Die CDU/CSU setzt sich für eine bessere Lage von psychisch kranken Menschen ein, vor allem in den Bereichen Aufklärung, Entstigmatisierung und Behandlung.

Grundsätzlich unterstützt die FDP die Suizidprävention, allerdings sehen sie den Zuständigkeitsbereich in der Selbstverwaltung.
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6. Psychotherapie-Richtlinie aus dem Jahr 2017

Die Psychotherapeuten-Richtlinie aus dem Jahr 2017 wird von den meisten Parteien als unzureichend kritisiert.

Die Piratenpartei sieht eine Verschlechterung der Lage. Die Grünen sehen Nachbesserungsbedarf sowie grundlegende Reform der psychotherapeutischen Bedarfsplanung.

Die SPD hält die Zuständigkeit der Selbstverwaltung durch das bestehende Normen-Gremium „Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA)“ für sinnvoll. Damit wird die Zuständigkeit weg von der Legislative zur Verwaltungsebene delegiert.

Eine Neuordnung der Bedarfsplanung und der Versorgungsstrukturen fordern die Linken.

Die CDU/CSU erachtet die Psychotherapie-Richtlinie als geeignet.

Die FDP sieht den Zuständigkeitsbereich nicht in der Politik, sondern in der Selbstverwaltung beim G-BA.
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7. Verkauf von Kassensitzen

Der Verkauf von Kassensitzen ist ein umstrittenes Thema. Oftmals werden diese gewinnbringend verkauft, was die Preise der Sitze steigen lässt. Berufseinsteiger:innen werden dadurch finanziell stark belastet.

Die Grünen und die Linken sehen den Verkauf von Kassensitzen generell als eine falsche Praktik an.

Die Linken fordern zudem eine Begrenzung des Verkaufspreises von Kassensitzen, was auch die Piratenpartei unterstützt.

Die SPD fordert eine Einführung von objektiven Kriterien bei der Wertbestimmung der Praxen und die FDP schlägt vor, die Anzahl der Kassensitze und die Zahl der Studienplätze zu erhöht.

Auch die CDU/CSU schlägt die Erhöhung der Sitze für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten vor, wo es nötig ist.
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8. Einführung der Rasterpsychotherapie

Die Forderung nach einer Rasterpsychotherapie, wie es das CDU-geführte Bundesministerium der Gesundheit vorgeschlagen hatte, hielten alle anderen hier befragten Parteien für falsch.

So konnte die Umsetzung dieses völlig an der Realität von Hilfesuchenden und Psychotherapie vorbeigehende Ansinnen verhindert werden.

Die CDU/CSU schrieb in ihrer Antwort jedoch ebenfalls, dass sie Raster für die psychotherapeutische Versorgung ablehnen.
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