Umfrage Psychotherapie 2011

Studie zur Seelischen Gesundheit und Psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland im Jahr 2011

12.08.2012 Von Mathias Petri

Die vorliegende Studie basiert auf einer Online-Umfrage anlässlich der Woche der Seelischen Gesundheit aus dem Oktober 2011. Es handelt sich dabei um die zweite Welle der im Herbst 2008 zum ersten Mal durchgeführten Onlinebefragung „Psychotherapie in Deutschland – Versorgung, Zufriedenheit, Klima“. Beide Erhebungen erfolgten durch die researchnow GmbH. In 2011 wurden 338 Personen, die älter als 16 Jahre sind, interviewt. Die Online-Studie ist nach Alter und Geschlecht bevölkerungsrepräsentativ.

Der Bedarf an Psychotherapie ist ungebrochen

Die Seelische Gesundheit ist sehr wichtig für das eigene Wohlbefinden. Fast alle Befragten gaben an, sie halten die Seelische Gesundheit für „eher bis sehr wichtig“ für das eigene Wohlbefinden. Diese Bedeutung erhöht Bereitschaft und Ernsthaftigkeit, sich um einen Psychotherapieplatz zu bemühen.
Rund die Hälfte aller Umfrageteilnehmer fühlte sich auch 2011 wieder psychisch belastet. Viele der stark belasteten Personen möchten zeitnah eine Psychotherapie beginnen.
Insbesondere der kurzfristige Bedarf ist gestiegen: Je größer der Leidensdruck, desto stärker war der Wunsch nach einem schnellen Therapiebeginn. Rund zwei Drittel der Menschen, die sich „sehr stark belastet“ fühlten, strebten einen Therapiebeginn binnen einen Jahres an. 2008 wollte demgegenüber nur gut die Hälfte der sehr stark Belasteten innerhalb von 12 Monaten mit einer Therapie beginnen.
Dieser offensichtlich dringende Bedarf an Psychotherapie wurde bei einer Vielzahl von Betroffenen, insgesamt bei etwa gut 40 Prozent der Hilfesuchenden, gar nicht, zu spät oder unzureichend gedeckt.

Psychotherapie lindert Leiden

80 Prozent der Befragten, die bereits eine Psychotherapie durchgeführt oder zumindest begonnen hatten, gaben an, dass ihnen die Therapie auch geholfen habe. Psychisch belastete Menschen fühlten sich nach dem Abschluss einer als hilfreich empfundenen Psychotherapie, deutlich seltener „sehr stark belastet“, als Menschen, die gerade eine Therapie machen oder noch auf einen Therapieplatz warten.

Die Psychotherapeutische Versorgung: Vielfältiger Handlungsbedarf

Immer noch bestehen auf dem oft mühevollen Weg zu einer geeigneten Psychotherapie systembedingte Hindernisse. Rund elf Prozent der Suchenden hatten die Suchbemühungen vor der Onlinebefragung wieder eingestellt. Weitere 17 Prozent waren noch auf der Suche. Ein knappes Drittel dieser „erfolglos“ Suchenden benötigte für die Suche bereits länger als 12 Monate.

Fazit: Der Weg zu einer hilfreichen Psychotherapie ist nach wie vor oft steinig, aber häufig lohnt er sich.

Nach wie vor reicht einerseits das bestehende psychotherapeutische Angebot nicht aus und andererseits wird die gezielte Aufklärung über konkrete Krankheitsbilder und ein passendes, hilfreiches psychotherapeutisches Angebot vermisst: Ausgebuchte Praxen, lange Wartezeiten, zu wenige von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlte Therapieplätze, fehlende Praxen auf dem Land, also grundsätzlich zu wenige Therapeuten und undurchsichtige Informationen zum therapeutischen Angebot führten viele Befragte als wesentliche Gründe für ihr Scheitern beim Finden eines Therapieplatzes an.

Hatten die Betroffenen hingegen den Schritt in die Praxis geschafft, fühlten sie sich häufig schlecht betreut, weil sie entweder kein Vertrauen zu dem vor ihnen sitzenden Therapeuten aufbauen konnten oder den Therapeuten als nicht kompetent und seine Arbeit als nicht hilfreich wahrnahmen. Immerhin 20 Prozent der Hilfesuchenden sagten, dass ihnen die durchgeführte Psychotherapie nicht geholfen habe.